Kapitel 30

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Normalerweise wäre ich jetzt vor Furcht erstarrt, aber ich war so wütend, dass ich überhaupt nicht mehr nachdachte, was ich tat.

In Vampirgeschwindigkeit rannte ich zum großen Schloss, welches der Herrscher für sich beansprucht hatte. Meine Gedanken drehten sich nur noch um ein Thema, und zwar Jimin zu retten. Ich spürte ein mir unbekanntes Rauschen in den Ohren. Ich könnte gerade jeden töten, der mir in den Weg kam, so wütend war ich. Sie hatten ihn mir weggenommen.

Mit gefletschten Zähnen vernichtete ich die Wachen vor dem riesigem Tor. Zum Glück hatte ich als letztes Yuki berührt, dadurch war es einfach die Wachen zu vereisen und sie dann umzuschmeißen. Sie zersplitterten in tausend Stücke.

Ich stürmte einfach in den Thronsaal und es war mir herzlich egal, wie viele Wachen ich gerade in den Tod gezogen hatte.

Immer noch rasend vor Wut sah ich mich um. Jimin... Ich erblickte ihn mit hängendem Kopf an eine Säule gefesselt. Sofort war ich bei ihm. Er schlief, oder tat er nur so? Ich seufzte erleichtert. Er schien nicht verletzt zu sein. Warum waren Menschen auch nur so zerbrechlich?

„Jimin...", hauchte ich sanft seinen Namen. Sofort fuhr sein Kopf hoch.
„Som?", fragte er verwirrt. Ich nickte und küsste ihn, immer noch erleichtert. Als ich mich wieder von ihm löste, sah ich Angst in seinen geweiteten Augen.

„Du musst hier sofort verschwinden, Somia. Das ist eine Fa..." Er wurde von einem hämischem Lachen unterbrochen. Ich wirbelte herum. Dort auf dem Thron saß nun ein Mann mittleren Alters mit langem Schnauzbart.

„Hallo Somia... Ich wusste, du würdest sofort kommen, wenn ich die Person finden würde, zu der du eine Lebensbindung hast. Es war wirklich einfacher als ich gedacht hatte. Danke, dass du mir so gut hilfst, meine Liebe." Ich sah von Jimins panischem Blick zum Herrscher. Er grinste breit.

„Woher wussten Sie davon? Noch nicht einmal Jimin wusste es.", meinte ich kalt. Der Herrscher nickte vor sich, ich musste mich also umdrehen, um seinen Spion zu sehen. Mir stockte der Atem.

„Harry?! Aber... Wieso?", fragte ich und hatte schon Tränen in den Augen. Wie konnte er nur?! Warum hatte gerade er mich so hintergangen?
„Tut mir leid, Som. Es ist nichts gegen dich, aber du darfst die Herrschaft von Meister Shi nicht gefährden." Ich schnaubte entrüstet.

„Ah ja? Du hast dich gerade offiziell zu meinem Feind erklärt. Ist dir klar, wie viel mir Jimin bedeutet?" Mit ausdrucksloser Miene holte Harry eine Kette unter seinem Oberteil hervor. Es war die Telepathiekette, die ich Jimin zu Weihnachten geschenkt hatte.
„Ja, du hast es mir praktisch immer zu geschrien." Ich zog scharf die Luft ein und drehte mich wieder zum Herrscher. Sein Lächeln wurde plötzlich grausam und er sagte:
„Bringt sie zu mir und bindet ihn los!"

Ich blinzelte nur kurz und urplötzlich stand ich dann auch schon direkt vor ihm.
„Was wollen Sie von mir, oder vielmehr, wie kann ich Ihnen denn angeblich behilflich sein?", fragte ich knurrend. Meister Shi lächelte wieder.
„Oh... Ich möchte, dass du mir deine Kräfte überträgst." Ich dachte erst nicht richtig gehört zu haben, doch als er nichts weiter sagte, brach ich in Gelächter aus.

