Kapitel 13: Rettung - außer vor Dummheit

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Astrid

Es gab gab doch nichts Schöneres als einen kleinen, belebenden Kampf kurz vor dem Schlafengehen. Vor allem, wenn man dabei Drachenjäger vermöbeln durfte. Nicht so toll war allerdings ein Teil meiner Mitkämpfer. Irgendwie schienen sie das Prinzip des Anschleichens nicht gerade verstanden zu haben. Die Zwillinge unterhielten sich in voller Lautstärke, Rotzbacke brüllte bei jedem Angriff los und Fischbein - na ja, er gab sich wenigstens Mühe, aber andauernd Äste knacken zu lassen, zählte auch nicht gerade zu leise und unauffällig.

Deswegen mussten Heidrun und ich (Dagur war als Wache auf der Insel der Beschützer zurückgeblieben) auch ständig plötzlich auftauchende Jäger abwehren. Alles in allem jedoch kein Hindernis für uns, immerhin bestand unsere Aufgabe ja darin, die Bogenschützen auszuschalten. Soweit ich es durch das dichte Blätterdach erkennen konnte, wurden unsere Drachen auch spielend leicht mit den Katapulten fertig. Alles in Butter also. 

Bis wir auf eine kleine Lichtung gelangten. Kein Trupp griff uns an, kein Rauch raubte uns den Atem und keine Drachenfalle schloss uns in einem Netz ein. Das, was wir sahen, war viel harmloser aber gleichzeitig viel besorgniserregender.

Ein zu Tode verängstigter Drachenjäger wurde von Ohnezahn - umarmt konnte man es nicht wirklich nennen, eher umflügelt -, dessen Schwanzflosse jemand zu Schrott verarbeitet hatte. Kein Hicks weit und breit. Oh nein. Er hatte doch nicht etwa...? Leider kannte ich ihn gut genug, um zu wissen, dass er es sehr wohl getan hatte.

Dieser Trottel! Was dachte er sich eigentlich dabei? War es denn so schwer, einmal nicht auf eine wahnwitzige Aktion loszuziehen, aus der ich ihn wieder rausboxen musste? Offenbar schon.

Resigniert seufzte ich und rief Sturmpfeil zu mir. Die anderen folgten meinem Beispiel. Ohnezahn setzte kurzerhand den Jäger auf seinen Rücken. Sah so aus als hätte er einen neuen Freund gefunden. Solange er uns nicht behinderte, störte mich das nicht. Da Ohnezahn ja nicht fliegen konnte, würde er vom Boden her angreifen. Hoffentlich würden wir es rechtzeitig schaffen. Hicks alleine gegen einen Haufen Drachenjäger... Sagen wir es so: seine Stärke war noch nie das Kämpfen gewesen. Außerdem gab es auf der ganzen Welt keinen neugierigeren Menschen als ihn. Deswegen manövrierte er sich auch immer in solche Situationen wie jetzt hinein.

Zwei Drachenjäger zwangen ihn vor Viggo in die Knie, der ihm etwas vor die Nase hielt, das Drachenauge, so wie es aussah. Daraufhin schüttelte Hicks energisch den Kopf. Was wollte Viggo von ihm? Nichts Gutes, das stand fest.

Als Hicks ablehnte, boxte Reiker ihm dermaßen stark in den Magen, dass er vornüber klappte. Beinahe hätte ich zornig aufgeschrien, riss mich aber im letzten Moment zusammen, um uns nicht auffliegen zu lassen. Bei allen Göttern Asgards, ich hasste diesen Kerl!

Immerhin kam er nicht ungeschoren davon. Mit Genugtuung beobachtete ich, wie Viggo ihn barsch zurechtwies. Jeder bekam, was er verdiente. Tja, Viggo würde gleich eine Abreibung bekommen, dass ihm Hören und Sehen verging.

Auffordernd klopfte ich Sturmpfeil auf die Flanke, die sofort in den Sturzflug ging, gefolgt vom Rest des Teams. Feuer aus fünf Drachenkehlen verwandelte 15 gut ausgebildete Krieger in einen Haufen kopfloser Hühner.

Kotz und Würg, Fleischklops und Hakenzahn verarbeiteten die Geschütze um das Gebäude zu Kleinholz. Heidrun schickte Windfang los, um uns die Bogenschützen vom Leib zu halten und sprang von ihrem Rücken. Ich tat es ihr nach. 

Synchron rollten wir uns ab, zogen unsere Äxte und kämpften uns einen Weg zu Viggo, Reiker und Hicks frei. Dort angekommen, trennten wir uns. Wie vorher abgesprochen übernahm Heidrun Reiker, damit ich Hicks befreien konnte. Dem schien das allerdings nicht zu passen. Erschrocken über unser plötzliches Auftauchen rief er:

Drachenseele - Die Suche nach der WahrheitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt