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"Darf ich dich was fragen?", meint Alex nach einer Weile. "Hmm?" - "Glaubst du, das war Absicht?". Lisa überlegt lange. "Ich weiß es nicht, vom Richter wurde er freigesprochen, der sah es als Unfall. Ich glaube, er wollte uns stoppen, aber das es so ausging, das wollte er nicht, so skrupellos ist er nicht." - "Habt ihr noch Kontakt?" - "Nein. Er versuchte es zwar lange, aber ich will mit ihm nichts mehr zu tun haben. Seit ein paar Monaten ist er abgetaucht, keine Ahnung, wo er ist".

Die beiden sitzen schweigend da, Lisa hat ihren Kopf auf seiner Schulter abgelegt und irgendwann gähnt sie verhalten. Alex schaut sie schmunzelnd an. "Na komm, Sonnenschein, lass uns schlafen gehen". Überrascht sieht sie ihn an. "Alex, ich ...". Sie wird von einem liebevollen Kuss unterbrochen. "Ich lass dich jetzt nicht allein" - "Aber ..." - "Ich will neben dir einschlafen und aufwachen, dich im Arm halten und mich an dich kuscheln - nicht mehr und nicht weniger, Lisa. Bleib bitte". Lisa schaut ihm in die Augen und nickt. Alex beginnt zu lächeln und zeigt ihr das Bad. Er gibt ihr eine Zahnbürste und ein Handtuch, legt ihr ein T-Shirt hinein und geht  dann zurück ins Wohnzimmer. Er versinkt in Gedanken, bis er von Lisa umarmt wird. "Mmmh, mein Duschgel riecht gut an dir", grinst er und steht auf. Er zieht sie an sich und gibt ihr einen kurzen Kuss. "Das Schlafzimmer ist die letzte Tür rechts, ich dusch auch schnell. Machs dir gemütlich". Er verschwindet im Bad und Lisa tapst durch den Gang und öffnet die Tür. Sie tastet nach dem Lichtschalter und schaut sich um. Das große Bett steht gegenüber der Tür an der Wand, links davon ist eine Kommode unter dem Fenster und rechts steht ein großer Schrank. Über dem Bett hängt ein abstraktes Gemälde, auf der Kommode steht ein Foto, auf dem eine Familie zu sehen ist, daneben ein Porträt von einem Mädchen. Lisa bleibt davor stehen und betrachtet es lange. "Meine Familie und meine Schwester", sagt Alex, der mittlerweile hinter ihr steht. Lisa zuckt zusammen, sie hat ihn nicht gehört. "Sorry, ich wollte nicht neugierig sein", meint Lisa leise. "Quatsch, das ist doch nicht neugierig". Alex schließt sie in die Arme. "Brr, du bist ja ganz kalt", flüstert er an ihrer Schläfe, nimmt ihre Hand und zieht sie zum Bett. "Welche Seite willst du?" - "Das ist dein Bett, ich nehm die Seite, die frei ist". Alex lacht auf und Lisa sieht ihn skeptisch an. "Dann musst du entweder auf dem Boden oder auf mir schlafen, weil ich meistens den ganzen Platz brauche. Obwohl mir die zweite Variante durchaus gefallen würde", zwinkert er ihr zu. Er lässt sich ins Bett fallen und klopft neben sich auf die Matratze. "Na, komm her, Sonnenschein". Zögernd legt sie sich neben ihn. Alex dreht sich zu ihr, wirft die Decke über sie beide und schmiegt sich an sie. "Gute Nacht, Sonnenschein" "Gute Nacht, Alex". Er merkt, dass Lisa ziemlich angespannt neben ihm liegt, und beginnt, sanft an ihrem Arm auf und ab zu fahren, was sie irgendwann beruhigt und sie entspannen lässt. Alex  schließt die Augen, atmet ihren Duft ein und gleitet in einen ruhigen Schlaf.

Als er am nächsten Morgen aufwacht, liegt Lisa an ihn gekuschelt in seinem Arm, ein Bein auf seinem Oberschenkel, ihr Kopf auf seiner Brust. Er schmunzelt und gibt ihr einen Kuss auf die Haare, aber sie schläft noch. Er schließt nochmal die Augen und genießt ihre Nähe, bis sie sich bewegt und auch langsam wach wird. "Guten Morgen Sonnenschein. Gut geschlafen?" - "Morgen", murmelt sie und hebt den Kopf, um ihn anzusehen. Sie trifft auf seinen liebevollen Blick. "Wie kann man nur so früh schon so gut gelaunt sein?", grummelt sie und vergräbt ihren Kopf wieder an seiner Brust, die leicht vibriert als er lacht. "Wie spät ist es?" - "Kurz vor acht. Kaffee?" - "Mhmm, gern" - "Dann musst du von mir runtergehen, Liebes" - "Ich mag noch nicht". Er schmunzelt und dreht sich mit ihr im Arm, so dass sie jetzt unter ihm liegt. "Ich denke, dein Café wartet auf dich". Er gibt ihr einen zärtlichen Kuss und als er sich von ihr lösen will, legt sie ihre Arme um ihn und zieht ihn wieder zu sich. "Gut, dass ich meine eigene Chefin bin", sagt sie leise und sie versinken in einem innigen Kuss. Ihre Hände begeben sich auf Wanderschaft auf seinem Körper, doch als sie seinen Bauch streichelt, hält er sie fest und unterbricht den Kuss. Verletzt schaut sie ihn an. "Warum?" - "Weil du was Besonderes bist und keine schnelle Nummer. Wir müssen beide zur Arbeit, und wenn ich das erste Mal mit dir schlafe will ich, dass es ohne Zeitdruck passiert". Er steht auf und reicht Lisa die Hand, die ihn total verdutzt anschaut, dann aber seine Hand nimmt und sich aus dem Bett ziehen lässt. Nachdenklich folgt sie ihm in die Küche und setzt sich an den Tisch. "Was willst du essen? ... Lisa? Hallo, Erde an Lisa", Alex wedelt mit seiner Hand vor ihrem Gesicht herum und sie sieht ihn verwirrt an. "Was?" - "Was willst du essen?" - "Nichts, nur Kaffee bitte" - "Alles okay?" - "Ja ... ja, passt schon". Stirnrunzelnd stellt er ihr eine Tasse Kaffee hin und setzt sich zu ihr. "Was ist los, Lisa?" - "Nichts" - "Lisa, das stimmt nicht und das wissen wir beide" - "Das war das erste Mal, dass ich abgewiesen wurde und das ... tut weh", flüstert sie und senkt den Blick auf ihre Hände, die die Tasse umklammern. "Ich hab dich nicht abgewiesen, Sonnenschein". Alex nimmt ihren Kopf in die Hände und zwingt sie so, ihn anzusehen. Er sieht Tränen in ihren Augen schimmern. "Scheiße, nein, Lisa, so war das doch nicht gemeint. Ich will jeden Millimeter deiner Haut erkunden, schmecken und fühlen können, ohne  Angst haben zu müssen, dass einer von uns immer die Uhr im Blick hat. Und ich will, dass du das genauso genießen kannst wie ich es definitiv tun werde, Liebes". Sanft fährt er mit seinem Daumen ihre Lippe nach, bevor er sie zärtlich küsst. Er legt sein Stirn an ihre. "Lisa, ich weiß nicht, wie es dir geht - aber du bist kein Abenteuer für mich. Du bist die Frau, mit der ich mir eine Beziehung vorstellen kann, mit der ich streiten und mich wieder versöhnen will, neben der ich einschlafen und wieder aufwachen möchte". Sprachlos schaut sie ihn an und er erwidert ihren Blick fest aber liebevoll. "Ich muss gehen", sagt sie und steht hastig auf, doch Alex hält sie zurück. "Ich fahr dich" - "Nein  Alex, ich ... ich brauch jetzt Zeit, um nachzudenken". Er mustert sie traurig, nickt aber dann. "Danke für die letzten Stunden. Ich hab sie sehr genossen". Er legt eine Hand an ihre Wange, dreht sich dann aber um und geht ins Wohnzimmer. Lisa schaut ihm kurz nach und verlässt dann vollkommen durcheinander seine Wohnung.

Draußen geht sie einfach drauf los, ohne zu wissen wohin. Alex Worte geistern in ihrem Kopf herum und sie ist tief in Gedanken versunken. Irgendwann hört sie ein Auto bremsen und hupen. Erschrocken schaut sie auf. "Hey Lady, sind sie lebensmüde?" - "Entschuldigung". Lisa will weitergehen, wird aber am Arm festgehalten. "Liz?". Sie schaut ihr Gegenüber an und wird blass. Vor ihr steht Fabian. "Liz, ist alles okay mit dir? Du bist ja total durch den Wind" - "Lass mich los", flüstert sie. Fabian löst seinen Griff, bleibt aber bei ihr stehen. "Soll ich dich heim fahren?" - "Du glaubst doch nicht ernsthaft, dass ich ausgerechnet zu dir in ein Auto steige?" - "Es war keine Absicht, Liz", sagt er leise. "Es vergeht kein Tag und keine Nacht, wo ich nicht wünschte, das ungeschehen machen zu können. Ich war ein Arsch, ich hatte eine Traumfrau an meiner Seite und meinte trotzdem, was Besseres könnte noch kommen. Doch es gibt nichts Besseres als dich. Ich weiß, dass ich dir verdammt wehgetan hab mit meinen Frauengeschichten. Und dass ich Tina getötet hab, verzeih ich mir nie" - "Verschwinde einfach wieder aus meinem Leben, Fabian". Lisa wischt sich Tränen vom Gesicht und läuft von ihm weg. "Das kann ich nicht, Liz. Ich werde um dich kämpfen, bist du wieder mein bist", ruft er ihr hinterher.

Love - The melody of our heartsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt