* Kapitel 5

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Kayano, Nagisa und Rio verabschiedeten sich von uns und gingen Richtung Haltestelle. ,,Ich muss dann auch mal los, bis morgen ihr zwei." Somit waren es nur noch Karma und ich.

Wie Klischeehaft, das zukünftige Paar geht alleine nach Hause. Wo bleibt denn nur der Regen?

Schmunzelnd über meine unrealistischen und absurden Gedanken machten wir uns auf den Weg, da wir in die selbe Richtung mussten. ,,Weißt du was ich mich schon die ganze Zeit frage?" Ich sah zu Karma auf und schüttelte den Kopf. ,,Was hast du damit geimeint, dass er dich schon nicht verliert?"

Will ich es ihm erzählen? Es ist sowieso kein großes Geheimnis, die Klasse wird es wahrscheinlich bereits wissen.

,,Unsere Mutter hat uns verlassen, als wir elf Jahre alt waren. Unser Vater hat sie betrogen und Mutter bekam es raus. Die beiden haben sich gestritten und am Ende ist sie abgehauen. Sie kam nie wieder, verständlich. Ryoma und ich waren am Ende. Wir waren unglaublich traurig. Unser Vater verschwand ab dem Zeitpunkt immer für Tage und war nie zu Hause. So haben Ryoma und ich uns gegenseitig geholfen und ohne den anderen wären wir wahrscheinlich untergegangen. Weißt du, wir hängen aneinander. Ich kann nicht ohne ihn und er nicht ohne mich. Er ist nur so, weil er mich nicht verlieren will." Ich sah bedrückt auf den Boden und lief stumm neben Karma. ,,Würde ich auch nicht..." murmelte er, doch ich reagierte nicht darauf.

,,Es war ein echt schöner Tag", sagte ich und lächelte. Karma nickte nur und lächelte ebenfalls. ,,Bis Morgen, Karma", verabschiedete ich mich grinsend und drehte mich um. ,,Bis morgen, Asuka-chan", hörte ich es ganz leise hinter mir und schnaubte eingeschnappt, ehe sich ein kleines Lächeln auf meine Lippen schlich.

Ich glaube, ich habe Freunde gefunden.

Glücklich klingelte ich und keine Sekunde später wurde die Tür aufgerissen.

Überrascht sah ich meinen Bruder an. ,,Wo warst du?", fragte er mich aufgebracht. Er zog mich ins Haus und schlug die Tür zu. ,,Asuka, es ist bereits dunkel draußen. Warum bist du nicht an dein Handy gegangen? Ich hab mir sorgen gemacht. Ich dachte, dir wäre was passiert." Ich lächelte ihn entschuldigend an und sprach: ,,Tut mir leid, ich habe deine Anrufe wohl nicht mitbekommen. Du weißt doch, ich war mit Freunden draußen." ,,Freunden? Welche Freunde?", fragte er aufgebracht.

Meine Mundwinkel rutschten nach unten und ich sah ihn ausdruckslos an.

Welche Freunde? Sein ernst?

Ryoma schien bemerkt zu haben, was er da gerade gesagt hatte. Sein Gesicht wandelte sich von Wut in Schock. ,,Asuka ich-" ,,Nein, lass es", unterbrach ich ihn seufzend. Stumm ging ich an ihm vorbei in mein Zimmer.

Diese Worte taten weh. Er weiß, dass ich nie Freunde hatte bis auf einen Jungen damals und er weiß, was solche Worte wegen ihm mit mir anrichten konnten.

In meinem Zimmer schloss ich die Tür und zog die Hose aus, das Shirt behielt ich einfach an.

Ohne etwas zu tun, legte ich mich in mein Bett und sah die Wand an. Meine Kehle wurde trocken und ein Stein schien auf meiner Brust zu liegen. Leise klopfte es an meiner und als ich nicht reagierte, konnte ich hören, wie sie aufging. Ich fühlte wie sich meine Bettkante senkte, doch ich lag mit dem Rücken zu ihm. ,,Ich hätte das nicht sagen sollen. Ich bin so ein Idiot, immer muss ich was dummes machen. Ich freue mich doch für dich."

Ich setzte mich auf und sah ihn mit einer Mischung aus Trauer und Enttäuschung an. Er sah nur auf meine Bettdecke und hob den Kopf nicht. ,,Ja, du bist ein Idiot, ein richtig großer. Was du gesagt hast, war wirklich scheiße, aber ich weiß doch, dass du dir nur Sorgen machst." Ich nahm in in den Arm und drückte ihn fest. Ryoma vergrub seinen Kopf in meiner Schulter und erwiderte unsere Umarmung. ,,Es tut mir leid", nuschelte er und ich verpasste ihm eine mit meinem Fuß. ,,Ist okey, Niisan."

Zusammen lagen wir nun in meinem Bett und hielten uns gegenseitig. Wir hatten nur noch uns und das war uns beiden bewusst. Keiner ließ den anderen los, bis wir schließlich einschliefen.

Du hast mein VertrauenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt