Teil 8: Der Ball

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Ellie setzte sich auf die Terrasse in einen Stuhl. Sie hörte die Gespräche von drinnen, aber wollte nicht wieder hineingehen.

„Was war das denn eben?", fragte Jacob.

Emily und Embry antworteten erst nicht.

„Vielleicht verdrängt sie etwas", antwortete Emily dann. „Wie alt, Embry, ist sie?"

„163 Jahre", antwortete der Wolf.

Ellie konnte die Räder in Emilys Kopf fast drehen hören. Sie erriet es, so glaubte Ellie. Bald würde sie alles wissen. Emily war nicht dumm, nein das war sie überhaupt nicht.

„Embry", sagte Emily, „du solltest mit ihr reden. Aber sei vorsichtig."

„Warum tust du es nicht?", fragte Embry sogleich.

Ellie konnte sich nur gut vorstellen, dass Emily ihm einen genervten Blick zuwarf, und brachte ein schwaches Lächeln zu Stande.
Embry verließ das Haus und sah Ellie in einem der Stühle auf der Terrasse sitzen. Anmutig und aufrecht wie immer saß sie da. Ellie war mit den Gedanken weit entfernt, wie Embry an ihrem gedankenverlorenen Gesichtsausdruck bemerkte.

„Ellie?", fragte Embry vorsichtig.

Ellie hörte ihn nicht. Sie sah vor sich, wie Jasper und er auf Maria trafen. Die Erinnerung daran wurde jedoch unterbrochen - zum Glück -, indem Embry sich vor Ellie gebeugt hatte. Nun war die Vampirin gezwungen in sein Gesicht zu sehen.

„Embry", murmelte Ellie. „Was gibt es?"

„163 Jahre", antwortete Embry. „Der Amerikanische Bürgerkrieg, von 1861 bis 1865."

Ellie schluckte, während Embry ihr über die Knie strich. Sie wollte weg von Embry, aber sie konnte nicht weg, es sei denn sie würde ihn verletzen und das war etwas, das Ellie gar nicht wollte.

„Dein Bruder und du - ihr habt beim Amerikanischen Bürgerkrieg mitgekämpft", schloss Embry.

„Du verstehst das nicht", sagte Ellie mit schwacher Stimme. „Frauen hatten eine viel zu kleine Rolle in der Gesellschaft. Wir waren dazu da, um Kinder zu zeugen und diese zu erziehen. Wir sollten den Haushalt aufrechterhalten. Jasper war erst neunzehn und ich einundzwanzig. Jasper wollte unbedingt dem Staat dienen und ich wollte ihn nicht allein lassen, also habe ich mich in einen Mann verwandelt."

Ellie brach ab. Sie wollte nicht mehr erzählen.

„Und eure Eltern?", fragte Embry.

Ellie zuckte mit den Schultern. „Ich kann mich nicht mehr an sie erinnern. Das ist der Nachteil am Vampirleben; wir können uns nicht mehr an einige Aspekte aus unserer Vergangenheit erinnern. Wenn sie noch am Leben waren, dann glaube ich nicht, dass sie uns davon abgehalten haben. Für mich zählt nur eins, nämlich Jasper."

Embry blieb stumm. Er wollte das erstmal ein wenig verarbeiten.

„Und du hast im Krieg gekämpft?"

Ellie nickte.

„Kannst du mir sagen...?", begann Embry. „Wie wurdet ihr...? Hat Carlisle euch...?"

„Wer uns verwandelt hat?", fragte Ellie und Embry nickte. „Wir sollten Galveston, Texas, evakuieren und schafften das auch, aber auf den Weg zurück trafen wir auf drei Vampirinnen, Nettie, Lucy und Maria. Letztere verwandelte uns in einen Vampir. Jasper entwickelte die Fähigkeit Gefühle von anderen zu spüren und diese zu manipulieren, während ich anderen Befehle erteilen konnte, die sie dann ausführen mussten. Jasper und ich hatten viel Erfahrung in militärischen Dingen und deswegen gab Maria uns die Kontrolle über eine Armee Neugeborener."

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