„Sehr witzig. Nein.", entgegnete ich kalt.
„Ich wusste schon, dass deine Antwort so lauten würde. Tötet ihn!", befahl Meister Shi der Hauptwache, die am Saalende stand. Ich funkelte alle an und wollte schon auf Jimin zu eilen, da hielt mich eine eisige Hand fest und ich konnte nur noch schreien. Ein kalter Schmerz durchfuhr mich und benebelte meine Sinne. Ich versuchte gegen ihn anzukämpfen, aber es ging nicht. Der Schmerz war überall...

„Wage es ja nicht, auch nur zu versuchen, zu ihm zu kommen und mein Schloss in Chaos zu versetzten. Du hast bereits genug meiner Wachen getötet.", sagte der Herrscher. Plötzlich spürte ich gar nichts mehr. Der Schmerz war weg, doch der Herrscher berührte mich immer noch. Ich grinste.
„Ich habe gerade Ihre Fähigkeit angenommen.", klärte ich ihn auf. Wieso hatte das diesmal so lange gedauert? War seine Kraft so mächtig, dass er mich erst hatte damit quälen können?

Meine Hände waren fast sofort an seinem Hals, doch als ich zu drücken wollte, unterbrach er mich.
„Ich würde das nicht tun." Ich guckte dorthin, wo er hin zeigte. Der Hauptmann hielt Jimin ein Schwert an den Hals. Ich keuchte leicht auf.

Tu es, Som! Töte ihn!

Jimins Stimme meldete sich in meinem Kopf. Ich erstarrte. Aber er hatte die Kette doch gar nicht... Wir sahen uns fest an, doch als ich in seine wunderschönen Augen sah, die ich vielleicht nie wieder sehen könnte, da ließ ich meine Hände kraftlos fallen.

Ich kann nicht... Dein Leben steht auf dem Spiel.

Ich sandte ihm eine Antwort über unsere Verbindung und hoffte er würde sie erhalten. Jimin schien in sich zusammen zu fallen.
„Du kannst sie haben.", sagte ich zu Meister Shi. Der grinste natürlich breit.
„Gib mir deine Hand, Mädchen.", sagte er und ich tat es.

Ich spürte einen starken Sog und dann war da gar nichts mehr. Es war so, als ob er meine ganze Seele mitgezogen hätte. Ich spürte noch nicht einmal mehr die Verbindung zwischen mir und Jimin. Mit leuchtenden Augen ließ der Herrscher meine Hand fallen.

„Tötet ihn!", befahl er. Ich sah ihn ungläubig an, doch er grinste mich nur grausam an. Ich wirbelte zu Jimin herum und wollte den Hauptmann aufhalten, da sauste sein Schwert schon herunter.

Ich schrie mir meine Seele aus dem Leib. Es war ein Entsetzensschrei und ein Schrei der Ungläubigkeit.

Nein, nein, nein... Ich fiel auf meine Knie, denn nun war ich völlig kraftlos... Ich musste etwas tun! Das konnte noch nicht das Ende gewesen sein!

Schnell robbte ich über den Boden zum Körper von Jimin. Sein Kopf... Ich sah mich um. Er rollte über den Boden direkt vor die Füße von Harry. Wütend stampfte ich zu ihm.

„Gib ihn her!", fauchte ich, bevor seine Finger auch nur Jimins Kopf berühren konnten. Ich nahm den Kopf und trug ihn zum Körper. Erst jetzt wagte ich Jimin zu betrachten. Meine Tränen strömten wie Bäche über mein Gesicht. Das ganze Blut und seine geschlossenen Augen.... Der Stumpf, der mal sein Hals gewesen war...

Mir wurde speiübel und ich übergab mich in die nächste Ecke.
„Warum?", schluchzte ich und warf dem Herrscher ein hasserfüllten Blick zu.
„Er hatte seinen Zweck erfüllt. Du solltest jetzt auch gehen, bevor sich deine törichten Freunde auch noch her trauen und sterben." Ich hasste diesen Mann aus tiefstem Herzen. Er widerte mich an.

Mein Blick wanderte zu Jimin... seiner Leiche. Neue Tränen begannen zu fallen. Ich musste ihn hier bei diesen Leuten zurücklassen. Er war tot... Mir wurde wieder übel und ich übergab mich. Als ich wieder zu Jimin gehen wollte, schlug mir jemand gegen die Schläfe. Ich sah nur noch schwarz.

Begin [BTS FF]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt