Kapitel 11

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Michael

Das Konzert war ein voller Erfolg. Natürlich wurden Fragen gestellt, warum es statt um sieben Uhr um elf anfing, aber ich antwortete darauf nicht, mir fiel nämlich keine Ausrede ein.

Es war bereits drei Uhr morgens, als ich mich verabschiedete. Gut, ich gebe zu, ich war noch von der After-Show-Party vielleicht ein wenig beschwipst, und ich beschloss, zu Theresia zu fahren. Ich würde auch niemanden von ihrer Familie wecken müssen, da ich ja wusste, wo der Zweitschlüssel versteckt war. Es dauerte ein wenig, bis ich ihn ins Schloss bekam, aber schließlich hatte ich es geschafft. Ich ging durch die Wohnung, öffnete Theresias Zimmertür und sah sie an. Ihre Haare waren wild zerzaust, sie lag tief schlafend auf der Seite. Ganz leise und vorsichtig schlich ich mich zu ihr und legte mich behutsam zu ihr. Noch immer wachte sie nicht auf. Das nenne ich mal festen Schlaf. Zärtlich küsste ich sie in ihr offenes Haar und sie regte sich. Wachte sie auf? Nein, Gott sei Dank schlief sie weiter. Auf einmal spürte ich einen heftigen Schlag in die Magengrube und als ich mich reflexartig zusammenkrümmte, folgte ein Schlag in den Nacken.

"Du perverses Schwein! Lass mich endlich in Ruhe! Nein! Bitte, lass mich!"

Theresia war völlig außer sich. Schnell hielt ich ihre Hände fest und versuchte, sie zu beruhigen. Offenbar hatte sie gar nicht bemerkt, dass ich es war, denn sobald sie mir ins Gesicht sah, hielt sie inne und starrte mich entsetzt an. Dann sprang sie aus dem Bett, hielt sich die Hand vor den Mund und keuchte: "Oh Gott, Michael, tut.. tut mir Leid, ich hab nicht gewusst, dass du das bist, oh Gott, ich hab gedacht, ich wäre noch in Österreich und du wärst jemand anderes! Das tut mir leid!" Ich war vollkommen verblüfft, fing mich aber schnell wieder und stand auf, ging zu ihr und nahm sie in die Arme. Sie weinte, lautlos und verzweifelt. Was war nur mit ihr los?

Die Zimmertür wurde aufgerissen. Marie stand vor uns, aber ich konnte sie nur kurz sehen, denn aus den Augenwinkeln kam eine Bratpfanne auf mich zu. Mit einem lauten Klong landete sie auf meinem Kopf. Einen kurzen Moment sah ich Sternchen. Marie und Theresia kreischten auf.

"Sorry! Michael! Ich wusste ja nicht, dass du das bist! Ich dachte, jemand will Theresia etwas Böses antun! Sorry!"

Ich richtete mich wieder auf und rieb meinen pochenden Schädel.

"Schon gut."

Eine Sekunde später stand die gesamte Familie in ihrem Zimmer - von Lilja bis zum Baby Timothy. Sie alle starrten mich an. Ich setzte mich. Sollte doch Marie erklären was hier los war, allmählich wünschte ich mich weit weg. Stotternd erklärte Theresia ihren Eltern:

"Ich hatte einen Alptraum und habe Michael dabei unabsichtlich eine runtergehaut. Er hat mir nichts angetan, wirklich nicht! Marie ist durch den Lärm, den ich gemacht hab, geweckt worden. Sie wollt mich offenbar retten, jedenfalls hat sie ihm mit der Pfanne da eins über den Schädel gezogen. Sorry, dass wir euch geweckt haben!"

Kopfschüttelnd sahen ihre Eltern mich an. Lilja lachte sich einen Ast ab, die anderen Kinder wirkten eher ängstlich.

Theresia hatte sich noch immer nicht ganz beruhigt. Resolut warf sie alle außer mich aus ihrem Zimmer, drehte sich um und fragte: "Was machst du überhaupt hier? Es ist halb fünf!"

"Ich wollt dich besuchen kommen."

"Ich sehs. Und was machen wir jetzt?"

"Was hältst du von Schlafengehen?"

Sie lächelte. "Spinner."

Dann ging sie zum Bett und legte sich hin. Vorsichtig legte ich mich neben sie und schloss die Augen. Sie ließ zu, dass ich sie umarmte.

you and meWo Geschichten leben. Entdecke jetzt