Verborgene Gefühle

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Verwirrt blickte ich abwechselnd erst zu Rupert dann zu Angus, das Spielchen wiederholte ich noch einmal, bevor dann mein Verstand wiedereinsetzte. „Ahhh... und das konnte er mir gerade nicht sagen. Typisch..." Jetzt fing es erst recht in meinem Gehirn an zu rattern, dadurch bekam ich die letzten Worte von Angus nur vage mit. „Vik auf der Reise werden wir genügend Informationen sammeln können, um dir zu helfen" Immer noch in Gedanken gab ich mein Einverständnis „Hmmm...wie ihr meint" Ich verabschiedete mich und folgte meinen Weg, den ich eigentlich nehmen wollte. Zum Eingang der Küche. Ich durchquerte so eben die Tür, als mir wie auf Stichwort Claire über den Weg lief. „Viktoria hier steckst du, ich habe dich schon überall gesucht. Ich wollte Dir was zeigen...Komm" Ohne auf eine Antwort zu warten, zerrte sie mich hinter sich her. Also ergab ich mich meinem Schicksal und folgte ihr in das Innere der Burg. Unser Weg führte uns über die alte Steintreppe, die auf wundersame Weise die Vergangenheit und Gegenwart in ihren alten Stufen beherbergte.

Gerade umrundeten wir eine weitere verwinkelte Ecke des alten Gemäuers, als wir vor der einer knarrenden alten Tür zum stehen kamen. Ein wenig kannte ich mich in diesen Gemäuern schon aus aber diese Kammer war mir neu. Jedoch fragte ich mich insgeheim was wir hier wollten. Das morsche Holz der Tür gab unter dem Druck, den Claire mit ihrer Hand ausübte, knarrend nach und entblößte nun das Innere des kleinen Zimmers. Blinzelnd hob ich meine Hand vor die Augen, um ihnen den Schatten zu spenden, denn sie brauchten. Langsam gewöhnte ich mich an das grelle einfallende Sonnenlicht und blickte nun in ein vollkommendes neues kleines Reich. Ohne große Worte zu verlieren, schweifte mein Blick über die neuen Möglichkeiten, die sich jetzt vor meinen braunen Augen auftaten. Langsam ging ich zu den einzelnen Möbelstücken, die sich in diesem kleinen Raum vereinten. Meine Finger berührten das in die Jahre gekommene Holz des Schreibpultes, dass wahrscheinlich seine eigene Geschichte über seine Besitzer zu erzählen hatte. Die Faszination über die Vielfalt brach nicht ab, denn gegenüber dem seltsamen Pult befand sich ein winziges Bett. Auf dem kleinen Nachtlager vereinigte sich das stilvolle Kissen mit der großen warmen Decke, dadurch wurde meine Fantasie auf eine sinnliche Reise geschickt. Das weiche Daunenmeer regte auf wundervolle Weise meine Sinne an, jedoch gestattete es mir meinen müden Körper ins Land der Träume schicken zu können. Meine Finger berührten das alte morsche Holz der Regale, dass langsam aber sicher vom Wurm zerfressen wurde. Obwohl es nicht mehr so schön wie am ersten Tag war, hatte es seine Bestimmung gefunden. Das in die Jahre gekommene Regal gestattete es, dass wertvolle Schriften, Rollen und Bücher ihren Platz in dem uralten Möbelstück gefunden hatten. Dieser hölzerne Gegenstand war für unzählige Schriftstücke ein sicherer Hafen, der die seltene Fracht mit seinen knöchrigen Fängen beschützte.

Claire hatte es geschafft, mir meinen Wunsch zu erfüllen. Mit einem Lächeln drehte sich Claire zu mir um „Vik hier findest Du die Sachen, um die Du mich heute morgen gebeten hast. Ich lasse Dich jetzt alleine, schau Dich ruhig um und nimm Dir was Du möchtest. Colum MacKenzie hat sein Einverständnis geben. Er meinte, du könntest vielleicht ein paar Schriften für ihn anfertigen. Bis nachher Vik" Ich freute mich so über diese Geste, dass mir das Wort im Halse stecken blieb. Mit einem Räuspern bedankte ich mich bei Claire, die sich dann mit einem wissenden Lächeln verabschiedete. Erneut lies ich meinen Blick über die Inhalte dieser kleinen Kammer schweifen, um dann wenige Minuten später mir meine Utensilien zusammen zu suchen. Ich fand Papier, Tinte die dazugehörige Feder und eine Art Bleistift, womit ich Zeichnungen anfertigen konnte. Ehrwürdig setzte ich mich an dem Pult, und begann das leere Blatt Papier mit meinen Gedanken und Gefühlen zu füllen. Die Worte flossen nur so aus mich hinaus, dass ich jegliche Zeit vergaß. Ein dumpfes Geräusch ließ meine geschundene Seele für einen Moment zusammenzucken. Verstohlen blickte ich zur Tür, dabei streifte mein Blick das Fenster und man sah wie die Sonne ihren Untergang einläutete.

Das dumpfe hämmernde Geräusch, was nun mit purer Gewalt gegen die Außenseite der Tür donnerte, wurde von Sekunde zu Sekunde mächtiger und fordernder. Entnervt von der Störung erhob ich mich und ging zur Tür. Meine Hand berührte sanft die Klinke der Tür, um diese einen Hauch breit zu öffnen, sodass mein Kopf durchpassen würde. Wen meine Augen jetzt erblickten, ließ mich mal wieder an mir selbst zweifeln. Ich starrte den Mann an, der mein Herz und meine Seele in zwei Hälften gerissen hatte. Funkelnd schaute ich Murtagh an und die Wut in mir schoss unaufhaltsam in die Höhe. Jedoch sollte es nicht soweit kommen, da mir mein ehemaliger Geliebter ein Strich durch die Rechnung machte. Gerade öffnete sich meine sinnlichen Lippen, um einen wütenden Schrei hinaus zu lassen, als Murtagh sich einfach an mir vorbei drängte. Verdutzt blickte ich dem Mann hinterher, der ohne Umschweife in Richtung Bett ging. Verwirrt schloss ich hinter Ihm die Tür, dabei wunderte mich sein seltsames Verhalten.

Anscheinend war diese komische Situation für ihn das normalste der Welt, denn Murtagh wollte sich auf das Bett niederlassen. Nun explodierte ich wie ein Vulkan, der seine rote glühende Flüssigkeit an die Oberfläche befördern wollte. Meine Augen wurden zum Spalt ihrer Selbst und meine finstere Stimme drang ins Freie. „Murtagh was willst du hier...kannst Du mich nicht einfach in Ruhe lassen? Du hast gewonnen, ich habe mich meinem Schicksal ergeben." Ich hatte gerade die letzten Worte hinaus gebrüllt, als meine Augen etwas Seltsames erblickten. Der Ausdruck in seinem Blick war getränkt von Kummer, Leid und Hass, jedoch galten diese düsteren Gefühle nicht mir. Sondern seiner eignen Person. Ich betrachtete mir den geliebten Menschen genauer, seine Gestik und Mimik war durchtränkt vom Whiskey. Unbeholfen setzte sich Murtagh auf das kleine Bett, um jetzt seine Emotionen in Worte fassen zu können. Leider gestaltete sich dieses Unterfangen dann doch schwieriger als von Ihm erwartet, da sein jetziger Zustand es ihm unmögliche machte zu sprechen. Dennoch versuchte er es „Viktoria, ich muss mit dir..." Die ersten Worte seiner so tollen Rede waren gerade ausgesprochen, als sein Körper seitlich auf das Bett kippte und sein Innerstes ins Land der Träume glitt. Bei diesem Anblick, als er wie ein Baum auf das Bett fiel, huschte über mein Gesicht ein freches Grinsen und ließ mich für einen Augenblick in dieser skurrilen Situation verharren. Mit einem schweren Seufzer ging ich zu dem Bett hinüber, legte seine drahtigen Beine auf das weiche Nachtlager. >sollte ich Ihn ausziehen...NEIN< schoss es mir durch den Kopf. Jedoch musste ich mir eingestehen, dass seine Kleidung nicht wirklich für das Schlafen geeignet war. Also entschloss ich mich, ihm bis auf sein Unterhemd auszuziehen. Den drahtigen und doch so schlaffen Körper von Murtagh der Kleidung zu entledigen, stellte mich zu guter Letzt vor eine neue Herausforderung. Die ganze Prozedur dauerte eine kleine Ewigkeit, da sein ganzes Wesen wie ein nasser Sack Kartoffeln in meinen Armen lag.

Meine Hände berührten den Zaum der Decke, da erblickten meine Augen seinen gestressten Ausdruck. „Ohhh...Murtagh was ist nur mit dir passiert. Schlaf Dich aus...Ich pass auf Dich auf, niemand wird Dir heute Nacht was antun" Bei diesen leisen Worten strich ich Ihm sanft über das Gesicht und meine zarten Lippen berührten seine Stirn. Auf leisen Sohlen schlichen meine Füße zu dem Pult, um wenig später mich nieder zu lassen. Meine Hand nahm eine neues Stück Papier, einen Bleistift und fing an Murtagh zu zeichnen. Das Zeichnen hatte ich aus Jux mal angefangen und festgestellt, dass mir das Zeichnen Spaß bereitete. Ich war zwar kein Künstler, trotzdem konnte man erkennen wen oder was ich auf dem Papier verewigen wollte. Die ersten Linien seines markanten Gesichtes formten sich auf dem alten Papier, dabei legte ich den Stift immer wieder beiseite um Murtagh zu beobachten, wie er schlief. Erneut blicke ich zu dem kleinen Bett hinüber dabei prägte ich mir jede Einzelheit seines markanten Gesichtes ein. Das schummrige Licht der Kerze ließ meine Augen immer schwerer werden und mein Kopf sank behutsam auf das stumpfe knöchrige Material des Pultes. Meine Seele gilt unaufhaltsam in ihre eigene Welt, wo die Ruhe auf mein innerstes Ich wartete. Gerade umhüllte mich der sanfte Schleier der Zufriedenheit, als ein seltsames Geräusch meine heile Traumwelt streifte. Immer tiefer drang dieser eigenartige Klang in meine Seele.

BOOM...krallte sich eine unsichtbare Macht an meine Seele und zerrte sie mit enormer Gewalt ins Hier und Jetzt. Ohne jegliche Vorwarnung beschleunigte sich mein Puls und das Adrenalin schoss durch meine Ader. Geistesgewärtig riss ich die Augen auf, um Sekunden später den Schmerz in jede einzelne Faser meines Körpers zu spüren. >Shit das tue ich mir nicht nochmal an< schoss es mir durch den Kopf, deshalb streckte ich nun meine tauben und schmerzenden Gliedmaßen in alle Richtungen. Mit einem schläfrigen Blick durchstreifen meine Augen das Zimmer und hielten bei dem schlafenden Murtagh inne. Langsam gewöhnten sich meine Augen an das schummrige Licht, was durch glänzenden Mann im Mond begünstigt wurde. Jedoch konnte man durch das satte weiße Licht des Vollmondes leichte Umrisse erkennen, die das offenbarten was im Inneren vor sich ging.

Es war nichts besonders was sich vor meinen Augen darbot, aber durch das einfallende Licht reiste meine Seele in die Welt der Fantasie. Elfengleiche Gestalten erhoben sich, tanzten vor meinen Augen, sanken in eine tiefe Umarmung und ließen sich auf das weiche Nachtlager nieder. Bei der Fantasie setzte allmählich mein Verstand aus, als auf einmal wieder dieses gleiche seltsame Geräusch ertönte. Durch diese mysteriösen Laute wurde mein inneres Ich in das Hier und Jetzt zurückgeholt. Es war schon komisch es riss mich erneut aus den Land der Träume, dabei war ich wachsamer denn je. Meine Augen suchten jeden einzelnen Winkel der kleinen Kammer ab, aber es war nichts Besonderes hier. Oder vielleicht doch?! Gerade schaute ich auf Murtagh, da drang wieder dieser seltsame wenn auch vertraute Klang an mein Ohr. Langsam hatte mein Verstand die nötige Klarheit, die man dafür brauchte um dem Ganzen einen Sinn zu geben. Es war Murtagh, der mich mit seinem seltsamen Schnarchen aus den Schlaf gerissen hatte. Doch irgendetwas war ungewöhnlich an seinem Schnarchen, denn immer wieder wurde sein eintöniges Schnarchen von einem leicht kaum hörbaren Wimmern unterbrochen. Ich richtete mich Vollendens auf, dadurch konnte ich mir den schlafenden Murtagh genauer zu betrachten. Obwohl er schlief, sah man was in seinen Träumen vor sich ging. Die letzten Tage gewährte mir Murtagh tiefe Einblicke in sein Leben. Durch die Geschichten, die er mir erzählte hatte, erahnte mein Innerstes was er gerade durchmachte. Es war nicht nur seine Vergangenheit, die Ihm in seinen Träumen heimsuchte Nein die Gegenwart forderte ihren Tribut ein. Egal was in seiner Vergangenheit noch alles vorgefallen ist, war nichts was die Gegenwart oder Zukunft für diesen wundervollen Mann bereithielt.

Murtagh hatte sein ganzes Leben im Griff gehabt, jedoch änderte es sich alles als eine gewisse Viktoria Blair in sein Leben trat. Auf eine gewisse Art und Weise waren Murtagh Fraser und Viktoria Blair von an Anfang für einander bestimmt, leider durchkreuzte das Schicksal ihre junge Liebe. Ja das Schicksal sollte wie ein roter Faden durch das gemeinsame Leben der Beiden sich wie ein zäher Kaugummi ziehen und ihre Verbundenheit auf eine harte Probe stellen. Jedoch weiß jeder von uns, dass wir alle immer wieder Fortschritte und Rückschläge im Leben verkraften müssen, aber da sind die meisten Menschen in dem gleichen Jahrhundert. Bei uns spielte nicht nur die Zeit oder das Jahrhundert eine Rolle, es war noch mehr. Wir hatten einige Personen gegen uns, die von unserer jungen Liebe nicht begeistert waren. Allen voran Dougal MacKenzie. Diese gewisse Person verhielt sich immer seltsamer, seitdem Murtagh und ich unsere Gefühle zueinander eingestanden hatten.

Murtaghs LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt