Prolog

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Trotz meines beschissenen Daseins startete ich in mein Leben eigentlich ganz normal wie jeder andere Mensch auch. Wie jeder andere wurde ich natürlich geboren, das geschah bei mir an einem sonnigen Tag im Juni. Die ersten drei Jahre lebte ich mit meinen Eltern unweit von der Stadt Inverness. Obwohl ich mich selbst kaum an diesen Ort erinnerte, erzählten mir meine Eltern stets von den Highlands. Mum und Dad hatten sich dort kennengelernt. Es kam wie es kommen musste, aus einer Freundschaft wurde die Liebe ihres Lebens.

Danach änderte sich zwar mein Leben, gleichwohl es nur der Umzug in das kleine Örtchen Helena in Montana war. Mein Dad arbeitete nun schon mehr als vier Jahre in einer der hier ansässigen Firmen in Montana. Wie jedes Jahr zu meinem Geburtstag, besuchten wir auch heute wieder das alljährlich stattfindende Rodeo. Im Gegensatz zu meinen anderen Ehrentagen, war mein achter Geburtstag etwas ganz Besonderes. Und wer sorgte für die beste Überraschung schlecht hin, mein lieber Daddy. Wie immer führte uns der Weg zur der Hauptattraktion. Doch kurz bevor die Veranstaltung anfing, führte mich mein Dad hinter die Showbühne. Meine kleinen Kinderaugen, weiteten sich bei diesen prachtvollen und edlen Geschöpfen.

Kurze Zeit später kniete vor mir eine bekannte Reiterin, die mir offenbarte, dass ich das heutige Rodeo mit eröffnen durfte. An diesem besonderen Tag war Daddy mein Held. Niemand konnte ihn bezwingen, er machte das Unmögliche möglich.
Und so fing meine kleine Karriere als Reiterin an. Es war einfach der Hammer was wir alles mit den Pferden machen durften. Wie hingen kopfüber vom Pferd oder rutschten galant über den Hintern des Pferdes hinab, doch dann gab es die gewissen Highlights. Im Sommer durften wir nach der Arbeit und des Trainings mit den Pferden in den nahelegenden Fluss baden gehen. Doch wer da wen badete erschloss uns manchmal nicht so wirklich. Im Grunde genommen war es uns egal, wir hatten einfach unseren Spaß. So verging meine Kindheit wie im Flug und ich wuchs langsam aber sicher zu einer Frau heran. Obwohl man mit zwölf Jahren noch keine richtige Frau ist, so zeichneten sich die ersten Vorboten auf meinem Körper ab. Im Gegensatz dazu genoss ich die Unbeschwertheit eines Kindes bis zu dem Tag, als mein Vater durch einen Autounfall ums Leben kam.

Schlagartig änderte sich das Leben von Vitoria Blair, die von Jedem nur Vik gerufen wurde. Es war nicht mehr wie es war. All das was mein Dad gemacht hatte, endete abrupt mit seinem Tod. Ich war nur noch selten zu Hause, zog mich immer weiter in meine eigene Welt zurück und genoss die Ruhe und tiefe Verbundenheit der Pferde. Die Zeit der Trauer neigte sich bei meiner Mum allmählich dem Ende entgegen und sie verliebte sich in einen anderen Mann. Im Nachhinein hätte ich mich für Sie freuen sollen, doch damals missfiel es mir aus Gründen, die ich heute nicht mehr nachvollziehen konnte. An meinem vierzehnten Geburtstag schoss meine Mum endgültig den Vogel ab, sie nahm den Heiratsantrag von diesem arroganten Lackaffen an.

Nicht nur dass sie nun Mann und Frau waren, nein sie wollten mir vorschreiben was ich zu tun und zu lassen habe. Sie wollten glänzen vor ihren neuen Freunden und da konnte man eine aufmüpfige Teenagerin nicht gebrauchen. Wozu solche Aufmüpfigkeit hinführte, bewies ich dann bei einer ihren ach so tollen Feiern. Ich wäre nicht ich, wenn ich ihnen nicht einen Strich durch die Rechnung gemacht hätte. Göttlich wie sich meine Mutter mit ihrem neuen Lover in Grund und Boden schämten. Ich hatte mein Ziel erreicht und schlenderte mit einem fiesen Grinsen aus dem Haus. An diesem Tag verließ ich nicht nur mein jahrelanges Zuhause, sondern entschloss mich von diesem Ort abzuhauen. Nur wo sollte ich hin, also entschloss sich mein immer noch kindliches und aufmüpfiges Ich an einen mir bekannten Ort zu gehen. So lange durfte ich schon nicht mehr zum Stall, deshalb führte mich mein Weg direkt dorthin. Leise schlich ich mich in die Box meines ehemaligen Pflegepferdes und setzte mich zu meinem alten Freund. Durch die Ruhe, die von Ihm ausging döste ich langsam ein, jedoch die scharfen Worte meiner Mum rissen mich aus dem Schlaf.

Ungeachtet des Gezeterte meiner Mutter, offenbarte mir mein Stiefvater eine Neuigkeit. „Viktoria…“ nur er nannte mich bei meinem vollen Namen. >wollte er jetzt wirklich meine Aufmerksamkeit< schoss es mir durch den Kopf. Eigentlich ging es mir am Arsch vorbei aber was soll es, ich hatte grade nichts Besseres vor. Mit einem überschwänglichen Grinsen schaute ich Ihn an. „Ja Frank…was willst Du?“ Er nahm die Hand meiner Mutter, schaute sie kurz an und wendete sich dann mir zu. „Du wirst ab Morgen in ein Internat gehen. Wir haben genug von deinen ganzen Strichen. Es ist beschlos…“ Ohne auf das Ende zu warten, unterbrach ich Frank. „Sag mal hast Du sie noch alle. Du bist nicht mein Vater. MUM…“ mit einer herrischen Handbewegung unterbrach er mich. „Viktoria, du hast es nicht anders gewollt. Ende der Diskussion.“ Seine Worte hallten noch eine Weile in meinen Ohren, bevor ich mich in den Schlaf weinte. Wenn ihr euch fragt, warum haut Sie nicht ab. Ganz einfach. Frank hatte dafür gesorgt, dass ich mein Zimmer nicht mehr verlassen konnte.

Murtaghs LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt