7. Kapital

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SHE IS A KNIGHT,
POLISHING HER ARMOUR.
CARRYING HER OWN SWORD.
FIGHTING HER OWN BATTLES.
MAKING HER OWN GLORY

Am nächsten Tag in der Schule wirft Stiles ihr immer wieder seltsame Blicke zu. Er ist offenbar davon überzeugt sich die Sache am Pool mit ihren Schwänzen und so nicht eingebildet zu haben. Derek hat nicht sonderlich viel von ihrer Anwesenheit mitbekommen und Stiles vertraut ihm nicht. Was heißt, dass der Alpha keine Ahnung von ihr hat. Scott hingegen und nach den Blicken von Allison zu schließen, sie schon. Doch die drei haben im Moment andere Probleme, als über Gwendolins Anatomie nach zu denken. Sie sind damit beschäftigt auf Lydia aufzupassen. Mit anderen Worten: Sie beschützen sie vor Dereks Rudel, der es sich in den Kopf gesetzt hat, den Kanima, wie Gwendolin letzte Nacht heraus gefunden hat, umzubringen. 
Letzte Nacht war Gwendolin damit beschäftigt, das Bestiarium der Argents zu kopieren und ein paar Seiten zu löschen, bevor sie es an einem Ort deponierte, an dem Gerard Argent es hätte verlieren können. Allerdings haben Scott und Allison es gefunden.
Seufzend fährt Gwendolin sich durch die Haare. Eigentlich wollte sie nur ihre Ruhe, aber jeder ihrer Instinkte zwingt sie regelrecht dazu, sich einzumischen. Aber das heißt nicht, dass sie die Show nicht genießen darf. Den ganzen Tag über tänzeln die Freunde und Dereks Rudel um Lydia herum, um sie entweder zu töten oder zu beschützen und Gwendolin beobachtet das alles amüsiert aus sicherer Entfernung. Lydia ignoriert sie zwar nicht mehr, aber jedes Mal wenn sie sich begegnen, sieht sie Gwendolin mit schreckerfüllten, großen Augen an. 
Das macht sie stutzig...   
Als sie zusammen gestoßen sind..., da hat nicht nur Gwendolin was gesehen. Sie hat es in Lydias Augen gesehen. 
Grauen, Angst, Entsetzen! Als hätte sie in einen Spiegel der Emotionen geblickt.
Das macht sie nachdenklich. 
Martin...
Lydia Martin...
Gwendolins Mutter kannte mal eine Martin. 
Lorraine Martin... eine Banshee! Und dieses Gen ist vererbbar. 
Aber der Rest der Martin-Familie, und Gwendolin muss es wissen, immer hin wohnt sie bei zwei von ihnen, hat offenbar von der übernatürlichen Geschichte ihrer Ahnen keine Ahnung.
Wie lange die Freunde und Lydia wohl brauchen werden, um es heraus zu finden? 
Gwendolin verzieht das Gesicht, als ein kreischendes Geräusch an ihre Ohren dringt. Wie Fingernägel, die über eine Tafel schaben. Fluchend massiert sie sich die Ohrmuschel und sieht in Richtung Flur. 
Verdammte Hunde!
Was haben sie jetzt schon wieder vor?  
Tödlich genervt klappt Gwendolin das Buch zu und will sich gerade aus dem Staub machen, als Isaac und Erica durch die Tür in die Bibliothek kommen. Die beiden Köter sehen sie und kommen schnurstracks auf sie zu. Gwendolin seufzt. 
Na, das verspricht eine spaßige Nacht zu werden.

Vernon Boyd hält Gwendolins Oberarm fest gepackt, während sie alle Scotts Haus beobachten. Bis auf Gwendolin, die gelangweilt zum Himmel hoch sieht und den Mond betrachtet. 
"Nicht mehr lange, dann ist Vollmond!" murmelt sie und spürt wie Derek ihr einen scharfen Blick zu wirft. Er kann sich offenbar noch immer keinen Reim auf ihre Rolle in der ganzen Geschichte machen. Sie ist eine Fremde, die über ihre Geheimnisse Bescheid zu wissen scheint und immer wieder am Rand des Geschehens auftaucht, sich aber nie direkt ins Rampenlicht stellt. Nach ein paar Minuten verschwinden Isaac und Erica im Haus, allerdings dauert es nicht lange und die beiden Hunde landen wieder im Vorgarten. Paralysiert und KO geschlagen. Gwendolin zieht leicht die Augenbrauen hoch und versucht ihr Lächeln zu unterdrücken. Scott, Allison und Stiles treten auf die Veranda hinaus. 
"Jetzt weiß ich, warum du mich ständig zurück weist." bricht Derek die Stille. Gwendolin presst schnell die Lippen aufeinander, um jegliches Kommentar zu unterdrücken. Derek schaut immer so ernst, da bekommt man große Lust ihn ein bisschen zu ärgern. Seit ihr die Schwänze wachsen und der Vollmond immer näher rückt, kommt ihr Sinn für Schabernack zurück. Eine Seite, die sie seit zwei Jahren für verstorben gehalten hat. 
"Du bist kein Omega, du bist längst der Alpha deines eigenen Rudels." 
Ein bekanntes Kreischen durchschneidet die Nacht und Gwendolin schließt kurz die Augen. 
Natürlich taucht der Kanima auch hier auf. Kurz darauf sehen sie ihn über das Dach kraxeln, sie ankreischen und dann ist er weg. Dann rennt Lydia aus dem Haus. 
"Kann mir einer von euch endlich erklären, was hier los ist?" 
Gwendolin behält sie misstrauisch aus den Augenwinkeln im Auge. Auf das, was das letzte Mal passiert ist, kann sie gut verzichten. Ihre gebrochene Hand ist zwar verheilt, aber weh tut sowas trotzdem. 
"Es ist Jackson!" keucht Scott, dann sieht er plötzlich zu Gwendolin, die fast schon gelangweilt den Kopf zur Seite dreht, um seinem Blick auszuweichen. Scott verengt nachdenklich die Augen. 
"Du... Du wusstest, dass es Jackson ist!" 
Alle sehen Gwendolin an, die langsam den Nacken rollt und angestrengt wo anders hin sieht. Scott tritt auf sie zu und Boyd lässt rasch ihren Arm los und weicht zu Derek zurück, der wendet sich ihr jetzt allerdings auch zu. Mit einem Seufzer erwidert sie die Blicke der Hunde. 
"Offensichtlich!" Sie zuckt gelassen die Schultern. "Keiner von euch hat gefragt." fügt sie noch als Erklärung hinzu. Lydia nähert sich Gwendolin weitaus vorsichtiger. Ihr scheint ihre letzte Begegnung auch noch ziemlich in den Knochen zu stecken. Derek platzt der Kragen. Mit einem langen Schritt ist er bei ihr und packt sie am Kragen ihres Pullovers. 
"Menschen sterben!" knurrt er ihr ins Gesicht. Sein Zorn schlägt ihr wie ein heißer Luftstrom entgegen. "Und du tust überhaupt nichts!" 
"Na ja, wenn du mich nicht gleich los lässt, verprügel ich dich. Und dann sehen wir weiter."  
"Das will ich sehen." zischt er zurück. Gwendolin lächelt
"Du solltest sie wirklich los lassen." wirft Lydia da ein und alle sehen zu ihr. Ihre Unterlippe zittert leicht und ihre Augen zucken unruhig durch die Gegend. Zu allem, nur nicht zu Gwendolin. 
"Ach ja?" knurrt Derek. Gwendolin verdreht leicht die Augen, dann packt sie eine seiner Hände und bricht ihm die Finger. Mit einem überraschten Aufbrüllen lässt er von ihr ab und hält sich die verdrehten Finger. Gelassen zupft Gwendolin ihren Pullover zurecht und sieht zu Scott. 
"Macht lieber schnell, bevor der Kanima weg ist. Ich bring Lydia nach Hause."
Scott flucht. Derek sprintet bereits los und auch die anderen folgen ihm schnell. Bis nur noch Allison und Lydia mit Gwendolin zurück bleiben. 
"Du solltest auch nach Hause fahren, Argent. Deine Eltern fragen sich sicher schon wo du bleibst." 
Nach einem letzten Blick zu Lydia nickt Allison zögerlich und macht sich ebenfalls aus dem Staub. Jetzt sind nur noch Lydia und Gwendolin da.
"Was zur Hölle geht hier vor?" verlangt Lydia schniefend zu wissen.
"Alle von gerade eben, bis auf Allison und Stiles, sind Werwölfe und der verrückte Irre, der dich gebissen hat, ist ebenfalls einer. Allison gehört zu einer Familie von Werwolfjägern, Jackson verwandelt sich in ein mordendes Ecksenvieh, Stiles ist ein Mensch, der bei dieser ganzen Scheiße noch einigermaßen bei Verstand ist und du... Tja, sagen wir du bist auch nicht normal." 
Lydia blinzelt einige Male. 
"Und du? Was bist du?" 
Gwendolin lächelt ein kleines bisschen, bevor sie ein paar Schritte auf Lydia zu macht und dicht vor ihr stehen bleibt, ohne sie zu berühren. 
"Ich glaube, das weist du schon längst." 
Lydias Augen weiten sich angsterfüllt. 
"Diese Bilder..." Sie greift sich an den Kopf und Tränen füllen ihre Augen. "Das waren..." Sie beginnt zu schluchzen und Gwendolin weicht hastig zurück, um jegliche Berührung zu unterbinden. 
"Es waren meine Erinnerungen." bestätigt Gwendolin mit einem ruhigen Nicken. Lydias Beine geben nach und sie fällt auf die Knie. Gwendolin macht keine Anstalten ihr zu helfen. 
"Es... tut mir so leid!" würgt Lydia hervor und versucht schluchzend dem Tränenfluss ein Ende zu setzen. Gwendolin runzelt die Stirn und geht leicht in die Knie. 
"Bist du hierfür", Sie tippt sich an die Schläfen, hinter der so viel Grauen ruht und unzählige Dämonen tanzen. "verantwortlich? Dämonen, Monster, Grauen. Mein Kopf ist ein einziges, verdrehtes Durcheinander. Ein Labyrinth der Boshaftigkeit!
Es gibt nichts wofür du dich entschuldigen musst, Lydia. Denn nicht du bist dafür verantwortlich." 
"Und wer ist es dann?" 
Das Lächeln, das sich auf Gwendolins Lippen ausbreitet, lässt für den Bruchteil einer Sekunde erkennen, was für Dämonen wirklich in ihrem Kopf tanzen. 
Lydia benötigt keine Namen mehr, denn der Besitzer dieses Namens wird bald in einem namenlosen Grab liegen, wenn er es nicht bereits tut. 
"Lass ihn brennen!" 
"Mit Vergnügen!" Das Lächeln auf Gwendolins Lippen wird sanft. "Und jetzt lass uns zurück fahren."   

Wie Katz und HundWo Geschichten leben. Entdecke jetzt