Kapitel 13

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Nach einem üppigen Einkauf, bei dem Gabe den Einkaufswagen geschoben und ich meine Liste abgearbeitet hatte, kamen wir wieder bei mir Zuhause an. Dieses Mal hatten wir uns stumm darauf geeinigt, dass er fuhr. Währenddessen verlor keiner von uns beiden auch nur ein Wort. Nachdem unser gemeinsames Frühstück nicht gerade schön geendet hatte, war es während des Einkaufs tatsächlich zu einem Streit zwischen uns beiden eskaliert. 


"Das kann doch unmöglich dein Ernst sein!"

Ich starrte auf den kleinen schwarzen Kasten, bei dem ich niemals auf die Idee gekommen wäre, ihn als "Kofferraum" zu bezeichnen. Demonstrativ schaute ich von dem gut gefüllten Einkaufswagen zu dem schwarzen Kasten. Auch ohne die Mathematik sonderlich gut zu beherrschen, wusste ich, dass das niemals alles da rein passen würde. Selbst in meinen geliehenen Fiat Panda hätte mehr reingepasst, und dieser hatte neben einem richtigen Kofferraum auch noch hintere Sitze, wo man zur Not etwas hätte verstauen können.

"Was hast du denn für ein Problem?"

Ich zeigte abwechselnd vom Einkaufswagen zu dem Kofferraum, als wäre es das Offensichtlichste auf der Welt.

"Wie sollen wir denn den gesamten Einkauf in diese Hundehütte bekommen?"

Ohne jegliche Emotion zu zeigen, sagte Gabe schließlich:

"Welche Hundehütte?"

Ich wusste nicht, ob er wirklich nicht die Metapher verstanden hatte oder mich auf den Arm nehmen wollte. Beides wäre ihm jedenfalls zuzutrauen. Ein verächtliches Schnauben entfuhr mir. Etwas versöhnlicher versuchte Gabe mir zu beweisen, dass wir das schon alles unterbekommen würden.

"Und wie?", spie ich ihm entgegen.

"Das, was wir nicht da rein bekommen, nimmst du einfach auf deinen Schoß."

Gabe sagte diese Worte so, als wäre es das Offensichtlichste auf der Welt. Wütend funkelte ich ihn an.

"Ihr Italiener geht mir mittlerweile wirklich extremst auf die Nerven!"

"Sizilianer, wenn ich bitten darf!"

"Was?", spie ich ihm entgegen.

"Auf der Insel Sizilien leben Sizilianer!"

Ich konnte nicht anders, als ihn mit funkelnden Augen anzusehen. Wie ich sonst darauf reagieren sollte, wusste ich einfach nicht. Mit einem leichten Kopfschütteln ging ich zu dem Einkaufswagen und konnte es kaum erwarten, endlich zu Hause zu sein und Gabriel Delanotte auf Wiedersehen zu sagen.


Das Ende vom Lied war, dass die restliche Hälfte der Einkäufe, die nicht mehr in den "Kofferraum" gepasst hatte, nun tatsächlich auf meinem Schoß lag und langsam vor sich hin taute.

Nachdem Gabe in meiner Auffahrt gehalten hatte, stieg er sofort aus, ohne mich auch nur eines Blickes zu würdigen. Ich rollte mit den Augen und fragte mich, wie ich ohne zu großes Aufsehen zu erregen, am elegantesten aus diesem Wagen aussteigen sollte, ohne irgendetwas zu zerkratzen, kaputt zu machen und ohne die Lebensmittel zu schänden. Während ich mir darüber den Kopf zerbrach, stand Gabe plötzlich neben mir und nahm mir wortlos die größte Tüte mit Lebensmitteln ab. Überrascht von seiner Geste wollte ich gerade aufblicken, nur um festzustellen, dass er bereits wieder gegangen war und in Richtung Haustür lief.

Ich öffnete die Beifahrertür und stieg langsam aus. Als ich ihn wie angewurzelt an der Tür stehen sah und er mir einen genervten Blick zuwarf, ging ich extra langsam und mit soviel Eleganz wie möglich auf ihn zu, um ihm die Tür zu öffnen. Kaum war die Tür einen Spalt breit offen, quetschte er sich an mir vorbei, um in Richtung Küche zu laufen.

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