Viggo
Staub durchzog die Luft, Staub und Asche. Wie ein grauer Nebel hingen sie über dem Lager und machten das Atmen schwer. Der herbe Geruch der Niederlage. Undeutliche Schemen von Menschen, graue Silhouetten. Zerstört. Alles war zerstört. Mal wieder.
Dies war schon der dritte Angriff innerhalb weniger Wochen und trotz der verstärkten Sicherheitsvorkehrungen gelang es den Reitern jedes Mal, ins Lager einzudringen. Fast als wussten sie, wo sich die Schwachstellen befanden. Was gar nicht mal so unwahrscheinlich war. Jeder konnte jeden verraten, das gehörte zur Natur des Menschen. Spione gab es überall. Bei Gelegenheit würde ich meine Männer einer Überprüfung unterziehen, doch nun lagen die Prioritäten woanders.
Der Schaden musste begutachtet werden, Reparaturen vollzogen, Sicherheitsmaßnahmen getroffen. Hicks hatte ganze Arbeit geleistet, zwar nicht so gründlich wie bei der Auktion vor drei Wochen, aber dennoch war der Schaden nicht zu übersehen. Die Reparaturen würden einiges kosten und der Verkauf lief in letzter Zeit nicht mehr so gut.
Bei der missglückten Auktion waren mir einige meiner zahlungskräftigsten Kunden abhanden gekommen und ohne irgendwelche besonderen Angebote würde auch wohl kaum neue dazukommen. Dazu noch Krogan, der mir wegen des Nachtschatten im Nacken saß, Reiker, der mit allen meinen Plänen unzufrieden war und die Männer anstachelte, sowie der sich am Horizont abzeichnende Krieg mit den den Drachenreitern... Es kamen wahrlich keine leichten Zeiten auf die Grimborns zu. Doch es war auch schon schwerer gewesen, damals, nach dem Tod unserer Eltern.
Mit 15 war ich plötzlich Oberhaupt gewesen, verantwortlich für ein dreijähriges Kind, ohne die Unterstützung des Dorfes und mit einer Menge Feinde im Nacken. Die vielen Mordanschläge konnte ich gar nicht mehr zählen, all die Versuche, mich loszuwerden. Nach einem Jahr hatte ich das Dorf verlassen, nur mit meiner Freundin Liska, mit der ich mich später verlobt hatte, der vierjährigen Romi und meinem damals schon recht betagten Großvater an der Seite. Reiker war damals in Ausbildung bei einem berühmten Nachtschattenjäger gewesen, Grimmel der Grizzly hieß er. Aus dem Nichts hatte ich die Drachenjäger erschaffen und mir schnell einen Namen als gewiefter Händler gemacht. Damals war das Drachenproblem noch sehr viel stärker als heute gewesen und die meisten Dörfer waren froh, wenn jemand ihnen die Jagd abnahm. Ohne meinen Großvater hätte ich das allerdings nicht hinbekommen. Er hatte die letzten uns noch gebliebenen Verbündeten davon überzeugt, uns aufzunehmen. Dann war er gestorben und ich trug auf einmal die Verantwortung für gut hundert Leute und meine Schwester. Nur Liska hatte mich noch unterstützt. Bis auch sie gestorben war, viel zu jung. Von dem Tag an hatte ich beschlossen, die Familie über alles zu stellen und alles zu tun, um Romi ein besseres Leben zu ermöglichen. Als unser Verbündeter bei einem Drachenangriff fiel, liefen all seine Männer zu mir über. Von da an ging es steil aufwärts. Berge von Gold sammelten sich an und ermöglichten Romi das Leben, das ich mir für sie gewünscht hatte.
Zwölf Jahre war das her, zwölf gute Jahre. Und jetzt brach alles, was ich mühsam aufgebaut hatte, ein. Vielleicht sollten wir davonziehen, bevor wir alles verlieren würden, an anderer Stelle weitermachen. Aber zunächst gab es Wichtigeres zu tun.
Herauszufinden, was die Drachenreiter wirklich wollten zum Beispiel. Für eine simple Befreiungsaktion war der Angriff zu heftig gewesen, vermutlich hatte es sich lediglich um ein Ablenkungsmanöver gehandelt. Also, worauf hatten sie es abgesehen?
Schnellen Schrittes eilte ich zu meinem Zelt, zum Modell der Insel. Mithilfe einiger Figuren stellte ich den Angriff nach. In Gedanken ging ich alle Angriffsziele durch, in Einberechnung der Anzahl der Drachenreiter, ihrer Drachen und Verbündeten sowie der Wahrscheinlichkeit eines Spions. Kombiniert mit Angriffsrichtung und Zentrum des Angriffes war das einzig mögliche Ziel...
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Drachenseele - Die Suche nach der Wahrheit
FanfictionVerschleppt von skrupellosen Drachenjägern, gezwungen Entscheidungen zu treffen, von denen das Wohl seiner Freunde, der Menschen auf Berk und aller Drachen abhängt. Die einzige Hoffnung: eine mysteriöse Drachenreiterin. Aber wer ist sie wirklich und...