22 스물둘

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Felix P.O.V

Ein paar Tage später stehe ich im Bad und schon seit mindestens einer viertel Stunde starre ich in den Spiegel.

Meine Gedanken sind ein einziges Chaos.. Ich weiß nicht mehr wohin, wohin mit meinen Gedanken, wohin mit mir..
Es gibt niemanden, mit dem ich reden kann, niemanden auf dieser ganzen Welt, dem ich mich wirklich anvertrauen kann.

Es ist nicht das gleiche 300 Minuten auf die Mailbox eines Toten oder mit einem Menschen zu reden, der dir gerade gegenüber sitzt.

Ihn anzurufen macht alles nur noch schlimmer. Ich rede alles von mir, was mich belastet, aber dadurch wird es nicht besser, im Gegenteil: ich würge jedes einzelne Detail wieder hoch, das mir Schmerzen bereitet hat.

Ich führe mir dadurch doch nur immer wieder vor Augen, was mich belastet. Man kann nicht vergessen, vergessen ist verdammt schwierig und es klappt schon gar nicht, wenn man es unbedingt will..

Ja, manchmal wünsche ich mir ich wäre bei dem Unfall irgendwie auf den Kopf gefallen und hätte mein Gedächtnis zerstört, meinetwegen auch das Sprachzentrum, dann würde ich mich nicht immer erklären müssen.
Es wäre so viel besser, wenn ich einfach alles vergessen könnte, ein neues Leben anfangen.

Ich schaue auf, in zwei dunkle Augen, die so viel Trauer ausstrahlen, dass ich diese Person am liebsten in den Arm nehmen wollte.
Sie hat ein Halstuch an, sieht insgesamt genau so aus wie ich, aber ich kann mich nicht in ihr erkennen.

Das Tuch fällt ins Waschbecken und mein Blick fällt auf die vielen roten und violetten Flecken auf dem Hals des Jungen, mit dem ich mich nicht mehr identifizieren kann.

Was ich beim Anblick dieser Flecken fühle, kann ich nicht sagen. Es ist, als wären sie kein Teil von mir, rein oberflächlich, denn das Herz können sie nicht erreichen.

Der Tag mit Hyunjin war schön, wirklich, aber ich weiß nicht, was ich ihm gegenüber fühle.
Er ist wohl der einzige, der so viel von mir kennt, der das Geheimnis gelüftet hat, was sich unter diesem Tuch verbirgt.

Aber würde man mich fragen, ob ich den Tag  bereue, würde ich ohne mit der Wimper zu zucken „Nein“ sagen, denn ich würde es wieder tun.
Dass ich dabei Changbin betrüge, realisierte ich nicht einmal.

Seufzend greife ich nach dem Stück Stoff im Waschbecken und schaue die feinen Muster darauf an. So verwinkelt und verrankt wie meine Gefühle.

Ich muss ihn sehen.
Changbin, ich muss wissen, dass ich ihn noch liebe, es lässt mir keine Ruhe, denn.. Ich habe das Gefühl, dass sie nicht mehr so in Flammen steht wie vorher.

Etwas hat sich verändert und ich weiß nicht, wie ich für Changbin fühle. Mein Kopf sagt, dass ich mit Changbin zusammen bin, deswegen liebe ich ihn, klipp und klar, logisch. Aber in meinem Herzen, da ist auf einmal jemand anders. Da ist Hyunjin, auch wenn ich ihn niemals lieben werde.
Das glaube ich zumindest.

Gehetzt knote ich das Tuch in meinem Nacken zu, verlasse das kleine Badezimmer und greife nach meinem Handy.

Ich versuche ihn zu erreichen, immer und immer wieder, bis mir die Tränen kommen.
Vielleicht liebt Changbin mich ja nicht mehr, möglich ist es doch..

Ich male mir schreckliche Szenerien aus, in der Changbin einen anderen Jungen küsst, umarmt und an der Hand hält.
Doch tief im Inneren weiß ich, dass diese Person nicht Changbins Gesicht trägt, sondern mein eigenes.
Und der andere Junge ist Hyunjin.

„Geh RAN!“,
Schreie ich mein tutendes Handy an, in der Hoffnung, dass Changbin meine Schreie über die Leitung hört, doch es bringt rein gar nichts.

Ich greife das Handy, hebe meine Hand und will es gerade gegen die nächste Wand werfen, als mein Arm festgehalten wird und die scharfe Stimme meiner Mutter die drückende Atmosphäre durchschneidet:
„Was tust du da?“

Ich antworte ihr nicht, sondern lasse das Handy einfach fallen, das sie geschickt auffängt, und stehe auf, ich brauche eine Auszeit, raus von hier.

„Es.. Tut mir leid, Mutter. Ich muss raus, f-frische Luft schnappen.“

„Wohin gehst du?“,
Fragt sie jetzt deutlich sanfter und gibt mir mein Handy zurück.

„zu einem Freund.. Du kennst ihn nicht.“

„sei bitte heute Abend wieder da, okay?“

„Nein.. Ich denke, dass ich heute bei ihm übernachten werde“,
Antworte ich ihr und auch, wenn ihr das missfällt, beharre ich darauf, bis sie mich endlich gehen lässt.

Ich wähle die Nummer von Jeongin, in der Hoffnung, dass er vielleicht rangeht, aber von ihm bekomme ich nur eine SMS, die mich abwimmelt.
„Es tut mir leid, ich habe gerade WIRKLICH keine Zeit..“

Ich werde zu Hyunjin gehen.

Er scheint nicht sonderlich überrascht, dass ich vor seiner Tür stehe, als er sie öffnet, sondern zieht mich sofort näher zu sich hin und gibt mir einen Kuss.

Er ist zu kurz, um in mich hineinzuhorchen, ob ich bei Hyunjin etwas fühle, aber lang genug, um wieder in diesen berauschten Zustand zu kommen.

Ob mein Verstand durch Hyunjins Aktionen so benebelt ist oder durch den leichten Grasgeruch in seinem Zimmer, kann ich nicht sagen, aber meine Laune wird mit einem Mal schlagartig besser.
Ja, ich lache sogar wieder, es ist zwar eher ein kichern, aber er heitert mich auf.

Mehr Küsse, ich will ihn, ich brauche ihn.

Seine Zunge findet den Weg durch meine Lippe in meinen Mund und berührt meine, sodass mindestens ein Feuerwerk in mir explodiert.

Das Tuch ist bald nicht mehr an meinem Hals und aus ein paar Flecken werden ganze Flächen, doch aus meinem Rachen kommen nur erregte Laute.

Wie lange soll das hier noch so weitergehen?
Wie lange soll ich noch wegrennen?
Wie lange reicht mein Atem noch?

Das kalte Metall von Hyunjins Kette brennt sich in die heiße Haut meiner Schlüsselbeine und macht mich verrückt.

Wie eine Betäubungsspritze beim Arzt oder Nervengift, das in meine Adern gerammt wird und meinen kompletten Verstand lahmlegt, so fühlt sich dieser Moment an.

Liebe.. Ist eine rote Rose.
Aber Fremdgehen, das ist ein Maiglöckchen.
Es sieht harmlos und schön aus, doch es schleicht sich an und betört dich.
Es ist giftig, dagegen hat die Rose keine Chance.

Die Liebe, die mich und Changbin verbindet, überlebt den Winter nicht.. Doch das Maiglöckchen, das blüht auch durch den Schnee.

Alle meine Freunde
Fragen, ob ich glücklich bin,
Weil ich leiser bin,
Leiser, seit ich bei dir bin

×××

Ihr ALLE hattet die Möglichkeit nach dem ersten Band aufzuhören, ich glaube, dass ein paar das vielleicht bereuen werden, denn Versteckt hatte ein wirklich schönes Ende :3

Versteckt 2+3 (Fortsetzung) ||ChangLix||Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt