Kapitel 9: Ein geheimnisvoller Reiter

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Dagur

Warum war jeder im ganzen Inselreich darauf aus, mich zu erledigen? Gut, vielleicht lag es daran, dass ich mir mit meinen Eroberungsversuchen eine Menge Feinde gemacht hatte. Vielleicht lag es daran, dass mein Seitenwechsel bei den Drachenjägern nicht gerade gut angekommen war. Vielleicht lag es auch einfach an meiner Frisur oder am Wetter oder vielleicht hatten die Typen bloß schlechte Laune, jedenfalls kämpfte ich schon seit Stunden mit einem Haufen aufgebrachter Drachenjäger, die eindeutig mal einen Kurs in guten Manieren brauchten.

Denn es war ganz und gar nicht höflich, einen nichts ahnenden Berserker aus heiterem Himmel von seinem Drachen zu schießen und sie auf unterschiedliche Schiffe zu verfrachten. Noch unfreundlicher war es, zu versuchen, den Berserker über die Planke zu schicken.

Zum Glück trug ich immer einige Messer unter meiner Weste. Außerdem waren diese Kerle entsetzlich dämlich. Wie konnte man bloß auf den „Hinter dir!"-Trick reinfallen? Eine ältere List gab es nicht, das musste man doch kennen. Und dann auch noch zwei Mal. Waren meine Männer auch so dumm gewesen? Wahrscheinlich schon.

Trotzdem hätte ich jetzt gerne ein paar von ihnen dabeigehabt, denn obwohl ich einen Angreifer nach dem anderen fertigmachte, stießen immer weitere dazu. Schnüffler war immer noch eingesperrt und langsam ging mir die Puste aus.

Okay, Zeit für etwas Verrücktes. Etwas Dagur-mäßiges. Blitzschnell scannte ich die Umgebung ab. Überall nur Drachenjäger, mit Axt, Keule oder beschwertem Seil. Nicht gerade ideal, aber damit konnte ich etwas anfangen.

Als erstes schaltete ich den Mann mit der Axt aus, indem ich sie ihm aus der Hand riss und ins Gesicht knallte. Danach stellte ich mich zwischen den Keulenkrieger und dem Jäger mit dem Seil. Der witterte eine gute Gelegenheit und ließ das Seil auf mich zu sausen. Im letzten Moment duckte ich mich darunter hinweg, sodass es sich um den Keulen-Mann wickelte. Anschließend packte ich das Seil, zog es mit einem Ruck an mich und warf es über einen Mast auf dem anderen Schiff. Kurz prüfte ich dessen Stabilität, dann sprang ich.

Johlend landete ich auf einem Drachenjäger und schlug zwei weitere bewusstlos. Mann, das machte Spaß! Musste ich öfter unternehmen. Schließlich erreichte ich den Käfig, öffnete den Riegel und schwang mich auf Schnüfflers Rücken.

Der hob ab und sendete einige kräftige Feuerstöße in Richtung der Schiffe. Keine halbe Minute später füllten sie sich mit Wasser und sanken. Nachdem ich sie noch einmal gründlich verspottete, kehrte ich um und machte mich auf den Weg zurück nach Berk.

Eigentlich würde ich lieber noch eine Weile um die Insel fliegen, vor allem, da Astrid Alleingänge ausdrücklich verboten hatte. Wobei... Im Grunde hatte sie es nur zu Rotzbacke gesagt. Das hieß, ich hatte nicht gegen ihre Befehle verstoßen.

Obwohl ich mich fragte, warum sie mir überhaupt welche erteilen durfte. Immerhin war ich das Oberhaupt der Berserker und sie nur eine Kriegerin. Okay, eine ziemlich gute Kriegerin. Eine unglaublich gute Kriegerin mit einer scharfen Axt, die sich nicht scheute, Leute, die doppelt so groß wie sie waren, zu verprügeln. So gesehen war es ganz schön logisch, dass sie das Sagen hatte. Und sie konnte sehr ungemütlich werden, wenn jemand nicht auf sie hörte, das hatte ich in meiner kurzen Zeit bei den Drachenreitern gelernt.

Trotzdem war ein Angriff der Jäger eine ernstzunehmende Sache. Außerdem wollte ich wissen, wie es meinem Hicks-Bruder ging. Hoffentlich hatten die anderen mittlerweile ein Gegengift gefunden.

Kaum zu glauben, dass es mal mein größter Wunsch gewesen war, ihn und Ohnezahn umzubringen. Ganz schon verrückt, wenn man bedachte, dass er jetzt mein bester Freund war. Na ja, ich hatte mich auch ziemlich durchgeknallt verhalten. War ja auch mein Titel. Passte jedenfalls besser zu mir als bei Hicks. Der Hüne, also wirklich.

Drachenseele - Die Suche nach der WahrheitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt