Kapitel 1

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Eigentlich war es ein ganz normaler Dienstag, ich verließ um kurz vor halb acht das Haus und ging zur Schule. Ich kam Mittags gegen ein Uhr zurück und da ich noch alleine war, kochte ich schon einmal das Essen. Anschließend setzte ich mich an meine Hausaufgaben und in dem gleichen Moment wo ich fertig wurde, als wäre es angepasst gewesen,klingelte es an der Tür. Ich dachte das es bestimmt die Nachbarin sei, welche sich mal wieder ausgesperrt hatte und nach dem Zweitschlüssel ihrer Wohnung fragte, aber als ich die Tür öffnete, stand nicht die kleine, schusselige alte Frau Prächter vor mir,sondern ein fremdes Pärchen. Beide waren ungefähr doppelt so alt wie ich. Der Mann war groß und schlank, hatte kurzes braunes Haar und strahlend blaue Augen. Die Frau war kleiner, hatte Schulter lange blonde Locken und auch strahlend blaue Augen. Im Verhältnis sahen sie von ihrem Größenunterschied her aus wie Asterix und Obelix."Hallo Kayla. Ich bin Dan Teps und das ist meine Frau Elena. Ähm... Dürften wir bitte reinkommen? Wir drei haben einiges zu besprechen" Ich verstand nicht wirklich was der Mann von mir wollte und da ich die beiden scheinbar anstarrte als würden sie vom Mond kommen, kam die Frau, Elena, erklärend zur Hilfe. "Wir sind gute Freunde deiner Eltern und dieser Brief ist von ihnen um dir zu erklären wer wir sind und warum wir hier sind." Wortlos nahm ich den Brief entgegen. Ich erkannte die saubere Handschrift meiner Mutter, brauchte aber einen Moment bis ich begann ihn zu lesen.

Liebe Kayla,

es tut mir leid, dass du es nicht persönlich von uns erfährst, aber wir wussten nicht wie wir es dir erklären sollten und nun haben wir keine Zeit mehr dafür. Die zwei vor dir, Dan und Elena sind deine Eltern, so halb zumindest. Die Wahrheit ist, dass Dan und Elena vor siebzehn Jahren zu uns kamen und uns um Hilfe baten. Elena war mit sechzehn Jahren schwanger geworden und ihr Vater wollte das Kind nach der Geburt töten weil er es nicht als lebenswürdig sah. Um dem Kind das Leben zu retten haben wir es direkt nach der Geburt adoptiert und allen gesagt es wäre unser leibliches Kind damit Elenas Papa denkt es wäre tot. Dein Vater und ich hoffen, dass du uns das verzeihen kannst, aber zum damaligen Zeitpunkt haben wir nicht an dich gedacht und wie es dir damit gehen wird, wenn wir es allen und vor allem dir verschweigen, sondern nur an uns und Elena. Es tut uns sehr leid. Bitte lasse die beiden herein und unterhalte dich mit ihnen. Höre dir an was sie zu sagen haben und mache dir dein eigenes Bild von der Situation. Wir sehen uns heute Abend.

Wir lieben dich,

Bis dann

Ich wollte nicht so recht glauben was ich dort las, aber mein Bauch Gefühl sagte mir ich solle Dan und Elena anhören. Noch ganz verdutzt und überwältigt ließ ich die beiden herein und setzte mich mit ihnen in der Küche an den Tisch. Sie erzählten mir, dass Elena meine Mutter kennengelernt hatte, da sie die Schwester von Elenas besten Freundin war und das sie sich trotz des Altersunterschiedes auf Anhieb verstanden hatten. Diese Freundschaft hielt sogar als Elena mit ihren Eltern nach Berlin ziehen musste. In Berlin hat Elena dann Dan kennengelernt und als sie sich nach Monaten wieder mit meiner Mutter getroffen hatte, hatte sie ihr Dan vorgestellt und meine Mutter hat meinen Vater vorgestellt. Ein paar Jahre später war Elena dann schwanger. Ihr Vater hielt sie für viel zu jung und stellte ihr das Ultimatum entweder solle sie das Kind nach der Geburt sterben lassen oder er würde sie verstoßen. Sie und Dan baten meine Eltern um Rat und da entwickelte sich der Plan so zu tun als wäre es eine Totgeburt, aber in Wirklichkeit würden meine Eltern das Kind bei sich aufnehmen und adoptieren. Ich wurde morgens in einem Berliner Krankenhaus geboren und Nachmittags fuhren meine Eltern mit mir nach Hause. Dort dachten alle ich wäre das leibliche Kind meine Eltern und ich wuchs in einem größeren Dorf im Rheinland auf.
Ich hatte eine wundervolle Kindheit und meine Eltern haben versucht mir so viele von meinen Wünschen zu erfüllen wie es ging, damit mir an nichts fehlte.
Schon am Anfang des Gespräches versicherten Dan und Elena mir, dass sie nicht gekommen wären um mich zurück zu holen, aber sie würden mich gerne kennenlernen und an meinem Leben teilhaben. Sie erzählten mir das ihr Sohn in einem Monat sein Abitur hätte und die Feier danach bei ihnen zuhause eine gute Möglichkeit wäre sich kennen zu lernen."Warte... Was!? Ich hab einen Bruder? Wie alt ist er? Und weißer von mir?" Dan erklärte mir in Ruhe das ihr Sohn nur adoptiert, also nicht mein leiblicher Bruder sei. <<Er ist achtzehn Jahre alt und heißt Zack. Er weiß selber noch nichts von dir, aber ich bin sicher er würde dich sofort kennenlernen wollen. Ihr würdet euch bestimmt gut verstehen. Wir würden uns freuen wenn du als Überraschungsgast zu seiner Abschlussfeier kommen würdest damit ihr euch endlich kennenlernt.>> Dan und Elena verabschiedeten sich kurz darauf auch schon, damit ich erstmal in Ruhe über alles nachdenken konnte. Ich machte mir in der Küche einen Tee, setzte mich damit auf mein Bett und rief meine beste Freundin Lena an. Wir waren schon immer unzertrennlich, wie Yin und Yang. Es klingelte dreimal bis ich ihre sanfte Stimme fröhlich ein Hallihallo trällern hörte. Obwohl es mir gar nicht nach Fröhlichkeit zu Mute war, war ihre fröhliche Begrüßung alles was ich in dieser Sekunde brauchte. <<Hallo Lena, wir müssen reden.>> Auch wenn ich bis zu diesem Moment ziemlich gefasst und distanziert war, sprudelten die Wörter nun wie ein Wasserfall aus mir heraus. Lena war es egal das ich ohne Punkt und Komma redete,sie hörte mir einfach nur zu, ohne Bemerkungen oder Zwischen fragen. Sie war einfach nur für mich da und wartet geduldig bis ich zu Ende erzählt hatte. <<Wow Kayla das ist echt krass... aber wie geht es dir damit?>> <<Ich fühle mich total überfordert, in einem Moment war alles gut und im nächsten stellt sich mein ganzes Leben auf den Kopf. Wie soll es denn jetzt weitergehen? Was soll ich machen? Soll ich einfach so tun als wäre nichts gewesen sobald meine Eltern nach Hause kommen oder soll ich sie darauf ansprechen?>> Ich wusste nicht ob ich auf meine Eltern böse sein sollte oder ihnen dankbar sein sollte da sie mir anscheinend das Leben gerettet hatten. Lena und ich berieten ca. zwei Stunden über diese Fragen und kamen zu dem Schluss, dass ich Dan und Elena wenigstens die Chance geben soll einen Platz in meinem Leben zu bekommen, da sie es früher nur zu meinem Besten gemacht haben und das ich zu Zacks Abschluss gehen soll. Ich sollte meine Eltern nicht verurteilen aber auch nicht tun als wäre alles wie immer, denn das war es nicht.
Etwas später am Abend nachdem Telefonat kamen meine Eltern nach Hause. Beide kamen mit Tränen in den Augen in mein Zimmer und setzten sich zu mir aufs Bett. Meine Mutter entschuldigte sich gefühlt tausendmal bei mir, genauso wie mein Vater. Sie versuchen ihr Verhalten zu erklären, konnten mir aber nicht mehr sagen als das was ich schon durch Dan und Elena erfahren habe. Wir setzten uns noch zusammen in die Küche um zusammen zu Abend zu essen, um uns anschließend im Wohnzimmer vor den Fernseher aufs Sofa zu legen.
Wie auch immer ich in meinem Bett gelandet war...Mein Wecker klingelte definitiv zu früh für mich. Trotzdem raffte ich mich auf und trottete gemütlich ins Bad um mich für die Schule fertig zu machen. Nach einem kleinen Frühstück nahm ich wie jeden Tag meine Tasche und traf mich mit Lena an der Bushaltestelle. Sie wartete schon auf mich und nahm mich direkt in den Arm. So als hätte sie mir angesehen das ich eine Umarmung brauche, so wie man auch kleinen Babys ansieht wenn sie ihre Mama brauchen. Das tat so verdammt gut, einfach nicht reden zu müssen, sondern einfach nur umarmt zu werden, ich hätte sie am liebsten nicht mehr losgelassen.
Leider kam dann aber schon der Bus und brachte uns zur  Schule. Der Unterricht zog eigentlich nur so an mir vorbei, meine Gedanken wanderten die ganze Zeit zu meinen leiblichen Eltern. Ich fragte mich wie mein Bruder so sei und wie er reagieren würde wenn er erfährt das ich nun Teil seines Lebens sein würde. 

Hey erstmal, ich bin Julia, bin 16 Jahre alt und das hier ist meine erste Geschichte. Ich hoffe sie gefällt euch. Wenn ihr Ideen oder Verbesserungen für die Geschichte habt, könnt ihr mir gerne einem Kommentar oder eine Direktnachricht schreiben.

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