♕59 • Des Königs Geheimnis♛

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Taehyung

Es ist schwer zu übersehen, dass in diesen Gemächern der Kronprinz eines der mächtigsten Länder lebt, denn jeder Gegenstand in den beiden Räumen, die nur ihm zur Verfügung stehen, schreit nach Macht und Gold. Ich versuche mir nicht anmerken zu lassen, was ich gerade denke, aber die Wahrheit ist, dass ich mir Jungoooks Gemach anders vorgestellt hatte.

Alles hier drin, von dem für eine Person viel zu großen Bett, bis über zu dem riesigen Schrank, der eine gesamte Wand bedeckt und den vielen Dekorationen aus Gold und Edelsteinen, erinnert mich viel mehr daran wie König Jeon lebt, nicht Jungkook. Ich spüre, wie sein Blick auf mir ruht, wie er jede meiner Bewegungen verfolgt und darauf wartet, dass ich etwas sage, aber ich kann nicht ignorieren, dass sich eine leichte Welle der Enttäuschung in mir breit macht.

Jungkook lebt bereits sein ganzes Leben hier, es ist sein zu Hause und das wird es für immer bleiben, sobald er König ist. Das kleine Haus, in dem wir gewesen sind, haben er und Joohyun eingerichtet, darin ist so vieles, was ihnen wichtig ist und was ihnen hilft sich an jene zu erinnern, die nicht mehr bei uns sind, aber dieser Raum hat nichts von all dem. Wenn ich mich hier umsehe, sehe ich nichts von Jungkook. Ich sehe nur den Mann, den der König zu seinen Gunsten zu formen versucht.

„Du siehst nicht begeistert aus", sagt er irgendwann in die Stille hinein und tritt näher an mich heran.

Ich drehe mich zu ihm und zucke mit den Schultern. „Ich hätte mehr von dem selbstverliebten Prinzen aus dem Süden erwartet. Vielleicht einige Selbstporträts?"

Er schnaubt und schüttelt den Kopf. „Vater erlaubt keine persönlichen Sachen in unseren Gemächern. Zumindest keine offensichtlichen."

Verwirrt runzle ich die Stirn und möchte ihn gerade fragen, aus welchem Grund dieses Verbot existiert, aber da geht er an mir vorbei und auf die Kommode zu, die gegenüber vom Bett steht. Ich dachte, dass ich bereits alle Seiten des Königs kennengelernt habe, aber scheinbar steckt hinter seinem komplexen Charakter noch viel mehr. Menschen sind komplizierte Wesen, man kann Jahre damit verbringen sie zu beobachten, zu erforschen und verstehen zu wollen, aber egal wie tief man gräbt, man wird sie nie verstehen. Sie verstehen sich ja selber nicht.

Der König ist keine Ausnahme, ganz im Gegenteil, er ist einer der komplexesten Menschen, die ich je getroffen habe. Zwei Jahre sind zu wenig um zu glauben man kennt einen Menschen, meistens kennt man ihn selbst dann nicht wirklich, wenn man mit ihm aufgewachsen ist. Aber der König ist einer der wenigen Menschen, der in der Lage ist andere zu kontrollieren, mit einfachen Worten und sobald du Kontrolle hast, hast du Macht.

„Vater glaubt, dass jeder, egal ob Freund oder Feind, sich irgendwann gegen dich wendet. Er glaubt, dass persönliche Gegenstände nur Waffen sind, mit denen wir anderen die Möglichkeit geben uns zu vernichten." Er öffnet die mittlere Schublade der Kommode und zieht ein Pergament heraus, dass er scheinbar unter all den anderen Unterlagen versteckt hat.

Verwirrt sehe ich zwischen ihm und der Rolle in seiner Hand hin und her. Das Siegel stammt vom König, aber es ist bereits gebrochen und obwohl ein Pergament nichts ungewöhnliches ist, sieht er mich an, als wäre dieses es sehr wohl.

„Vater glaubt, dass Geheimnisse die mächtigste Waffe eines jeden Wesens sind." Kurz wandert sein Blick etwas unsicher zu der Rolle, bevor er ihn wieder hebt und mich fast schon traurig ansieht, als würde das, was darin steht auch für mich nichts gutes bedeuten. „Aber ich habe dir versprochen, dass es keine Geheimnisse mehr gibt. Nie wieder."

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