Mittlerweile ist etwas mehr als ein halbes Jahr vergangen. Lisa hat sich dazu entschlossen, das Baby zu bekommen. Sina, Jo und Sam sind immer für sie da und muntern sie auf, wenn sie wieder in ein Loch fällt, was aber immer seltener vorkommt. Gerade steht sie vor der Kaffeemaschine in ihrem Café, als sich von hinten Arme um ihren Kugelbauch legen. Langsam dreht sie sich um und sieht in die Augen von Alex, der seinen Blick auf ihren Bauch senkt. „Na, du hast dich ja schnell getröstet!", sagt er eisig und stürmt aus dem Café. „Liz, wo hast du ... Liz?" Jo kommt aus dem Lagerraum und schaut erschrocken auf Lisa, die gerade tränenüberströmt am Boden kauert. „Liz, was ist los?" – „Alex ... Alex. Er war grade hier". Jo hilft ihr, sich auf einen Stuhl zu setzen, dann schließt er die Tür zum Lokal zu, Gäste waren noch keine da, und setzt sich zu ihr. „Er meint, ich hab mich schnell getröstet", schluchzt sie. „Ach Kleines, beruhig dich bitte. Das tut dir und der Kleinen nicht gut". Er hält sie fest im Arm und wählt mit der anderen Hand Sinas Nummer. „Sina, kannst du bitte heute die Schicht im Café übernehmen?" – „Ich kann erst mittags, wenn das reicht. Warum, was ist denn los?" – „Das passt schon, dann wird halt heute erst später aufgemacht. Alex ist wieder da" – „Ja, ich hab ihn schon gesehen. Sag bloß, er war im Café?" – „Jupp, war er. Und er ist immer noch der gleiche Idiot. Ich muss aufhören, Liz geht's nicht gut. Kommst du dann, wenn du Zeit hast?" – „Ja klar, mach ich. Pass mir gut auf Lisa auf!" – „Immer, das weißt du doch". Besorgt schaut er Lisa an, die mittlerweile blass im Stuhl hängt und die Augen geschlossen hat. „Jo, ich hab Schmerzen", flüstert sie und Jo wählt sofort den Notruf.
Innerhalb von wenigen Minuten stehen ein Rettungswagen und ein Notarzt vor der Tür. Sie nehmen Lisa mit und sie kommt sofort auf die gynäkologische Station. Dort wird sie untersucht und bekommt gleich eine Infusion gelegt. Jo kommt kurz darauf auch an und setzt sich zu ihr. „Kleines", flüstert er mit belegter Stimme und sie öffnet die Augen. „Ist alles okay mit euch?" – „Ja, der Arzt kommt gleich nochmal". Wie aufs Stichwort öffnet sich die Tür. „Guten Tag, sind Sie der Vater?" Jo schmunzelt. „Nein, aber er darf hierbleiben" – „Wenn Sie das so wollen. Also, Sie bleiben jetzt ein paar Tage hier, haben Bettruhe und werden beobachtet. Sollte sich Ihr Zustand verschlechtern oder sie Wehen bekommen, müssen wir das Baby sofort holen. Aber im Moment zählt jede Stunde. Sie bekommen vorsorglich Spritzen zur Lungenreifung, da sie ja erst in der 32. Schwangerschaftswoche sind. Aber keine Angst, das Baby hat gute Chancen zu überleben, es ist zwar noch klein, aber wir haben auch gute Kinderärzte hier im Haus. Wie gesagt, jeder Tag zählt! Haben Sie noch Fragen?". Völlig überrumpelt schüttelt Lisa den Kopf, ihr stehen schon wieder Tränen in den Augen. „Wenn Ihnen etwas einfällt, einfach fragen. Auch die Schwestern können Ihnen in vielen Sachen weiterhelfen. Einen schönen Tag noch!". Mit diesen Worten ist der Arzt auch schon wieder verschwunden und Lisa und Jo sehen sich an. „Meinst du, ich kann in ein anderes Krankenhaus?", fragt Lisa leise. „Warum?" – „Jo, Alex arbeitet hier. Die arbeiten doch mit der Kinderstation zusammen. Ich will nicht, dass ..." – „Kleines, er ist ein guter Arzt und ihr seid hier in den besten Händen. Du bleibst hier, hier können wir dich auch immer besuchen, das nächste Krankenhaus mit Kinderstation ist eine halbe Stunde von hier, da geht das nicht mehr so einfach. Basta!" – „Basta?" – „Ja, Machtwort gesprochen". Jetzt muss Lisa lachen und Jo grinst sie an. „Ach, was würd ich nur ohne dich machen?" – „Keine Ahnung, ein langweiliges Leben haben?" – „Ich hab dich lieb, Jonas" – „Ich hab dich auch lieb, Kleines. Ich muss dann aber mal, Sina ein bisschen unter die Arme greifen" – „Ach ja, was machen wir mit dem Café?" – „Lass uns nur machen, wir ändern die Öffnungszeiten etwas, dann klappt das schon" – „Wirklich?" – „Ja, wirklich" – „Ihr seid die Besten" – „Ich weiß", zwinkert er ihr zu und verlässt dann das Zimmer.
Alex sitzt in der Zwischenzeit auf seinem Sofa und hat bereits das dritte Bier in der Hand. Er ist enttäuscht von Lisa und richtig wütend auf sie. Er hätte nie gedacht, dass sie sich so schnell an einen anderen wirft und dann auch gleich schwanger wird. Ja, sie hatten immer wieder Auseinandersetzungen, weil sie Kinder wollte und er eher nicht, aber so kurz nach seiner Abreise? Er stellt die leere Flasche mit einem Knall auf seinen Tisch. Mehr darf er heute nicht trinken, er muss morgen zum Frühdienst ins Krankenhaus. Er steht auf und holt sich ein Foto aus seinem Geldbeutel. Das Bild ist schon sehr abgegriffen und zeigt ihn mit Lisa am Strand, das war ein paar Tage, bevor er abreisen musste. Damals war die Welt noch in Ordnung, jetzt ist sie ein Scherbenhaufen. Eine Träne läuft ihm über die Wange und tropft auf das Bild, gefolgt von noch einer und noch einer, bis er sich an der Wand nach unten rutschen lässt und er seinen Kopf auf den Knien ablegt. Irgendwann rappelt er sich auf, stellt den Wecker und fällt in einen unruhigen Schlaf.
„Ach du Schande, wie siehst du denn aus?", begrüßt ihn sein Kollege, als Alex am nächsten Morgen auf Station auftaucht. „Beschissen", grummelt Alex und holt sich gleich mal einen Kaffee. „Na pass bloß auf, dass die Kinder heute nicht vor dir davonlaufen", grinst ihn Chris an. „Haha ... gibt's was Neues?" – „Ja, das wirst du gleich noch hören. Machst du eigentlich deine Lesestunden weiter?" – „Ja, wollte ich schon. Da werden ja nicht mehr viele Kinder sein, die ich kenne, oder?" – „Nein, aber das kannst du ja mit deiner Freundin klären". Alex verschluckt sich an seinem Kaffee. „Wie bitte?", hustet er. Chris schaut ihn überrascht an. „Ja, die Kleine, Lisa, die du manchmal dabei hattest, die mit Lena und Alina so gut konnte. Die war jeden Samstag hier und hat da weitergemacht, wo du aufgehört hast, auch als sie bereits ziemlich schwanger war". Völlig verdutzt schaut Alex ihn an. „Du wusstest das nicht?" – „Nein" – „Weißt du das wenigstens?". Chris reicht ihm eine Krankenakte. Alex nimmt sie und als er den Namen sieht, stockt er kurz, dann blättert er um. Er blättert nochmal zurück und liest die Aufnahmezeit, dann lässt er die Akte sinken und schließt die Augen. „Du wusstest es nicht", stellt Chris trocken fest. „Nein", antwortet Alex leise. Dann schaut er nochmal die Daten an, beginnt zu rechnen und haut sich dann die Akte vor den Kopf. „Ich bin so ein Idiot". Fragend sieht Chris ihn an. „Es ist so viel passiert, bevor ich weg bin. Gestern wollte ich sie überraschen und ... ich wusste nicht, dass sie schwanger ist und war einfach überrumpelt" – „Und?" – „Ich dachte, das Kind ist von einem anderen und hab ihr das an den Kopf geschmissen" – „Aber?" – „Das Kind ist von mir, Chris. Und sie wurde eingeliefert, kurz nachdem ich so fies zu ihr war. Wenn ihr oder dem Baby was passiert ... das würde ich mir nie verzeihn", sagt Alex tonlos. „Dass dem Baby nix passiert, dafür sind wir ja da, oder? Die oben rechnen damit, dass sie es jederzeit holen müssen, deshalb haben wir schon eine Akte da. Aber ich bin zuversichtlich, dass das Kleine das schafft, und du solltest das auch sein". Alex lässt sich auf einen Stuhl fallen. „Das muss ich jetzt irgendwie erst mal verdauen. Ich werde Papa ... ICH. Das ist ... uff" – „Jetzt hast du erst mal Dienst, Doc Alex. Komm, Übergabebesprechung!"
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Love - The melody of our hearts
RomanceWas passiert, wenn der Drummer einer Band - ein Mann, der nichts anbrennen lässt , auf seine Vorgängerin trifft - eine Frau, die von Männern immer nur enttäuscht wurde. Begleitet Alex und Lisa durch eine turbulente Zeit, mit Höhen und Tiefen, Liebe...