Kapitel 33 - Perfekt

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Glücklich kaute Hesper auf dem großen Stück Kuchen herum, während sie zum Tisch gingen und sich setzten. Der Stuhl war Hesper ein wenig zu hoch, weshalb sie mehr darauf springen musste als sich setzen zu können. Kurzer Hand hatte sich auch schon der Becher vor ihr mit Tee gefüllt. Ein warmer Geruch von Zimt kam ihr entgegen. Es war wundervoll, wie Wollsocken im Winter. „Komm, puste die Kerzen aus und wünsche dir was", eröffnete Severus das Gespräch. Es dauerte nicht lange und die Luft über den beiden war mit dem Rauch aller 12 Kerzen gefüllt. Natürlich wünschte sich Hesper etwas geheimes. Zu ersten Mal hatte jemand für sie Kuchen gebacken, und er schmeckte ziemlich gut. Ein schöner Abend, dachte Hesper, während sie immer noch dieser eine Frage quälte. „Sag mal, Papa..." „Ja", mit halb gefülltem Mund versuchte Severus seiner Tochter zu antworten, doch das „Ja" war alles, was seinen Lippen deutlich verließ. „Wir haben heute eine Schokofroschkarte gefunden und auf ihr stand Hesper. Nun ja, ich wollte dich eigentlich schon immer fragen woher mein Name kommt." Mittlerweile hatte Severus sein Stück aufgegessen. „Du sprichst von Hesper Starkey, richtig?" Hesper nickte einmal kurz mit dem Kopf, ihre Augen hatte sich an einer der Regale im Raum gefangen. Waren dort Bilderalben einsortiert oder doch nur dicke Wälzer aufgestellt? „Es stimmt, tatsächlich habe ich dich nach dieser Hexe benannt, immerhin hat sie wirklich große Erfindungen für die Welt der Zaubertränke hervorgebracht. Ich dachte mir, meine Tochter sollte einen besonderen Namen tragen. Etwas Besonderes für was Besonderes. Meine Kleine Hesper Lily Eileen." Mit jedem weiteren Wort wurde Hesper immer roter im Gesicht. Sie war doch gar nicht so besonders, oder? Was konnte schon so besonders an ihr sein... „Lily war deine Mutter, sie sieht dir sehr ähnlich, weist du. Darum habe ich dich so genannt, damit du sie nie vergisst. Du hast die gleichen Haare wie sie und auch dein Auftreten ähnelt ihrem. Eileen war deine Großmutter, meine Mutter. Sie war eine sehr herzliche Frau und eine ebenso begabte Hexe, wie deine Mutter." Weiter kam Severus nicht, Hesper stellte jetzt eine Frage nach der anderen. Wie und wo hatten die Snapes gelebt? Wie waren seine Eltern, wann hatte Severus herausgefunden, dass er Zauberer war? Wie lange kannte er ihre Mutter schon, hatten sie geheiratet? James? Wer war das denn, dieser James? Auf die letzten Fragen bekam Hesper nicht mehr eine ausführliche Antwort. Sie beide umfassten höchstens zwei Sätze. Irgendein James hatte Lily geheiratet, doch sie seinen nicht lange glücklich gewesen, meinte ihr Vater. Severus und Lily waren wohl schon vor der Schule gute Freunde gewesen. Und dann hätten sie sich irgendwann doch verliebt. Sie unterhielten sich sicher noch eine Stunde, dann brach auch schon die Nacht herein und Hesper sollte sich langsam auf den Weg machen, um schlafen zu gehen. Doch das war leichter gesagt als getan. Durch das Gespräch hatten sich nur noch mehr Fragen an ihren Vater aufgetan. Auch wenn sie ihren Vater jetzt kannte, fragte sie sich immer wieder wer dieser Mensch doch war. Sie kannte ihn nicht wirklich, das hatte sich im heutigen Gespräch erneut bestätigt. Warum hatte ihre Mutter diesen James Geheiratet. Was war da geschehen. Warum wurde ihr Vater mit einem mal wieder so kalt zu ihr. Ihr Zimmer war auch kalt, genau so wie die Menschen im Gemeinschaftsraum und Felix. Sie wollte nicht schlafen gehen, schon gar nicht hier. Dennoch musste Hesper und das war ihr auch klar. Angestrengt wälzte sie sich hin und her, Mitternacht musste schon gewesen sein, denn selbst ihr Kater schlief bereits ruhig auf ihrem Bett. Die Gedanken schrien in ihrem Kopf, von Ruhe konnte man trotz der ununterbrochenen Stille nicht reden.

Während sie immer noch in ihren Gedanken fest hing, hatte sie den Gemeinschaftsraum bereits verlassen. Filch kam hier nicht oft runter, er vertraute auf Snape, der abends häufig umher spazierte. Darauf setzte sie jetzt. Auch Hesper machte sich auf, um durch die Gänge zu streifen, die Gedanken hier zu lassen und mir leerem Kopf ins Bett zu gehen. Doch diesen Vorhaben wurde nach einer halben Stunde endloser Wände durch eine bessere Idee ersetzt, wenn sie bei sich nicht schlafen konnte, dann vielleicht bei ihrem Vater, vielleicht. Hier wurde sie die Gedanken nicht los, sie zerrten an ihr, wie Gummi ließen sie nicht los. Leise schlich sie durch sie dunkeln Gänge und hielt dann vor einer schweren Tür, die sie in letzter Zeit nie verschlossen war. Von außen hörte man jemanden leise Musik auf einem Klavier spielen. Sie versuchte die Tür sanft zu öffne, doch zu ersten Mal war diese Verschlossen. Eigentlich wollte sie das Spiel nicht unterbrechen, aber es blieb ihr wohl nichts anderes über. Sachte klopfte sie gegen eines der Holzbretter. Die Musik verstummte abrupt und jemand klapperte kurze Zeit später an der Tür. Dann lugte ein, Hesper gut bekannter, Kopf hinter dieser hervor. Die langen Haare waren wie immer nicht gemacht und seine Augen glänzten. Hatte er geweint? Seine Lippen ließen jedoch das Gegenteil vermuten, als die nassen Augen das kleine Mädchen erblickten. Er lächelte ihr entgegen, öffnete sie Tür kurzer Hand ganz und bat sie herein. „Beehrst du mich heute noch ein zweites Mal?!" Es roch angenehm nach Kuchen und Pergament in dem Raum voller Bücher. Der Trank von vor zwei Tagen stand noch genau so da, wie sie ihn stehengelassen hatte. Hesper hatte gefragt, ob er ihr nicht ein paar Tränke zeigen konnte einfach so. sie dachte man könne sich durch vielleicht ein wenig kennen lernen. Den Mann, denn sie nicht kannte aber kennen sollte. „Was macht meine Kleine so spät Abends noch hier?", unterbrach er die warme Stille .„Ich kann nicht schlafen und da dachte ich, ich besuche dich. Vielleicht darf ich ja bei dir schlafen." Er musste jetzt noch mehr grinsen. Natürlich durfte seine Kleine hier schlafen, was für eine Frage. „Wenn das so ist. Hop ins Bett! Kleine Hexen brauchen viel Schlaf." Auch Hesper musste lachen als er anfing hinter ihr in die Hände zu klatschen, um sie ins Bett zu jagen. Frech blieb sie vor der Tür stehen, hinter der sich das Klavier befand und grinste ihrem Vater direkt ins Gesicht. „Väter müssen aber auch viel Schlafen." Ihr gefiel das ganze Spiel, es war das erste Mal, dass sie so locker miteinander sprachen und Quatsch machten. Alles wirkte mit einem Mal so sorglos, als hätten sie nie etwas anderes gekannte. Als wären sie eine normale kleine Familie. Als ob sie das wären, jeh sein würden. Hoffentlich, der Wusch von heute Nachmittag sollte in Erfüllung gehen, bitte, dachte sie, während ein lachender Vater vor ihr stand. „Ach was du nicht sagst. Ich gehe auch bald Schafen, Decke und Kissen habe ich ja, aber ich habe noch was zu erledigen." Während sie sich in Richtung Schlafzimmer bewegte wurde es in ihrem Körper immer wärmer. Sie war einfach nur glücklich. Mit ihren kleinen Händen krabbelte sie auf das hohe, weiche Bett. Im Türrahmen stand Severus, der das kleine Mädchen dabei beobachte und auf dem besten Weg war seine Sorgen zu vergessen. Auf dem Klavier stand noch immer das Glas Wein, welches nur noch zur Hälfte gefüllt war. Mit großen Schritten ging er jetzt zu seinem Bett und deckte die Kleine zu. Glücklich strahlte sie ihn an, während sie in dem großen Bett kaum noch zu sehen war. Sanft strich er ihr Über den Kopf, um anschließend aufzustehen. Dies war eines der wenigen Dinge, welche sie mochte, was Berührungen anging. Severus wusste dies mittlerweile. Hespers kleine Hand hielt ihn davon ab fort zu gehen, mit großen Augen sah sie ihn an. „Warum weinst du", flüsterte sie durch das schummerige Licht. „Ich weine doch nicht.", log Severus direkt in das Gesicht des Kindes. „Ich bin glücklich, dass du hier bist." „Das meine ich doch gar nicht. Eben hast du geweint, bevor ich hier war. Das habe ich gesehen." Sie kannte ihn nicht gut, aber sie wusste wann er weite und wann man ihn nicht anzusprechen hatte. Dieser Mensch war eben auch nichts anderes als eben das, ein Mensch. „Hesper, es gibt so viel, das du noch nicht weißt. Du wirst es noch kennenlernen, glaube mir, aber nicht heute.", er setzte einen Moment aus. Seine Augen wurden wieder glasiger, das merkte er jetzt, er musste es verstecken. Hesper sollte es nicht sehne können, Hesper sollte es nicht wissen, sie war noch lange nicht bereit dazu. „Weist du, deine Mutter fehlt mir. Ich habe sie so sehr geliebt, wie ich dich vermisst habe und manchmal macht es mich traurig, wenn ich an sie denke. Jetzt schlaf ein wenig und mach dir keine Sorgen mehr." Er dreht sich im Gegensatz zu seiner Gefühlslage schnell um, dann ging er aus dem Raum. Während er die Tür hinter sich schloss meinte er ein „Papa, ich habe dich gerne" vernommen zu haben.

Did you miss me? ~ Always! (Snape ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt