Kapitel 31

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Als ich langsam wieder zu Bewusstsein kam, tat mir alles weh. Hoffnung regte sich in mir. Vielleicht hatte ich alles nur geträumt. Vielleicht war Jimin nicht gestorben und noch immer bei seinen Eltern.

Vorsichtig öffnete ich meine Augen und blickte in sieben besorgte Gesichter. Jungkook war sofort bei mir und nahm mich fest in den Arm. Ich erwiderte die Umarmung, doch er löste sich schnell wieder.

„Was ist passiert Som? Wo ist Jimin?", fragte Namjoon mit einem ernsten Blick. Wo war Jimin? Sie wussten es nicht, das hieß... Tränen schossen mir in die Augen.
„Er..." Ich konnte es nicht aussprechen, stattdessen wechselte ich schnell das Thema.

„Wie bin ich hierher gekommen?", fragte ich.
„Harry hat dich her gebracht. Wir wissen nicht, wie er dich vom Herrscher wegbekommen hat, aber du bist jetzt sicher." Ich stöhnte auf.
„Sie haben mich einfach hier zurück gelassen und Jimin... Was werden sie wohl mit ihm machen?"
„Er lebt noch?", fragte Yuki voller Hoffnung. Sie ahnten wohl schon, dass man Jimin umgebracht hatte und jetzt hatte ich ihnen auch noch Hoffnung gemacht.

„Harry ist ein Spion vom Herrscher. Er hat Jimin die Telepathiekette gestohlen und mich die ganze Zeit abgehört. Dadurch ist das mit der Lebensbindung herausgekommen. Deshalb haben sie Jimin entführt.", setzte ich zu einer Erklärung an.
„Oh...", entfuhr es Akira. Die Anderen wurden noch blasser, als sie es eigentlich schon waren.

„Was ist passiert Somia? Du bist ein Mensch. Jeder in diesem Raum kann es riechen." Jetzt brach ich doch in Tränen aus. Akira setzte sich besorgt neben mich auf's Bett und schlang einen Arm um meine Schultern.
„Bitte erzähl es uns, Som.", sagte sie sanft.
„Der Herrscher wollte meine Kräfte. Er hat gedroht Jimin zu töten, deshalb habe ich sie ihm gegeben. Aber... Er... Er hat ihn trotzdem umgebracht. Er hat ihm einfach den Kopf abschlagen lassen.", berichtete ich unter heftigen Schluchzern. Alle sahen sich bestürzt an, selbst Namjoon verlor seine ernste Miene.
„Haben sie ihm nur den Kopf abgeschlagen?", hakte Yoongi nach. Ich nickte.
„Er war unverletzt, als ich ihn gefunden habe. Ich weiß nicht, was sie jetzt mit seiner Leiche vor haben.", antwortete ich.

Nur leider wurde mir an den Gedanken von Jimins Leiche wieder schlecht und ich rannte ins Badezimmer. Immer noch weinend, übergab ich mich in die Toilette. Akira war sofort bei mir und strich mir beruhigend über den Rücken. Eine Weile hockten wir so da, bis Namjoon ins Bad kam.

„Wir müssen zur WG zurück. Ich werde Jungkook Taehyung holen lassen. Wir müssen eine Besprechung über das weitere Vorgehen abhalten. Bleibst du hier, Akira?", fragte er angespannt.
„Ja, geht ruhig. Ich glaube, Som braucht jetzt jemanden.", antwortete sie ruhig.
„Gut. Es tut mir leid, Somia." Mit diesen Worten war er verschwunden.

Erschöpft ließ ich mich von Akira wieder zu meinem Bett bringen. Ich war tatsächlich froh, dass sie da war.
„Wieso verliere ich immer jeden, der mir am Wichtigsten ist?" Tieftraurig sah sie mich an.
„Ich weiß, dass es dir jetzt eine Weile nicht gut gehen wird, Som. Ich weiß, was du jetzt durchmachst. Mir ging es mit Seth genauso. Aber glaube nicht, dass wir dich im Stich lassen, denn das würden wir nie tun. Alles, was passiert, hat immer einen Grund." Ärgerlich funkelte ich sie an.
„Willst du damit sagen, dass Jimin aus einer höheren Bestimmung gestorben ist? Das es gut ist, dass er nicht mehr lebt?", fauchte ich sie an. Akira schüttelte sanft den Kopf.
„Nein. Denk einfach mal eine Weile über meine Worte nach. So, und jetzt ruh dich aus! Ich werde mit deinen Eltern reden und ihnen alles erklären, wenn du willst." Ich konnte nur schwach nicken.
„Wenn du mich brauchst, dann ruf einfach nach mir. Ich werde da sein und dir zuhören. Schlaf gut, Som!" Mit diesen Worten schloss Akira leise meine Tür und ich schlief sofort erschöpft ein.

Ich schreckte auf. Immer noch sah ich Jimin vor mir sterben. Ich war schweißgebadet und spürte getrocknete Tränen auf meinen Wangen. Diese Welt war grausam. Erst starb Jimin und jetzt wurde ich nicht nur in der Wirklichkeit an seinen Tod erinnert, sondern auch noch in meinen Träumen. Überrascht stellte ich allerdings fest, dass ich den ganzen restlichen gestrigen Tag durchgeschlafen hatte.

Mühsam rappelte ich mich auf und stolperte ins Bad. Ich sah schrecklich aus. Sogar noch schrecklicher, als nach der Sache mit Kookie. Ich seufzte schwer und entschied mich dafür, einfach in die Küche zu gehen. Vielleicht waren meine Eltern ja schon wach. Außerdem wusste ich nicht, was ich sonst tun sollte. Ich fühlte mich wie leer gesaugt und hatte keine Ahnung, was ich tun sollte. Ich fühlte mich immer noch hilflos und in viele kleine Einzelteile zerteilt. Wahrscheinlich waren die ganzen Einzelteile die Bindung zwischen Jimin und mir, die jetzt zersplittert war.

„Somia!" Es war meine Mutter, die meinen Namen erleichtert ausrief. Ich sah auf. Sie hatte schon Frühstück gemacht, allerdings sah ich meinen Vater nirgendwo.

Plötzlich umarmte mich meine Mutter ganz fest.
„Es tut mir leid.", flüsterte sie. Ich sackte in ihren Armen zusammen.
„Was soll ich tun, Mama? Er ist einfach weg... Ich glaube, ich kann so nicht leben..." Sie drückte mich sanft von sich.
„Sag sowas nicht, mein Schatz. Es gibt immer einen Grund um weiter zu leben. Was ist denn mit den Menschen, die dich lieben? Würdest du ihnen so einen Schmerz bereiten wollen, den du gerade erlebst?" Ich wollte ihr sagen, dass es gemein war, so ein Argument zu bringen, doch ich hielt mich zurück. Ich hätte wie ein kleines Kind geklungen. Stattdessen antwortete ich mit einem leisen ,nein'.

Jetzt kam auch mein Vater rein und umschloss uns beide mit seine Armen.
„Wir schaffen das schon irgendwie, alles zusammen durchzustehen. Gib jetzt nicht so leicht auf, Somia! Du weißt genau, dass Jimin das nicht gewollt hätte.", fügte er hinzu. Ich gab es nicht zu, aber mein Vater hatte schon Recht.

Wenig später saßen wir am Tisch. Ich konnte mich nicht dazu durchringen etwas zu essen. Stattdessen trank ich einfach ganz viel Orangensaft und hoffte, dass es bei meinen Eltern durchgehen würde.

„Wir haben dich für drei Tage von der Schule abgemeldet und uns frei genommen. Wir dachten, es wäre mal wieder Zeit etwas zusammen zu unternehmen.", meldete meine Mutter sich schließlich zu Wort. Ich sah meine Eltern überrascht an, nickte dann aber.
„Okay. Aber danach geht ihr wieder arbeiten, ja? Ihr solltet eure ganzen Überstunden nicht wegen mir einfach so wegwerfen." Sie sahen mich liebenswürdig an.
„Keine Sorge, Schatz. Wir machen das gerne.", antwortete mein Vater nur.

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