Kapitel 23 - Lil...?

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Die Flure hatten sich schon zum Großteil geleert, als Hesper in die Kerker schlich. Möglichst ohne großes Aufsehen zu erregen begab sie sich in ihr Zimmer, wo bereits ein kleiner Sack stand. In ihm hatte sie die ganzen Geschenke gesammelt, einige Geschenke waren geöffnet und andere, wie das zu Weihnachten, hatte sich nicht einmal angesehen. Felix schaute einmal verschlafen auf, als Hesper mit dem Beutel raschelte, ignorierte sie dann aber doch wieder. Nebenan hörte man das Knarzen der Holzbretter, jemand war vor die Tür gegangen. Das schwache Licht warf nur kleine Schatten auf den Boden und mit einem Mal war eine Totenstille ins Schloss eingekehrt. Nachtruhe, scheinbar war so ziemlich jeder kaputt vom Quidditch, denn es war niemand mehr unterwegs. Heute hatte Huffelpuff gegen Gryffindor gespielt und knapp gewonnen. Natürlich lagen auch einige Spieler verletzt im Krankenflügel, wie sollte es auch anders sein. Vermutlich war das eines der Hauptgründe für Hesper nicht spielen zu wollen, abgesehen davon, dass sie es überhaupt nicht gut konnte war ihr das Verletzungsrisiko absolut zu hoch. Die Uhr schlug jetzt Zwölf. Leise lugte sie hinter ihrer Tür hervor, die beim Öffnen leide knarzte. Da, ein kleiner Schatten in Richtung Gemeinschaftsraum, egal, sie musste langsam los gehen. Die Müdigkeit hatte sich nicht nur bei den anderen bemerkbar gemacht, fast ununterbrochen fielen Hesper die Augen zu. Wenn sie jetzt nicht los ginge würde sie es vermutlich nicht mal mehr zum Gemeinschaftsraum schaffen, ohne vor Müdigkeit umzukippen.

Snape saß, wie die vielen Abende davor auch schon, in seinem großen Sessel, interessiert blätterte er in der Zeitung. Schon wieder war ein Muggel von einem Zauber abgegriffen worden. Hier gewannen die Wigtown Wanderers gegen die Caerphilly Catapults. Irgendjemand gewann einen Preis in Irgendwas und im Ministerium gab es wieder einige Probleme und Gesetzesvorschläge. Konzentriert nippte er an seinem Aufpelleltrank ohne zu bemerken, dass dieser ihm augenblicklich die Zunge verbrannte. Erschrocken riss er das Glas von sich und fächelte sich Luft zu. Einige Zeit starrte er in den dunklen Raum, bemüht den Schmerz von sich zu weisen. Genervt dachte er, das Ding soll mich von der Erkältung befeinden und nicht nach zusätzlichen Problemen machen. Jetzt legte er die Zeitung zur Seite, um sie mit eigenem altem Buche zu tauschen. Es handelte von seinem liebsten Themenbereich, den dunklen Künste. Auf welcher Seite hatte er gleich aufgehört zu lesen? 380? Nein, da 394, es ging grade um einen Inferius, richtig.

Wie aus dem Nichts kam ihm Dumbledores Stimme in den Kopf, die wie wild anfing auf ihn ein zu reden. Er könne doch nicht immer noch an schwarzer Magie interessiert sein, er solle endlich mit der Sprache rausrücken und Hesper alles erklären. Er habe seine Pflicht verletzt „Welche Pflicht denn?!", rief Severus in den dunklen Raum hinein. Doch da war niemand, der mit ihm reden könnte. Von außen betrachtet sprach ein dunkler Mann in einem dunklen Raum mit niemandem außer sich selbst. In seinem Kopf jedoch tobte es, jetzt war es nicht mehr bloß Dumbledore, der auf ihn einprasselte, wie eine eiskalte Dusche. Es waren so viele Stimmen, die ihm erklären wollte was er zu tun und zu lassen habe, so viel, zu viel. Immer wieder brachen Wortfetzen aus ihm heraus. „Nein, das will ich nicht!" „Sie ist nicht bereit." „Das, das ist nicht wahr!" „Ich habe das nicht mit Absicht getan..." Immer mehr kamen dazu, alte Stimmen, neue, bekannte und unbekannte. Als würden sie ein Konzil in seinem Kopf abhalten. Das war er nicht gewohnt, niemand durfte in seinen Kopf, nie hatte es jemand geschafft. Warum konnten sie es grade alle auf einmal? „STOP! HALTET ALLE DEN MUND!" Endlich kehrte Stille in seinen Kopf. Er musste langsam schon anfangen zu halluzinieren, hatte er etwas Falsches in den Trank gegeben? Ihn falsch aufgekocht? Unwahrscheinlich, wahrscheinlich machte ihm die Erkältung so zu schaffen, dass er nochmal mehr klar denken konnte. Das musste es wohl sein. Völlig erschöpft und mit schmerzendem Kopf ließ er sich wieder in den Sessel fallen. Einen Moment konnte er ruhen, bin sich sein Gewissen erneut meldete. Sonst hatte er es stehts unter Kontrolle, einen klaren Gedanken. Nur heute nicht, was war nur los? Severus, du musst mit ihr reden. „Nein, sie würde nicht verstehen." Sev, du musst. Bald wird es deine letzte Chance sein sie von deiner Unschuld zu überzeugen. Nur noch einmal, glaube mir. Ihre Geduld wird bald ausgereizt sein, Sev. „Lil...? Nein, das bist du nicht. Halte deinen Mund, hörst du? Ich kann das nicht. Jedes Mal, wenn sie vor mir steht will ich wegrennen, solche Angst habe ich etwas falsch zu machen, hörst du? Ich kann das nicht." Einen Moment ließen die Gewissensbisse, die ihn seit langem plagten und heute Gehör suchten inne. Angestrengt starrte Severus auf das Klavier, dessen Umrisse nur leicht zu erkennen war. Du musst! „NEIN!"

Geschafft, atmete Hesper erleichtert auf. Hinter ihr lag nun der Eingang zum Gemeinschaftsraum. Vor ihr lag der nur schwach beleuchtete Kerker. Einerseits war das schummrige Licht hilfreich, um sich vor Filch zu schützen, der auch hier rumlief, wenn Professor Snape abwesend war und zum anderen bürgte es die Gefahr sich schnell zu verlaufen, das tat sie ja so schon oft genug. Nach vielen langen Minuten und mehrfachem Verlaufen stand sie schließlich vor einer alten Holztür, dessen dahinter verborgener Raum zu Severus Gemächern gehörte. Auch in den Tiefen des Turmes war alles totenstill. Hier unten war noch weniger Licht als im Kerker, doch Hesper traute sich nicht die Treppe zu erhellen. Mehrere Male war sie auf der schweren Treppe ausgerutscht und zum Glück war sie nie tief gefallen. Trickstufen gab es hier eigentlich nicht, doch es war alles unheimlich rutschig hier unten. Vorsichtig prüfte sie, ob die Tür immer noch verschlossen war. Sie war es. Erleichtert konnte sie daraus schließen, dass die dumpfen Geräusche, die das Treppenhaus erfüllt hatten, nicht von hier und schon gar nicht von Snape stammen konnte.

Der in ihrer rechten Hand liegende schwarze Zauberstab bewegte sich ganz leicht in Richtung Tür, als Hesper ein leises „Alohomora" von sich gab. Mit einem Satz schwang die Tür einen kleinen Spalt auf. Sie eröffnete den Blick in eine scheinbar endlose Dunkelheit. Nicht ein Lichtstrahl erreichte das Büro. War es überhaupt das Büro? Es nützte alles nichts, wenn sie nicht beim ersten Schritt auf den Mund fallen wollte, musste sie wohl oder übel...was war das? Die Tür hinter ihr war leise zurück ins Schloss gefallen. Ok, beruhigte sie sich. Du ziehst das jetzt durch; einfach ruhig bewegen. Ihr Zauberstab, der nun als Lichtquelle fungierte erleuchtet weich den gesamten Raum. Langsam schlich sie möglichst geräuschlos durch den Raum. „NEIN!" Was war das? Schitt, warum ist er hier? Warum passiert das immer mir? Ok, egal, ganz ruhig...ist er grade aufgestanden? Mist...den Kram ganz leise hier ablegen. Hesper stand direkt hinter den Schreibtisch. Langsam ließ sie den Beutel nach unten sinken. Ihre Hände zitterten so vor Nervosität, dass sie Mühe hatten ihn ohne Klappern auf dem Tisch aufzusetzen. Erneut raschelte drüben etwas. Hesper zuckte jetzt so heftig zusammen, dass sie den Beutel samt Sachen auf den Tisch knallen ließ. Blitzschnell reagierte ihr Körper, bevor sie klar denken konnte und sie saß unter dem Schreibtisch, das Licht war gelöscht. 

Did you miss me? ~ Always! (Snape ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt