Rotröcke unbearbeitet

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Der Kaffee durchströmte meinen Körper mit seiner wohltuenden Wärme. Aus dem Augenwinkel sah ich wie er mich musterte „Vik wenn wir in der Burg zurück sind, sollten wir uns mal unterhalten. In vielen Dingen werde ich aus dir nicht schlau und wenn Dougal was merkt ist es zu spät. Dann werde ich dich nicht mehr schützen können." Seine Worte durchbohrten meine Seele mit solcher Wucht, dass es mir die Tränen in die Augen trieb. Ich wandte mich von ihm ab während sich eine einzige Träne ihren Weg über meine Wange hinunter bahnte. Meine Hand wischte die Träne zur Seite und drehte mich wieder zu ihm um. „Wieso möchtest du gerade mich schützen. Ich bin ein niemand. WIESO?" Sein Blick hielt meinem stand gleichzeitig öffnete er leicht den Mund, genau in diesem Augenblick kamen unsere zwei Begleiter. „Na Murtagh hast du ihren Acker gepflügt?" Rupert und Angus lachten über ihren Witz aber was mich sehr verwunderte, Murtagh schwieg. Sein seltsames Schweigen verwirrte mich mehr als seine Äußerung von eben. Rupert blickte kurz aus dem Fenster „Leute hier wird es gleich ziemlich unangenehm werden. Es kommen Rotröcke auf uns zu." Auf einmal sprangen die drei wie eine Einheit auf während sie sich schützend vor mich stellten. „Rupert, Angus nehmt S..., hmmm Ihn mit. Wir treffen uns draußen bei den Pferden. Vielleicht haben wir Glück und sie haben uns noch nicht gesehen." Wir Drei verließen das Wirtshaus durch den Hinterausgang und schlichen uns rüber zu den Ställen.

Unsere Pferde waren schnell gesattelt, genau zu diesem Zeitpunkt kam Murtagh durch das Tor vom Stall. Rupert und Angus saßen auf während Murtagh zu mir und Angel kam, in seiner Hand befand sich ein Dolch. „Nimm den Dolch für deine Sicherheit, es könnte hier gleich ungemütlich werden. Du wirst genau das machen was ich sage, ohne zu fragen." „In Ordnung." sagte ich mit einem kühlen Nicken und setzte mich auf Angel. Wir ritten hinaus in die Ungewissheit, darauf bedacht in die entgegengesetzte Richtung zu reiten. Unser Tempo war ein scharfer Galopp, um so viele Meilen wie möglich zwischen uns und den Rotröcken zu bringen. Durch das schnelle Tempo und den direkten Weg zur Burg, waren es nur noch wenige Meilen bis zu meinem neuen Zuhause. Murtagh gab den Befehl, dass wir die letzten Meilen im Schnitt zurücklegen könnten. „Sie verfolgen uns nicht mehr. Wir können es etwas langsamer angehen lassen." Wie sich aber herausstellte war das keine gute Idee von ihm, denn von allen Seiten kamen die Rotröcke. Wieder trieben wir unsere Pferde an bis an ihre Grenzen zu gehen, nur das es diesmal nicht reichte. Unsere Verfolger trennten uns voneinander dabei ritt ich von der Burg weg in Richtung der schützenden Wälder, einer von ihnen nahm meine Verfolgung auf. Mit letzter Kraft erreichten Angel und ich den Wald. Der Wald wurde von Sekunde zu Sekunde immer dichter.

Mir wurde schnell bewusst, dass ich mit ihr hier nicht durchkommen würde. Ich stieg also ab in der Hoffnung mein Plan würde aufgehen. „Lauf heim Angel" mit diesen Worten verabschiedete ich mich von Angel und gab ihr einen gewaltigen Klaps auf ihr Hinterteil. Sie schaute mich verdutzt an, lief dann doch in die Richtung wie ich es wollte. Da wo wir beide unsere Heimat hatten. Mein Plan sah eigentlich ganz simpel aus, wenn Angel ohne mich an der Burg zurückkehrte, würden sie bestimmt nach mir suchen. Nun machte ich mich zu Fuß und lief weiter in die Tiefe des Waldes hinein. Die Schritte meines Verfolgers wurden sichtlich leiser bis sie dann ganz verstummten. Nun gönnte ich mir eine kurze Verschnaufpause, um mich dann zu orientieren. Die Nacht bannte sich unaufhörlich den Weg in den letzten Winkel des Waldes, deshalb suchte ich mir einen geeigneten Unterschlupf für die Nacht. Es gab viele gute Verstecke, entweder hatte ich die Umgebung nicht im Blick oder sie waren zu offensichtlich. So langsam gingen mir die Ideen aus, da sah ich etwas von mir entfernt, einen umgefallenen Baum. Das Gute an der ganzen Sache, der Baum hatte einen Hohlraum den man von außen nicht sehen konnte. Es gestaltete sich schwieriger als auf den ersten Blick ersichtlich den Hohlraum zu betreten. Mit größter Mühe kroch ich in das Innere des Baumes dabei zerschliss ich mir meine Arme und Beine, für einen kurzen Moment stiegen die Schmerzen ins unermessliche. Mit zusammen gebissenen Zähnen bedeckte ich den Zugang mit Moos und Sträuchern, so wie ich es vorgefunden hatte. Die Enge in meinem Versteck war unbeschreiblich, dennoch hatte ich Glück im Unglück.

Zum einen befand sich ein Astloch, gerade so groß um nicht weiter aufzufallen und zum anderen war die Enge perfekt um keine großen Geräusche zu machen. Minuten der Stille vergingen, wo man all die Geräusche des Waldes hörte aber erst war es nur ein leises Knistern von Ästen und Laub. Mit jedem Schritt wurde das Knacken und Rascheln immer lauter und mein Verfolger bewegte sich zielstrebig in die Richtung meines Versteckes. Durch das Astloch in meinem Versteck sah ich nun den Rotrock und er blieb genau vor meinem Versteck stehen. Anscheinend war die Verfolgung zu müßig, denn er setzte sich direkt vor das Astloch und schlief ein. Von der Anstrengung des Tages musste ich doch irgendwann eingeschlafen sein und wachte durch ein leises Knacken wieder auf. Schnell blickte ich durch meinen kleinen Spion dabei sah den Rotrock wie er sich erhob und ging mit einem entspannten Schritt davon. In meinem Versteck wurde es immer leiser, ob es nun die Schritte lag, die sich entfernten oder daran das mir mein Körper nicht mehr gehorchte, wusste ich nicht. Was vielleicht an der Verletzung lag, die ich mir bei der Flucht zugezogen hatte. Die restliche Nacht sackte ich in einen unruhigen Schlaf, immerzu wachte ich frierend auf, um dann gleich wieder dem Schlaf die Oberhand gewinnen zu lassen. Die Minuten wurden zu Stunden und jegliches Gefühl von Zeit erlosch in mir. Durch mein kleines Astloch kam die Sonne und bildete auf meinem Gesicht einen Kegel der wohltuenden Wärme. Ich konnte nicht wirklich die Tageszeit bestimmen trotzdem versuchte ich mich aus meinem Versteck zu kriechen. Durch die Kälte der vergangenen Nacht war mein ganzer Körper zu einer unbeweglichen Masse geworden und jeder Versuch mich aus dem Versteck zu befreien schlugen fehl. Ich wollte nicht aufgeben aber durch die Schmerzen und die daraus resultierenden Ohnmachten vereitelten schnell mein Vorhaben. Es wurde schwarz um mich herum und das nächste Mal als ich zu mir kam, streiften die letzten Sonnenstrahlen mein Versteck. Die Kälte kroch langsam aber stetig in mein Versteck und sie war der Vorbote der herannahenden nächsten Nacht.

Die Nacht durchlebte ich genau wie die davor, schweißnass und mit zitternden Gliedmaßen. Jedes Mal verlor ich wieder das Bewusstsein von neuem. Mein Verstand sagte mir ich solle hier raus, nur mein Körper sprach eine andere Sprache. Mein Körper und mein Verstand ließen sich nicht in Einklang bringen, dabei liefen mir stille Tränen über das Gesicht. Am Morgen des zweiten Tages erwachte ich durch laute stark näher kommende Schritte die genau vor meinem Versteck inne hielten. Meine Gedanken überschlugen sich ›Nein nicht er schon wieder‹ Ich blickte wieder durch meinen kleinen Spion dabei ertönte eine Stimme die mir sehr vertraut war. „Sucht da drüben, sie muss ihr doch irgendwo sein. Rupert, Angus habt ihr sie?" Lautes Geschrei kam durch einen Schleier der Ohnmacht und mit letzter Kraft versuchte ich zu rufen, aber es wurde übertönt von Ruperts Stimme. „Nein Murtagh sie ist hier nicht." „Murtagh Hilfe" sie hörten meine leise gedämpfte Stimme nicht und die Schritte entfernten sich von meinem Versteck. Meine Gedanken überschlugen sich ›Nein lasst mich hier nicht zurück‹ Erneuert bündelte ich meine Kraft um hier heraus zu kommen und nur durch seine Stimme, die mich beflügelte, gelang es mir letztendlich ins Freie. Die Beine folgten widerwillig meinen Befehlen dabei versuchte ich immer wieder zu schreien, aus meiner trockenen Kehle kam jedoch kein Laut nach draußen. Durch den Schleier erbitterter Tränen sah ich ihn wie er sich immer weiter von mir entfernte, mit allerletzter Kraft schrie ich. „Murtagh, ich bin hier" dabei versagten nun endgültig meine Beine und ich fiel auf die Knie. Mein fehlendes Schreien musste doch lauter gewesen sein, denn es wurde erhört und er drehte sich zu mir um. Mit schnellen Schritten lief er auf mich zu und kniete sich zu mir. Eine Träne der Erleichterung entkam seinen markanten dunklen Augen.

Schwache Worte, wo ich meinen Namen hörte, drängten sich immer wieder in mein Bewusstsein und versuchten mich aus der Ohnmacht zu holen. Starke Arme schoben sich unter meinen Körper und legten mich auf eine starre harte Ablage. Nach langer Ohnmacht erwachte ich zitternd in meinem Bett dabei sah ich, dass Claire, Jamie und Murtagh in meinem Zimmer waren. Ich versuchte mich aufzusetzen, was mir leider nicht gelang. Im Unterbewusstsein bekam ich die Gespräche und die Sorgen um mich mit. „Durch die tiefe Wunde an ihrem Bein hat sie Fieber bekommen und dazu kam die Kälte in den vergangenen Nächten. Wir müssen Vik wärmen, sie braucht Körperwärme damit die Temperatur des Körpers langsam ansteigen kann" Sagte sie den zwei Männern „Claire wie sollen wir das machen?" fragten Murtagh und Jamie „Einer von euch muss sich zu ihr ins Bett legen und sie fest an den Körper drücken damit die Körperwärme sie wärmen kann." Eine hitzige Diskussion entfachte sich doch Murtagh beendete sie. „Ok ich mach es Claire, was muss ich genau machen." „Sie braucht deine Wärme deines Körpers, am besten du ziehst alles aus bis auf den Kilt und nimmst sie in den Arm." Ich hörte wie seine Kleidung den Boden berührte und im nächsten Augenblick legte er sich an meine Seite. Seine starken Arme kamen mir vertraut vor und ich ließ die Nähe seines Körpers zu. Die Wärme von ihm tastete sich langsam in jede einzelne Faser meines unterkühlten Körpers vor. Unter den Schmerzen verlor ich jedes Zeitgefühl und es war mir unmöglich zu sagen, wie spät wir es hatten. Wieder wachte ich schweißgebadet auf und durch das Fenster kam die Morgensonne in mein Zimmer.

Murtaghs LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt