* Kapitel 21

441 19 0
                                    

Zusammen gingen Ryoma und ich den Berg zum Schulgebäude hoch. Es lief alles so, wie ich es geplant hatte. Den letzten Tag schwänzte ich einfach und am Abend bekam mein Vater eine E-Mail, in der stand, dass ich nicht versetzt würde. Daraufhin gab es zwar eine Diskussion mit meinem Vater, aber das ging mir am Arsch vorbei. 

Ryoma hat mir erzählt, dass sie die Baseball-AG fertig gemacht haben und Rio meinte, dass es bei Basketball auch nur knapp war. Egal, Hauptsache ich bin wieder in der E.

Oben angekommen, gingen wir direkt zu den Umkleidekabinen, da wir Sport hatten. Ich ging zu den Mädchen und Ryoma zu den Jungen.

,,Und, wie war es in der A?", fragte Kataoka mich und ich seufzte tief. ,,Ja, erzähl mal!", forderte Kurahashi mich auf und ich setzte mich auf die Bank. Die anderen versammelten sich nun auch um mich. Während ich mir meine Schuhe band, begann ich zu erzählen: ,,Schrecklich. Die ganze Zeit baggert mich Sakakiabara an und Asano stalkt mich, weil ich ja was schlimmes vorhabe. Die restlichen beiden Tage habe ich dann einfach geschwänzt." ,,Man, das muss wirklich ätzend gewesen sein", meinte Fuwa mitleidig und ich nickte bloß.

Karasuma-Sensei meinte, dass wir heute ausschließlich Nahkampf üben würden, also tat ich mich mit Rio zusammen; Karma schwänzte mal wieder. Er meinte, er habe keine Lust auf den neuen Lehrer, welcher heute kommen würde.

Ich auch nicht...

Es waren nur gewöhnliche und leichte Abwehrmethoden und Angriffe, die wir übten, somit war der Unterricht bis jetzt sehr entspannt. ,,Nicht den Blick abwenden. Ihr müsst jede Bewegung vorhersehen, je besser ihr euren Gegner im Blick habt und einschätzt, desto weniger Fluchtwege bleiben ihm", brüllte Karasuma über den Sportplatz.

Ich konzentrierte mich auf Rios Schritte. Sie achtete eher auf ihre Arme und den Oberkörper, doch ihren Beinen schenkte sie nur wenig Aufmerksamkeit. Beim nächsten Schritt nach vorne stelle ich mich schnell mit meinem Fuß auf ihren und sie verlor so das Gleichgewicht. Ich wollte sie gerade halten, damit sie nicht allzu hart aufprallte, als jemand hinter mir aufschrie und es knallte.

Erschrocken sah ich, dass Karasuma in Abwehrposition stand und Nagisa auf dem Boden lag. Ich vergaß Rio ganz und sie fiel um. ,,Hey! Au!", meckerte sie und ich entschuldigte mich nebenbei.

Während Karasuma-Sensei Nagisa aufhalf und sich entschuldigte, starrte ich Nagisa an.

Ich hatte recht. Es ist seine Aura. Nagisa hat ein erstaunliches Talent. Ich habe es selbst gespürt bei einem Kampf gegen ihn. Wie eine Schlange. Selbst Karasuma schien erschrocken darüber.

Schnell sammelten sich alle wieder und Karasuma wollte noch gegen ein paar kämpfen. ,,Karasuma-Sensei, Sie müssen unbedingt gegen Asuka-san kämpfen. Sie hat sich deutlich gebessert!", rief Rio plötzlich und ich schluckte einmal, ehe ich sie entsetzt anstarrte. ,,Okey, das wird aber der letzte Kampf für heute sein", meinte der Schwarzhaarige und stellte sich in Position.

Ich hasse dich, Rio.

Auch ich stellte mich nach einem kurzen Zögern in ihm gegenüber hin; das Messer in meiner rechten Hand. Nocheinmal atmete ich tief durch, dann sprintete ich nach vorne.

Das wäre der Zeitpunkt, meine neue Technik zu testen.

Erst holte ich mit meinem Messer aus, doch wie erwartet parierte Karasuma diesen Angriff. Gleich danach versuchte ich es erneut und wurde erneut geblockt. Ich wiederholte das mehrere Male, bis ich es raus hatte.

Ich begann, zu grinsen und schaute ihm direkt in die Augen. Es schien ihn nur kurz zu irritieren, doch das war genug Zeit, um mein Fuß unbemerkt hinter sein Bein zu stellen. Als ich dann wieder ausholte und er gerade abwehren wollte zog ich meinen Fuß zu mir, sodass er kurzzeitig auf einem Bein stand. Das nutzte ich aus und stürzte mich mit vollem Gewicht auf ihn.

Karasuma weiß, dass er fallen wird, also konzentriert er sich auf das Messer und meiner rechte Hand. Er weiß auch, dass ich kein zweites Messer habe, also sollte es leicht sein meinen Arm einfach festzuhalten.

