Kapitel 27 - Eine kleine Familie

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Severus öffnete die Tür zu seinem kleinem Nebenraum mehr oder weniger mühelos und trug die Kleine hinein. Hier würde er mit ihr sitzen, wie früher würde sie auf seinem Schoss ruhen, ein wenig vor sich hin brabbeln und irgendwann einschlafen. Er würde über sie wachen, die ganze Zeit, wie er es immer getan hatte. Sollte er es heute wirklich schaffen? Sollte er ihr alles erklären können, hier, jetzt. War es so bestimmt worden, dass es ausgerechnet hier sein sollte, an dem Ort, wo er sie das letzte Mal bei sich hatte? Vorsichtig setzte er sie auf dem Boden ab. Dort stand sie nun, wacklig und nicht wissend, was sie mit sich, ihm oder der Situation anfangen sollte. Severus setzte sich langsam, während das Mädchen versuchte sich mit der Umgebung anzufreunden, in den roten Sessel. Er war wirklich groß und unglaublich alt, hatte er doch den Prinz schon über Generationen gehört. Jetzt gehörte er ihm und irgendwann würde er seiner Tochter gehören, wenn er man nicht mehr war. Hesper gab keinen Mux von sich, obwohl der Raum warm war, wirkte er kalt. Einmal kurz klopfte ihr Vater auf seinen Schoss, vermutlich um ihre Aufmerksamkeit zu erregen, dann öffnete er seine Arme, wie er es vorhin getan hatte. Obwohl seine blasse Haut gepaart mit der schwarzen Kleidung kränklich und wie Schnee wirkte, war es noch das heimeligste am gesamten Raum.

Es war komisch auf seinem Schoss zu sitzen und in den Raum zu schauen. Ein Komisches Gefühl war es und jeh länger es anhielt um so undefinierbarer wurde es. Sie fühlte sich wohl und im selben Augenblick unwohl. Die Situation war ihr nicht vertraut, auf jemandes Schoss zu sitzen, die zerzausten Haare gerichtet zu bekommen. Der Raum, dieser Blick auf das schwarze Klavier, der Geruch und der Sessel jedoch wahren ihr unglaublich vertraut, als sein sie schon einmal hier gewesen. Eine einsame Stille lag darüber, das einzige, was sie vernahm war ihr eigenes Atmen, befremdlich. Severus hingegen genoss die Stille, sie sagte so viel, war erfüllt von Träumen der Vergangenheit und ihrer Rückkehr an diesen Ort. „Möchtest du etwas zu dir nehmen?" Sie gab immer noch keinen Ton von sich, nickte jedoch einmal mit dem Kopf; kaum hatte sie das getan hielt sie eine Tasse in der Hand, sie war warm und in ihr schwamm einen dunkle Flüssigkeit. Hesper musste nur ein Mal einatmen, um zu wissen das es Kakao war. Ein warmer Kakao, der sie im kalten Winter wärmen sollte. Dankbar strahlte sie ihren Vater an, der dieses aufgeregt erwiderte. Nicht mehr lange sollte sie Stille den kleinen Raum erfüllen, nach einiger Zeit begann Severus ein wenig vor sich hin zu sprechen. Erst waren es nur ein paar kurze Sätze, doch nach einiger Zeit formten sie sich zu Abschnitten und diese wurden zu Geschichten.

„Erinnerst du dich noch?", fragend schauten die großen, immer noch gläsernen Augen in Severus Richtung. „Woran?" Sein Seufzen drückte eigentlich schon alles aus. „Wie solltest du das auch können, es ist so lang her." Sollte er weiter sprechen? Interessierte es sie überhaupt? „Was ist so lange her?" er sollte weiter reden. „Als du ein Baby warst, haben ich mit dir immer hier gesessen und gewartet bis du geschlafen hast. Der kleine Hase, erinnerst du dich? Er war immer bei dir. Wenn du nachts nicht schlafen konntest, dann habe ich mich mit dir immer hierher gesetzt. Er war auch immer dabei, es gab fast keinen Tag an dem du ihn im Bett gelassen hast. Oft haben wir hier zusammen auf dem Klavier gespielt, naja, ich habe gespielt und du hast entweder zugesehen und mit einem kleinen Besen im Zimmer getanzt oder du hast versucht ein wenig zu spielen, was dann in einzelnen Tönen endete, die mein Spiel ergänzten." Liebevoll strich er ihr die letzte Strähne aus dem Gesicht, welches gebannt an seinen Lippen hing. Vor ihrem inneren Auge wurde das Bild immer klarer. Als sei es erst gestern gewesen sah sie das kleine Bettchen neben dem Klavier, den Hasen darin und eine Vater, der sie liebevoll in den Schlaf wog, einen der den Himmel voller Sterne an die Decke zauberte, einen glücklichen Mann, der seine Tochter durch die Luft wirbelte, weil sie gelernt hatte zu laufen. Sie sah eine glückliche kleinen Familie vor sich. Ein schöner Traum, dachte sie, wenn es doch nur wahr wäre. Nein, was denkst du schon wieder, das ist er nicht, so ist er nicht.

Vorsichtig nippte Hesper an dem warmen Kakao, als sie es erblickte, es war ein Bild, eines kleinen Mädchens. Es hielt einen Hasen in der Hand und lachte mit ihrem Herzen. Fröhlich tanzte es im Kreis „Da steht ein Bild von mir?" „Ja", antwortete Severus mit einer absoluten Selbstverständlichkeit. „Warum hast du ein Bild von mir?" „Was für eine Frage, natürlich habe ich ein Bild von meiner Tochter." Verdutzt blickte sie in die gutmütigen schwarzen Augen. „Aber wieso, wieso dann diese Ignoranz? Wieso das Bild von mir hier, wenn du dich all die Jahre nicht für mich interessiert hast?" „Ich habe dich nie ignoriert oder kein Interesse an dir gehabt. Im Gegenteil..." Seine Stimme wurde wieder ernst. „Dann musst du doch wissen, wie es war? Bei denen, warum hast du dann nichts unternommen, wenn du dich um mich gesorgt hast. Ich..." Immer mehr Verzweiflung schlich sich in ihre Stimme und in ihren Kopf immer mehr Zweifel an Severus Glaubwürdigkeit. „Ich wusste es nicht. Ich wusste nicht, dass sie dir so viel Schmerzen angetan haben. Mein kleines Mädchen behandelt haben als sein es Dreck... Glaube mir, wenn ich dir sage, dass es mir das Herz zerreißt, wenn ich wieder höre was all die Jahre passiert ist." Innerlich zerbrach schon wieder ein Stück seiner selbst. In sein Bewusstsein riefen sich all seine Fehler. Unsicherheit spiegelte sich in seinen Augen, was hatte er getan. Was tat er grade, er war nicht dazu bereit mehr zu erzählen und doch musste er es wohl tun. Er wollte nicht. „Wieso? Wieso warst du nicht da?" Hespers Brustkorb bebte auf und ab. „Ich konnte nicht, ich durfte nicht... Hesper, es gibt vieles das du nicht weißt. Ich weiß auch nicht ob du es verstehen würdest. Aber ich wollte da sein, immer." er durfte nicht weinen, musste stark sein, für sie. Er ist stark, das war er die ganzen letzten Jahre und das würde er auch heute sein. „Papa, du solltest endlich anfangen ehrlich mit mir zu reden und mich nicht behandeln, wie ein dummes kleines Ding, dass es nicht verdient hast zu wissen was los ist." Pure Verzweiflung trieben diese harten Worte aus ihrer Kehle. Das war es, was sie störte, das war es, was sich die ganze Zeit über so komisch anfühlte. Diese Ausreden, die Verheimlichung, das er nicht aussprach, was war und sein wird. Der Fakt, dass sie für zu dumm erklärt wurde. Sie wollte sich das nicht schon wieder antun, das herum reden, das Ausweichen, diese nichtssagenden Floskeln. Dieser unglaublich dämliche Smalltalk. Der Kakao begann langsam gegen den Tassenrand zu schwingen. Ihr Körper hob sich , sie war sich sicher zu gehen, Geburtstag hin oder her, Träume, Wünsche, egal, das war seine Chance gewesen und er hatte es... „Hesper, geh ruhig, ich halte dich nicht auf, ich bin dir dankbar, dass du heute her gekommen bist. Das bedeutet mir viel." Er lässt es also zu, es scheint ihm zwar bewusst zu sein, dass es die letzte Möglichkeit war, die sie ihm gab, aber er scheint es nicht versuchen zu wollen. Dabei meinte er grade noch sie sei ihm nicht egal gewesen, was wollte dieser Mensch? Wann würde man diesen verstehen können, gab es jemanden der das tat?

Did you miss me? ~ Always! (Snape ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt