◀ Kapitel 11 ▶

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◀ Kapitel 11 ▶

Annie Irwin, Wakanda, 17.19 Uhr

Ich ducke mich unter einem der Viecher von Thanos Armee weg und rolle mich mit einer geschmeidigen Bewegung ab, sodass ich nicht hinfalle. Steve neben mir scheint ebenso viel ausweichen zu müssen, wie ich. Ich versuche mich wieder aufzurichten, doch in dem Moment, in dem die Viecher gesehen haben, dass ich auf dem Boden hocke, rennen sie alle auf mich zu und setzen zum Sprung an. Ich sammele die kosmische Energie um mich herum, die Proxima und ihre Anhänger ironischerweise durch ihre Ankunft hier verteilt haben.

„Runter!", warne ich Steve, der sich sofort auf den Boden schmeißt. Ich lasse die kosmische Energie in einer Kuppel von mir aus frei und sie tötet die umstehenden Viecher.

„Das hättest du schon viel eher machen sollen.", kommentiert Steve und ich sehe ihn an.

„Kraftfelder verbrauchen zu viel von meiner Kraft, also kann ich sie nicht zu oft erschaffen.", kommentiere ich, dann ziehe ich mein Schwert wieder aus der Scheide und seufze.

„Das wird wohl nie ein Ende finden.", meine ich, dann stürze ich mich wieder ins Getümmel. Ich weiß, dass Steve mir kurz hinterher sieht und sich dann wieder seinem eigenen Kampf widmet. Er hat Recht, ich wäre eine größere Hilfe, wenn ich dauerhaft Kraftfelder erschaffen könnte, um die Viecher in der Umgebung zu töten, aber das Erschaffen von Kraftfeldern ist etwas, das mir noch sehr viel Energie raubt. Nach all den Jahren, die ich mit meinen Kräften schon habe, fällt es mir mittlerweile immer leichter, meine Kräfte an ihre Leistungsgrenze zu bringen. Auch die Dauer, wie lange ich das durchhalte, ist mit den Jahren gestiegen und seitdem ich wieder mehr kämpfen muss, bemerke ich, dass ich nicht so schnell ermüde. Doch trotzdem spüre ich, dass es immer noch genügend Möglichkeiten gibt, an meinen Kräften zu zehren. Und das Einsetzen von Kraftfeldern oder besonders starker Telekinese gehört nach wie vor dazu.

„Hey, Annie!", höre ich eine Stimme hinter mir und ich drehe mich schnell um, da ich damit rechne, dass etwas passiert ist. Doch ich sehe nur Luke mir gegenüber, der seinen Dreizack mit einer unfairen Lässigkeit durch die Gegend schwingt und sich seinen Weg zu mir vor bahnt. Das ist das erste Mal, dass ich Luke kämpfen sehe und ich realisiere erst in diesem Moment, weshalb ausgerechnet Luke Namors persönlicher Assistent ist. Weil er im Notfall wahrscheinlich der beste Leibwächter ist, den Namor bekommen kann.

„Na, schon müde?", necke ich Luke und ducke mich dann unter einem weiteren Viech weg, das direkt auf uns zufliegt. Luke spießt es nur mit seinem Dreizack auf und schleudert es auf das nächste zu, das uns angreifen will.

„Weißt du, was Namor dazu gebracht hat, uns doch zu helfen?", frage ich ihn und Luke und ich kämpfen Seite an Seite weiter. Ich weiß nicht, weshalb wir ohne Absprache so ein gutes Team sind, doch ich weiß das zu schätzen.

„Seine eigene Armee und ich.", antwortet Luke.

„Bitte? Wie das denn?", möchte ich wissen und kann den ungläubigen Ton in meiner Stimme nicht so recht verstecken.

„Arkus hat Wind davon bekommen, was hier in Wakanda und in New York abgeht und dass du dein Leben dafür einsetzt und bei Namor einen Operationsbefehl erfragt. Namor wollte ihm den nicht geben.", meint er und ich bin erstaunt, wie gut wir uns unterhalten könne, während wir kämpfen.

„Arkus ist mit der Armee wieder gekommen, denn von denen war sich fast jeder sicher, dass er kämpfen will. Also hat Namor beschlossen, dass jeder, der kämpfen will, auch kämpfen darf.", erklärt mir Luke und ich grinse leicht. Namor wurde von seinem eigenen Volk zu so etwas gebracht?

„Das hat er freiwillig beschlossen? Ohne, dass du deine Finger mit im Spiel hattest?", hake ich nach. Luke sieht mich peinlich berührt an.

„Nun ja, nicht ganz. Ich habe möglicherweise euer Telefonat mitbekommen und beschlossen, dass du Recht hast.", gibt er dann kleinlaut zu.

„Und?"

„Und ich habe ihn daran erinnert, dass er auch einen Sieg eurerseits nicht unbeschadet überstehen würde, da du ihm das wahrscheinlich so schnell nicht verzeihen würdest.", fügt er dann noch hinzu und ich sehe kurz zu Boden. Ja, ich glaube damit hat er Recht. Ich wäre sicherlich nicht direkt wieder fröhlich nach Atlantis zurückgekehrt, wenn wir das hier überstanden hätten.

„Damit hast du wahrscheinlich auch Recht.", verbalisiere ich meine Gedanken auch direkt.

„Ich glaube, dass ihn das wachgerüttelt hat."

„Danke, Luke. Wirklich." Ich lächele den Atlanter an, der in letzter Zeit ein echt guter Freund für mich geworden ist.

„Hey, auch Atlantis ist auf diesen Planeten angewiesen. Also weshalb andere die Drecksarbeit machen lassen, wenn man selbst genug Kapazitäten hat?", gibt er nur zurück.

„Das ist genau das, was ich Namor auch gesagt habe... nur scheinbar hat er bei mir nicht darauf gehört."

„Achtung!" Ich ducke mich noch rechtzeitig, sonst wäre ich vermutlich von seiner Axt erschlagen worden. Beinahe böse sehe ich Thor an. Das wird wohl noch ein langer Tag...

Namor McKenzie, Wakanda, 17.30 Uhr

Ich drehe mich suchend um meine eigene Achse, um Annie irgendwo zu entdecken. Es fällt mir schwer, irgendjemanden zu entdecken, den ich kenne, als plötzlich Wade neben mir auftaucht. Ich würde gerne sagen, dass ich mir keine Sorgen um Annie mache, aber möglicherweise habe ich einen Fehler gemacht. Sie fortzuschicken war ein großer Fehler, aber ich weiß, dass es eine einmalige Entscheidung war, die ich nicht mehr rückgängig machen kann. Und ich weiß, dass sie Recht hat. Das mit uns, das wäre auf Dauer nicht gut gegangen, wenn ich mich nicht geändert hätte. Doch ich glaube nicht, dass ich ihre Freundschaft jemals vollständig wiedergewinnen könnte. Dafür habe ich sie zu schlecht behandelt. Aber hier an ihrer Seite zu kämpfen und den Blick zu sehen, den sie hatte, als wir aufgetaucht sind, hat mir schon gereicht.

„Hey, Fishboy!", begrüßt Wade mich und ich verdrehe unwillkürlich die Augen. Genau der hat mir ja jetzt noch gefehlt.

„Konzentrier dich aufs Kämpfen und nicht aufs Reden.", zische ich nur und spieße das nächste Opfer mit meinem Dreizack auf.

„Ich kann beides. Du etwa nicht?", fragt er und wirbelt seine Katanas in der Gegend rum. Ich sehe ihn aus dem Augenwinkel böse an. Wieso doch gleich hatte Annie die Supreme Five gerufen? Eine gehässige Stimme in mir erinnert mich daran, dass es meine Schuld ist, da ich ihr gesagt habe, dass ich ihr nicht helfen werde. Sind wir mal ehrlich: Ich tue das hier nicht für Wakanda oder irgendjemand anderen, sondern nur für Annie und für Atlantis.

„Leute, jemand muss zu Vision!", höre ich es in dem Kommunikator in meinem Ohr. Was interessiert mich Vision? Wollte der mich nicht in Pleasant Hill noch umbringen?

„Ich bin unterwegs!", höre ich Annies Stimme durch den Kommunikator antworten und verdrehe die Augen, doch lächele leicht. Manchmal, da würde ich gerne so handeln, wie sie und nicht so voreingenommen sein. Aber nur manchmal.

Annie Irwin, Wakanda, 17.37 Uhr

Ich lande neben Wanda auf dem Boden des Waldes. Sofort dreht sie sich geschockt zu mir um, bis sie mich erkennt.

„Wir beschützen ihn, mach dir keine Sorgen.", versichere ich ihr, denn ich sehe die Unsicherheit auf Wandas Gesicht. Diese sieht mich nickend an und stellt sich kampfbereit neben mich.

Black Dwarf taucht plötzlich hinter uns auf und scheint zu wissen, dass ich die größere Gefahr bin, denn er tritt mir von hinten so heftig in den Rücken, dass ich mich kurzzeitig nicht bewegen kann und mit dem Gesicht als erstes auf dem Boden lande.

Wanda greift ihn sofort an und die beiden liefern sich einen Kampf, bei dem ich mir nicht sicher bin, ob ihn einer der beiden gewinnen kann. Gerade, als ich eingreifen will und Wanda unterstützen will, sehe ich, dass Namor in der Seite von einem Strahl einer Waffe getroffen wird.

„Namor!", stoße ich aus einem inneren Impuls heraus aus, obwohl es völlig unsinnig ist. Und vor allem sollte es mir egal sein. Doch das ist es nicht. Auch, wenn unsere Beziehung eine Katastrophe war, so sind wir doch noch Freunde und haben gemeinsam eine Menge durchgemacht. Und diese Freundschaft kann ich nicht einfach wegwerfen. Sofort renne ich los, um ihm zu helfen. Wanda wird schon klar kommen... 

Annie IV - Infinity War + EndgameWo Geschichten leben. Entdecke jetzt