Kapitel 32

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Meine Eltern gaben sich schrecklich viel Mühe, mich abzulenken. Doch leider konnten sie die schmerzenden Gedanken an Jimin nicht auslöschen.

In den letzten drei Tagen waren wir im Zoo, in einem Erlebnispark und auf einem Konzert gewesen. Es war schon schön gewesen, mal wieder Zeit mit meinen Eltern verbracht zu haben, aber dennoch erinnerte mich viel zu viel an Jimin. Im Zoo war es am schlimmsten gewesen. Manche Tieraugen waren genauso dunkel und sanft, wie die Augen von Jimin es gewesen waren. Aber ich merkte ziemlich schnell, dass es besser war mit Menschen in Kontakt zu sein, anstatt alleine in meinem Zimmer zu hocken und zu trauern.

Sobald meine Eltern mich in meinem Zimmer allein gelassen hatten, krachte alles erneut auf mich ein. Ich sah immer wieder Jimin und wie ihm der Kopf abgeschlagen wurde. Ich konnte noch nicht mal mehr einschlafen. Deshalb rief ich nun jede Nacht Akira zu mir. Sie lächelte immer sanft und legte sich dann zu mir. Es beruhigte mich, jemanden neben mir zu haben, auch wenn es nicht Jimin war.

Kein einziges Mal meldeten sich die Anderen. Entweder sie wollten mir Freiraum zum Trauern lassen, oder sie trauerten selber. Akira erzählte nicht viel und versuchte einfach nur für mich da zu sein. Oftmals war es auch sie, die mir zuhörte und mich tröstend in den Arm nahm, wenn ich weinte. Akira war mir ziemlich ans Herz gewachsen und ich wünschte, sie würde auch noch in die Schule gehen. Denn am Donnerstag war es soweit und ich musste wieder zur Schule. Einerseits war ich erleichtert unter Menschen zu sein, andererseits saß ein dicker Kloß in meinem Hals. Jimin würde nicht auf mich warten und er würde ganz sicher eine riesige Lücke hinterlassen.

Diesmal fuhr Harry mich nicht. Selbst meine Eltern wussten, dass er uns verraten hatte und sie würden ihm das, ebenso wie ich, niemals verzeihen. Nun fuhr mich Eleni. Sie war von meinen Eltern neu angestellt worden. Ihre freundliche Art hatte mich nicht sehr beeindruckt. Nach Harry traute ich keinem Fremden mehr.

„Guck nicht so aus der Wäsche, Somia!", meinte Eleni mit einem gutmütigem Grinsen auf den Lippen. Ich funkelte sie an.
„Ich gucke, wie ich möchte.", entgegnete ich schroff. Sie verdrehte die Augen und musterte mich abschätzig.
„Namjoon hat mich verwandelt. Es ist dumm zu glauben, dass deine Eltern dich überhaupt noch mit irgendjemand Fremden mitfahren lassen.", sagte sie beinahe gelangweilt. Ich war ein bisschen erstaunt, aber trotzdem noch wütend.
„Harry war ein Freund und kein Fremder. Und wieso sollte ich dir trauen, nur weil du behauptest von Namjoon verwandelt worden zu sein?" Eleni lachte leicht.
„Stimmt, da hast du Recht. Das könnte wirklich jeder sagen." Ich verdrehte genervt die Augen.
„Hast du einen Beweis?", fragte ich.
„Nicht wirklich. Namjoon hat jedem verboten darüber zu reden. Vor allem mit dir. Ich kann dir nur eins sagen: Wenn du heute in die Schule kommst, wird dich jeder von ihnen ignorieren. Sei froh, dass Akira ihm noch nicht die Treue geschworen hat, sonst hättest du gar keinen. Aber bedenke eins: Namjoon hat einen guten Grund für alles, was er tut." Ich schluckte schwer und hoffte einfach, dass es nicht stimmte, was Eleni sagte. Ich würde es nicht ertragen können, wenn mich alle ignorieren würden. Das konnte ich gerade ganz und gar nicht gebrauchen.

„Und du machst das hier freiwillig?", wechselte ich das Thema.
„Ich bin zu deinem Schutz hier und zu dem von deinen Eltern. Mach dir keine Sorgen!" Plötzlich hielten wir vor der Schule. Ich stieg einfach aus dem Auto aus und winkte Eleni kurz zum Abschied. Mehr konnte ich nicht aufbringen.

Vor dem Unterricht hatte ich keinen der Anderen gefunden. Erst in der Hofpause kam ich dazu, sie zu suchen. Zuerst guckte ich bei unserem üblichen Treffpunkt, aber dort war keiner. So irrte ich suchend über den Schulhof, bis ich auf Hobi traf. Lächelnd ging ich auf ihn zu.
„Na du.", begrüßte ich ihn. Er wandte sich mir noch nicht einmal zu, sondern ging einfach davon. Fassungslos starrte ich ihm hinterher.

Als nächstes fand ich Jin. Er unterhielt sich gerade mit Yuki. Erleichtert ging ich auf die Beiden zu. Yukis Augen weiteten sich, sobald sie mich sah und Tränen schienen sich darin zu sammeln. Dann zog sie Jin einfach mit sich mit in die Menschenmenge. Verzweifelt sah ich ihnen hinterher. Eleni hatte doch nicht etwa Recht gehabt, oder?

Panisch drängte ich mich durch die Menge, bis ich gegen Jungkook stieß. Er half mir auf, doch als er mich erkannte, erstarrte er.
„Som...", hauchte er. Mit Tränen in den Augen sah ich ihn an.
„Nicht du auch noch, Kookie. Verlass mich nicht..." Er nahm mich schnell in den Arm.
„Es tut mir leid.", brachte er gerade so heraus. Ich sah auf und bemerkte erst jetzt, dass er sich weg teleportiert hatte. Es tat ihm leid... Den Anderen wahrscheinlich auch. Wieso um Himmelswillen hatte Namjoon ihnen das befohlen, wenn es ihnen so weh tat?

Wutentbrannt stampfte ich an den Leuten vorbei und suchte Namjoon. Als ich ihn fand, war er allein. Oder doch nicht? Ich hörte Yoongis Stimme neben ihm.
„Da ist sie.", murmelte er, dann drehte Namjoon sich zu mir um.

„Wie kannst du nur?", schrie ich ihn an. Er blinzelte nur kurz und bedachte mich dann mit einem abschätzigen Blick.
„Reg dich nicht auf, Som! Es ist für jeden das Beste." Ich würde ihm am Liebsten in sein Gesicht schlagen, vielleicht kam er dann wieder zur Vernunft.
„Sag mir bloß nicht, was ich tun und lassen soll!", fauchte ich ihn an.
„Stimmt. Du bist ein Mensch und damit ist dein Schwur so gut wie hinfällig. Aber weißt du was, Som? Du bist es jetzt auch. Also bilde dir ja nicht ein noch zu unserer Gemeinschaft zu gehören." Ich schnappte verletzt nach Luft. Er sah mich ganz genau an und wusste, dass er mich damit getroffen hatte.

„Ich verstehe. Mich wundert es nur, dass Eleni trotzdem zu meinem Schutz den Chauffeur spielen soll.", meinte ich.
„Eine reine Sicherheitsmaßnahme. Wir wollen ja nicht, dass du genauso wie Jimin stirbst, richtig?" Nun konnte ich die Tränen nicht mehr zurückhalten. Wieso verletzte er mich absichtlich?
„Du bist ein verdammtes Arschloch, Kim Namjoon! Halt dich bloß von mir und Akira fern!", schrie ich ihn an, dann machte ich auf dem Absatz kehrt und stürmte aus der Schule. Ich hielt es keine Sekunde länger mehr da aus.

Begin [BTS FF]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt