* Kapitel 2

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So gut es ging, ignorierte ich die Blicke der anderen, die aber nach kurzer Zeit abnahmen und konzentrierte mich auf den Unterricht von Koro-Sensei. Das funktionierte auch relativ gut, bis mich etwas in die Seite stach. Erschrocken sah ich nach rechts.

Karma hielt fies grinsend einen spitzen Stift hoch. ,,Was soll das?", fuhr ich ihn leise an. ,,Wenn es zwei Terasakas gibt, wird das Ganze noch viel lustiger.", sprach er nachdenklich und hielt den Bleistift angriffslustig in die Höhe. Ich wusste, dass er ausholen würde, um mich erneut zu stechen, doch noch schnell genug riss ich ihm die Waffe aus der Hand.

Nun zogen sich meine Mundwinkel triumphierend nach oben und ich piekste ihm mit schmerzhafter Wucht in den Bauch. Karma fuhr erschrocken zusammen und riss dabei die Augen auf. ,,Verdammt, bist du schnell", murmelte er und ich konnte sehen, dass er sich rachebedürftig den Bauch rieb. ,,Tja, leg dich nicht mit mir an", freundlich nickte ich ihm zu und wandte mich wieder zur Tafel und damit zum Oktopus-Ding; den Stift behielt ich.

Die Mittagspause brach an und gähnend streckte ich mich, bis ich mit meinem Bento schließlich aufstand und auf meinen Bruder zuging, der sich mit seinen beiden Freunden unterhielt. Ich kannte die beiden, Yoshida und Muramatsu, schon etwas länger, jedoch blockte Ryoma, so gut es ihm möglich war, jeglichen Kontakt ab. Diese Maßnahme, so erklärte er es immer, traf er nur, um mich vor gemeinen Leuten zu beschützen.

Als würde er nicht selbst zu den Gemeinen gehören... Ich bin aber selbst nicht das beste Beispiel.

Ryoma hatte mich schon bemerkt und grinste mich an, während er sich kippelnd auf dem Stuhl zurücklehnte. Noch bevor ich etwas sagen konnte, sprach mich jemand von hinten an: ,,Hey, Asuka-chan, ich bin Kurahashi Hinano, komm doch mit zu uns, damit wir uns kennenlernen können."

Noch bevor ich reagieren konnte, packte mich das aufbrausende Mädchen mit den orangenen Haaren am Arm und zog mich hinter sich her, quer durch den Raum.

Entschuldigend lächelte ich meinem Bruder an und wandte mich dann zu Kurahashi. ,,Nicht so schnell, Kurahashi-san", sprach ich zu ihr und versuchte vergebens meinen Arm zu befreien. Sie drehte sich zu mir und lächelte aufgeregt. ,,Ich muss dir unbedingt die Anderen vorstellen."

Wir kamen an einer kleinen Gruppe an, die sich um zwei zusammengeschobene Tische am Fenster versammelt hatte. ,,Hey Leute!", rief Kurahashi neben mir und diejenigen, die uns noch nicht bemerkt hatten, drehten sich zu uns um.

,,Also, das ist Kayano-chan", sie zeigte auf ein Mädchen mit grünen Haaren. ,,Das ist Nakamura-chan" Das blonde Mädchen, welches so erstaunt war, dass ich Ryoma's Schwester war. ,,Und das sind Yada-chan und Nagisa-kun" ein Mädchen mit braunen Haaren, welche zu einem Zopf gebunden sind und ein blauhaariger Junge.

Ich hatte schon Zweifel daran, dass er wirklich männlich ist.

Ich winkte kurz und lächelte freundlich; neue Leute kennenlernen war nicht wirklich meine Stärke.

,,Also Asuka-san, du bist wirklich Terasaka's Schwester?", fragte mich Nakamura, die ihre Hände grinsend in die Hüfte stemmte. ,,Ja, wir sind Zwillinge." antwortete ich ihr nickend. ,,Ich wusste gar nicht, dass er Geschwister hat.", murmelte Nagisa. ,,Ja, ziemlich erstaunlich, er hat nie was gesagt.", fügte Kayano hinzu.

Ist das wirklich so ein Wunder für euch?

,,Ja, so kenn ich Ryoma", stimmte ich ihnen im Nachhinein zu. Wir unterhielten uns noch ein wenig; die anderen mehr als ich, als mich jemand an der Schulter antippte. Ruckartig fuhr ich herum und sah das Mädchen und den Jungen an. ,,Ähm hey, ich bin Isogai Yuuma  und das ist Kataoka Megu, wir sind die Klassensprecher. Wenn dir was auf dem Herzen liegt, komm einfach zu uns."

Ich lächelte beide freundlich an und bedankte mich, wobei ich das Angebot wohl kaum annehmen würde. Mich auf andere zu verlassen, war ebenfalls nicht meine Stärke.

Immer diese Einzelgänger.

Aufeinmal legte sich ein Arm um meine Schulter und ich blickte überrascht nach links. ,,Hey ich bin Maehara Hiroto, aber hübsche Mädchen dürfen mich ruhig beim Vornamen nennen." Ich sah den Jungen etwas verstört an, ehe ich langsam den Kopf schüttelte: ,,Nein danke, ich denke ich bleibe bei Maehara."

Gerade als ich seinen Arm entfernen wollte, wurde ich ruckartig nach hinten gezogen. Ein schwerer Arm ersetzte den anderen auf meiner Schulter und ich erkannte, dass es mein Bruder war. ,,Ich sagte doch, lass die Finger von meiner Schwester." Es war eine deutliche Warnung, aber anscheinend schien diese nicht wirklich zu ziehen.

Bitte Maehara, sag jetzt nichts falsches und lass einfach gut sein.

,,Aber warum denn? Deine Schwester ist unglaublich heiß, Terasaka."

...

Meine Hoffnung an seinen gesunden Verstand war zwar ohnehin gering, jedoch hatte er mich mit dieser Reaktion zum Seufzen gebracht.

Der Arm meines Bruders verkrampfte sich und er wollte schon auf Maehara losgehen. Gerade als er einen Schritt nach vorne machte, griff ich ein. ,,Ryoma, lass es", sprach ich ruhig, um eine unnötige Eskalation zu vermeiden und Maehara, der seine missliche Lage erst jetzt bemerkt hatte, atmete erleichtert aus.

,,Mit dem werd' ich selbst fertig", fügte ich noch hinzu. Während der Orangehaarige überraschte Geräusche von sich gab, grinste Ryoma ihn an.

Ich ging an ihm vorbei auf Maehara zu, welcher zurückwich. ,,Was fällt dir eigentlich ein, ein Mädchen einfach so anzugrabschen? Das ist weder anziehend noch cool. Keine Frau der Welt will plötzlich auf so eine Art von Fremden angefasst werden. Mach das nie wieder, bei keinem, verstanden?", bedrohlich sah ich ihn an und er schien aufeinmal zu schrumpfen. ,,Verstanden, Asuka-san", sprach er leise und schluckte; in dieser Haltung hätte ich ihm sogar eine Verbeugung zugetraut.

,,Na dann, auf ein gutes Miteinander, Maehara-san." Ich lächle schließlich freundlich, da er seine Lektion gelernt zu haben schien und das zu seinem Glück ohne Gewalt. ,,Das ist meine Schwester!", brüllte Ryoma glücklich durch den Raum, der natürlich voller Menschen war, die das Szenario beobachtet hatten und wuschelte mir mit lautem Gelächter durch die Haare. ,,Ryoma, lass das!", beschwerte ich mich ebenso laut und rammte ihm meine Faust ans Kinn.

Du hast mein VertrauenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt