♕49 • Der Weg des Helden♛

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Taehyung

Ich gebe ein räuspern von mir um sie nicht zu erschrecken während ich an sie heran trete, aber obwohl sie mich gehört haben muss, dreht sie sich nicht um. Ihre Zofe sagte mir, dass sie zu dieser Zeit meist hier im Hof ist um zu beten. Sie kehrt gerne an diesen kleinen Tempel zurück, den sie und ihre Mutter erbaut haben und niemand könnte es ihr verübeln.

Der Tempel, der sich bei uns im Schloss befindet ist deutlich größer als dieser hier, aber Illiora ist auch ein Land, das sich mit den Göttern verbunden fühlt. Hier in Skravis allerdings haben die meisten Menschen ihre Hoffnung in die Götter verloren, sie fühlen sich im Stich gelassen und verdammt. Joohyun hat aber eine solch starke Verbindung zu den Göttern, dass sie es zwischen all den verachtenden Blicken dennoch geschafft hat einen solchen Ort zu errichten und dafür wird sie auf Ewig meine hochachtung haben.

„Gibt es einen Grund, warum Ihr Euch seid Tagen in schwarz kleidet?"

„Sprich nicht so mit mir, Taehyung", sagt sie und dreht sich zu mir. Meine Worte scheinen sie tatsächlich verärgert zu haben, dabei waren sie zur aufmunterung gedacht. Seit einigen Tagen verhält sich Joohyun komisch, zurückhalten, als wäre sie nur noch eine Hülle ohne Seele.

Sie verlässt ihr Gemach nur zum täglichen Früchtück und Abendessen, aber sie nimmt nichts zu sich. Sie trägt nur Schwarze Gewänder, das Haar glanzlos und hochgesteckt, die Schminke bleibt weg, sogar die sonst so Blutroten Lippen. Seit dem Tag, an dem sie erfahren hat, dass ihr Vater diese Hexe getötet hat.

„Du wusstest, was er mit ihnen macht. Was ist an dieser hier anders?", frage ich und setze mich neben sie auf die Steinbank. Ihre Augen sind rot und angeschwollen, als hätte sie die ganze Nacht damit verbracht zu weinen, aber jetzt gerade verdrückt sie keine einzige Träne. Ich sehe, dass sie versucht in meiner Gegenwart stark zu wirken.

„Diese Hexe war unschuldig, wie viele vor ihr, aber darum geht es nicht." Sie schließt die Augen und schüttelt den Kopf. „Mein Vater verliert den Verstand, seit er von dieser Prophezeihung gehört hat und ich kann nicht aufhören ständig daran zu denken. Ich versuche diesen Gedanken zu verdrängen, weil er Verrat an meinem Vater bedeuten würde, aber es ist nicht richtig das zu tun."

„Von was für einem Verrat redest du?"

Langsam öffnet sie die Augen und starrt für eine Weile den See an, der nur einige Meter von uns entfernt liegt. In dieser Zeit sagt sie nichts, aber das muss sie nicht, man sieht ihr an, dass sie sich in einem inneren Konflikt befindet. „Diese Prophezeiung, die Münze, die ich dir gab. Sie war silber, silber bis an den Tag, an dem es Göttertränen regnete."

Verwirrt sehe ich sie an und versuche zu begreifen, was sie mir damit sagen will. Sie sprach von einem Verrat ihres Vaters und von der Prophezeiung, die mit ihm in zusammenhang stehen könnte, nämlich dem Ende seiner Herrschaft. Aber was soll mit der Münze sein, die sie mir gab? Sie sagte, Jungkook hat sie ihr geschenkt und sie gebe sie mir, damit ich weiß, dass ich hier Freunde habe.

Ich erinnere mich noch daran, wie fasziniert ich davon war. Eine Münze, so schwarz wie Kohle, aber geprägt wie eine einfache silbermünze und plötzlich schießt es wie ein Blitz durch meinen Körper. Ich runzel die Stirn während ich über das nachdenke, was ich von Göttertränen gelesen habe.

Man sagt, dass der Kummer der Götter über ein bevorstehendes Ereignis so groß werden kann, das ihre Tränen auf die Welt niederfallen. Tränen, die für ihre Kinder ungefärhlich sind, aber echtes Silber schwarz färben wie Gift. Diese Münze, sie hat die gleiche Prägung wie eine, weil sie mal eine war.

„Es geschah kurz vor deiner Ankunft hier in Skravis", sagt Joohyun und dreht den Kopf zu mir, sodass sie mir jetzt in die Augen sehen kann. „Wenn der Regen es hüllt in schwarz."

Der erste Teil der Prophezeihung, der sich bewahrheitet hat. Es war also tatsächlich kein Zufall, dass die Hexe davon sprach. Jahrzehnte lang wurde von Rheos gesprochen und jetzt soll es wirklich sobald sein. Es fällt mir schwer zu glauben, dass eine Geschichte, die man als Kind gehört hat, jetzt wirklich wahr werden soll, aber was mir noch schwerer fällt zu glauben ist die Tatsache, dass es ebenso zufall gewesen sein soll, dass Joohyun meine Ankunft erwähnte, kurz bevor sie von der Prophezeiung sprach.

Sie sprach von Verrat an ihrem Vater, Verrat über den sie das erste Mal spricht und das nachdem er diese Hexe getötet hat. Sie ist in einem inneren Konflikt mit sich selber, weil sie sich zwischen ihrem Vater und einem Mann entscheiden muss, den sie nicht einmal kennt, den keiner kennt.

Oder aber sie glaubt ihn zu kennen. Nein, es war kein Zufall, ich sehe es an dem glänzen ihrer Augen, ich ehe was sie mir als nächstes sagen wird.

„Sag es nicht, Joohyun."

„Aber hast du keine Sekunde darüber nachgedacht?", fragt sie und sieht mich mit großen Augen an, aber ich schüttle den Kopf.

„Nein, habe ich nicht. Prophezeiungen sind nur Hoffnungen, verstehst du nicht? Ich kann mir zur Zeit keine weiteren leisten."

Ich sehe, wie sehr es sie beschäftigt und wie es sie drängt, das loszuwerden, was sie denkt, aber etwas anderes dringt an den Vordergrund. Sie hatten den Mund leicht geöffnet, um was zu sagen, um mich weiter davon überzeugen zu können, aber sie schließt ihn und lehnt sich ein wenig zurück als sie merkt, wie weit wir beide uns vorgelehnt haben während wir diskutierten.

Das Gesicht, das eben zum ersten Mal wieder Hoffnungsvoll gewirkt hat, wird wieder überschattet von Trauer. „Ist das der Grund, warum du dich mit den Vorbereitungen für die Verlobungsfeier abgefunden hast? Ist da keinerlei Hoffnung mehr in dir?", fragt sie und vermeidet es mich anzusehen. Sie starrt wieder in die leere, wirkt viel mehr mit ihren Gedanken beschäftigt, als mit mir.

„Kannst du mir erklären, wovon du sprichst? „

„Ich spreche von Jungkook und dir, Taehyung." Mein ganzer Körper erstarrt und ich fluche in mich hinein als sie jetzt den Blick hebt und mich ansieht. Leugnen wäre überflüssig, auch ohne mich selber zu sehen weiß ich, dass man mir die Lüge jetzt schon ansieht. „Ich hätte niemals gedacht, dass ihr beide euch verlieben würdet, ich habe noch nie so viel Verärgerung in den Augen von jemandem gesehen wie in deinen, wenn du Jungkook angesehen hast."

Sie schmunzelt und senkt den Kopf um den Anflug eines Lächelns zu verstecken. Ich bin immer noch überrascht von der Tatsache, dass sie sowohl ihren Bruder als auch mich so leicht durchschaut hat und ich sollte Angst haben, denn wenn sie es weiß, könnten es vielleicht auch andere wissen, aber als ich das Lächeln in ihrem Gesicht sehe, schleicht sich eines auf mein eigenes Gesicht.

„Dein Bruder ist ein Trottel", sage ich und schüttle den Kopf als ich an all die Dinge zurück denke, die er getan und gesagt hat.

„Er ist ein Idiot, aber er ist einer der guten." Sie spielt an dem Ring an ihrem rechten Ringfinger herum, ihrem Ehering. Joohyun hat mir von ihrem ersten Ehemann erzählt und sie sagte mir, dass sie ihn sehr geliebt hat, so sehr, dass sie während ihrer Trauerzeit auf alles materiell überflüssige verzichtet, außer auf diesen Ring.

Sie räuspert sich, setzt sich gerade hin, nimmt meine Hände in ihre und sieht mir in die Augen. „Ich werde dich heiraten, Kim Taehyung, egal was passiert, aber du solltest es nicht tun." Verwirrt sehe ich sie an und will ihr meine Hände entreißen, aber sie hält sie fest und sieht mir weiterhin in die Augen.

„Dieser Trottel liebt dich und auch wenn wahrscheinlich du von euch beiden die harte Nuss bist, liebst du ihn auch, das weiß ich. Ich werde dir nicht sagen, was du tun sollst, ich werde dir nicht sagen das du die Hochzeit absagen sollst, aber ich werde dir sagen, dass du die richtige Entscheidung treffen solltest und das ich dir niemals verzeihen werde, wenn du unglücklich wirst."

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