Und das tat er. Er bekam meinen rechten Arm, doch ich ließ das Messer los und hatte es schon in meiner linken Hand. Synchron mit dem Aufprall hielt ich das Messer mit meiner linken Hand an seinen Hals uns zog es zur Seite. ,,Tot", sagte ich und lächelte ihn stolz an.

Ich sah zufrieden in Karasumas gweitete Augen. Schließlich ging ich von seiner Brust runter und stand auf. Ich hielt ihm meine Hand hin, welche er auch annahm und zog ihn hoch. ,,Das war unglaublich. Du bist extrem schnell und präzise. Dieser Handwechsel, wie hast du das so schnell gemacht?" Unser Sportlehrer musterte mich beeindruckt.

,,Naja, ich habe am Anfang getestet, wie genau Sie meine Angriffe abwehren. Dann habe ich Sie verwirrt und unbemerkt meinen Fuß hinter Ihren gestellt. Wir fallen und Sie konzentrieren sich auf das einzige Messer, also wehren Sie doch logischerweise meinen Arm ab. Doch dadurch habe ich meine Chance ergriffen und die Hand gewechselt", erklärte ich ein wenig stolz.

Karasuma lachte leise und betrachtete mich dann mit einem matten Lächeln. ,,Wie ein Leopard. Du vertraust deinem Körper und arbeitest geschickt. Bringst deinen Gegner aus der Fassung, sodass er unaufmerksam wird und du deine Chance ergreifen kannst."

Ein Leopard... Das ist doch mal ein Vergleich und dann noch von einem Agenten.

Ich ging wieder breit grinsend zu den anderen, die natürlich alles gehört und gesehen hatten. ,,Na Leopard, gute Arbeit", neckte Rio mich und ich verdrehte lächelnd die Augen. Da packte Ryoma mich auch schon und wuschelte mir durch die Haare. ,,Eine richtige Raubkatze eben."

Der Unterricht wurde beendet und wir blieben noch draußen. Kichernd beobachtete ich wie Kurahashi zu Karasuma-Sensei ging und ihn auf einen Kaffee einladen wollte. ,,Sie wird niemals aufgeben", meinte ich belustigt. ,,Irgendwie fühlt es sich an, als würde er eine Wand zwischen uns aufbauen, die uns auf Abstand hält", murmelte Fuwa nachdenklich und Kurahashi fügte noch etwas hinzu: ,,Aber vielleicht sieht er das alles nur als seine Pflicht an? Wer weiß das schon..."

Wir alle sahen ihm nach, als aufeinmal ein weiterer Mann vor ihm auftauchte. Sie redeten ein wenig und schließlich kam der Braunhaarige die Treppen hinunter zu uns. ,,Hallo! Mein Name ist Takaoka Akira! Ich arbeite ab heute hier, um Karasuma zu unterstützen. Schön euch kennenzulernen E-Klasse", stellte sich der etwas molligere vor und lächelte breit.

Im Vergleich zu den anderen Lehrern ist das ja schon komisch. So nett und freundlich. Vielleicht wird es ja ganz gut mit ihm, eine nette Abwechslung...

Das erste was Takaoka Akira machte, war eine Decke auf den Boden zu legen und eine Menge Süßigkeiten drauf zu stellen. Wir alle versammelten uns um ihn herum und Kayano lief fast der Sabber aus dem Mund. ,,Kuchen?", fragten sie und Fuwa gleichzeitig begeistert nach. ,,Ja na klar! Für euch! Esst mit dem Vorsatz meinen Geldbeutel zu leeren", meinte der neue Lehrer daraufhin. Während die anderen zugriffen, hielt ich mich jedoch zurück.

Irina-Sensei hat es doch auch mal mit übertriebener Freundlichkeit bei Karasuma-Sensei versucht. Und das ist meiner Meinung nach auch total übertrieben. Da esse ich lieber nichts von.

,,Und Sie übernehmen ab morgen unseren Sportunterricht, Takaoka-Sensei?", hakte Nagisa neugierig nach. ,,Ja, das hat die Regierung angeordnet, um Karasuma Arbeit abzunehmen", erklärte er daraufhin.

Erschrocken blickte ich zur Seite und entdeckte Koro-Sensei, welcher in Pink vor sich hin sabberte. ,,Oh, du bist also dieser Koro-Sensei. Na los, greif zu. Obwohl ich dich irgwann töten werde."

Jemand von der Regierung, der es nicht direkt auf Koro-Sensei abgesehen hat. Da stimmt doch was nicht.

,,Sie sind ganz anders als Karasuma-Sensei, obwohl Sie Kollegen sind", meinte Kimura und Hara fügte noch glücklich hinzu: ,,Ja, Sie sind wie ein netter Vater aus der Nachbarschaft." Woraufhin Takaoka zu lachen begann. ,,Nagut, dann bin ich eben euer Vater, wo wir uns doch schon ein Klassenzimmer teilen."

Ich sah hoch zum Schulgebäude und entdeckte Karasuma, welcher an der Tür stand und uns beobachtete.

Ich weiß nicht, ob mir dieser Typ geheuer ist. Ich würde lieber Karasuma behalten, der bezeichnet sich immerhin nicht als unser Vater... Gruselig.

Du hast mein VertrauenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt