Kapitel IV

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Yoongi

Ich fühlte mich unwohl, als ich vor dem hässlich gelb bestrichenen 90er-Jahre Bau in Itaewon stand.

Dass Jimin in solchen Verhältnissen lebte, hatte ich nicht geahnt, wobei seine Kleidung eigentlich Bände sprach.

Gerade eben war er in das Gebäude Gestürmt und nun konnte ich von der Ecke, in welcher ich stand, in den dritten Stock sehen, in welchem gerade ein Fenster geöffnet wurde.

»Du musst dich endlich zusammenreißen!«, hörte ich Jimins flehende Stimme, während er irgendwelche Decken auf das Fensterbrett hing und ausschüttelte. »Ich kann nicht zur Schule, den Haushalt führen, arbeiten und mich um Tzuyu und dich kümmern.«, schrie er verzweifelt und seine Stimme klang dabei so gebrochen, dass ich kurz sogar das Atmen vergaß.

Einige Sekunden herrschte vollkommene Stille.
Dann hörte man nur noch das klirren zerberstenden Glases.

»Du uh- undankbarer Rotzlöffel kanns mich mal.«, lallte eine weibliche Stimme aufgebracht. Erneut flog eine Flasche, diesmal jedoch geradewegs aus dem Fenster, weswegen sie einige Meter vor mir auf dem rissigen Asphalt zersplitterte.

»Mama bitte!«, schrie Jimin wieder, diesmal sogar noch frustrierter als zuvor. »Wenn du so weiter machst kommt noch das Jugendamt und nimmt Tzuyu mit!«

Ich wusste zwar nicht, was dort oben los war, aber ich war mehr als nur schockiert. Was zur Hölle ging hier vor?!

»Das Gör is sowiso nur ne Plage.«, stellte die stockbetrunkene Stimme, die anscheinend
Jimins Erzeugerin gehörte klar und riss mich damit aus meinen Gedanken.

Jimin stand verzweifelt am Fenster und hob die nun durchgelüfteten Decken von der Fensterbank. »Ich kann das verdammt nochmal nicht mehr.«, wimmerte er völlig fertig, ehe er die Fensterläden schwungvoll zuzog.

Verstört blieb ich noch einige Sekunden auf der Straße unten stehen und versuchte das gerade Gesehene zu verarbeiten.

Als ich mich wieder einigermaßen gefangen hatte, wollte ich mich bereits umdrehen und wieder Nachhause fahren, als ich ein kleines Mädchen trotzig vor mir stehen sah.

»Ah - h..hey?«, grüßte ich sie kurz, worauf sie nur ihre Hände verschränkte und ihr Blick sogar noch etwas finsterer wurde.

»Du hast ChimChim belauscht!«, stellte sie fest und rührte sich keinen Millimeter von der Stelle, um mich vorbei zu lassen. Schluckend hob ich die Hände und lachte gekünstelt.

»Ich weiß nicht was du meinst.«, erwiderte ich gespielt unschuldig und schenkte ihr ein kleines Grinsen, was sie jedoch nur mit einem Schnauben quittierte.

»Lügen darf man nicht.«

Seufzend betrachtete ich dieses... Kind vor mir.
Sie trug quietschgelbe Gummistiefel, pinke Strumpfhosen, einen grünen Rock und ein blaues Shirt. Dazu hatte sie sich zwei Zöpfe gebunden, welche je von unterschiedlich farbenen Bändern zusammengehalten wurden.
Alles in Allem: Sie sah aus wie ein zu groß geratenes Bonbon; Die bunt verpackten.

»Wie alt bist du, Kleine? Sieben? Oder doch 8?«, fragte ich sie freundlich, worauf sie mit bösem Blick ihre Backen wie ein Hamster aufblies. »Ich bin schon zehn!«, fauchte sie mich durch ihre Zahnlücke an.
»Aber du hast mir immer noch nicht geantwortet... Was willst du von meinem ChimChim?!«

Kurz raste mein Gehirn auf Hochtouren, bis mir eine Idee kam.

»Ich bin...«, ich beugte mich etwas zu der Kleinen vor, die mich skeptisch musterte. »Der Helfer des Weihnachtsmannes und bin auf geheimer Mission...«, beendete ich meinen Satz und sah sie abwartend an.

Sie blies ihren Kaugummi in der darauffolgenden Stille einmal auf, ehe sie ihn Platzen ließ. »Kann es sein, dass du dumm bist?«, fragte sie mich langsam und legte ihren Kopf schief.

»In dieser Gegend hier wird man schneller erwachsen, Kleiner.«, zog sie mich auf. »Ich habe schon mit fünf nicht mehr an doofe Märchen geglaubt.
Ich frage dich jetzt also zum letzten Mal. Was. Wolltest. Du. Von. Meinem. Bruder?!«

Meine Augen weiteten sich in Erkenntnis.
Die Kleine war also Tzuyu?
Traurig wandte ich meinen Blick von ihr ab und starrte zu Boden, bevor ich mich zu ihr hinhockte, um mit ihr auf gleicher Höhe zu sein.

»Deinem Bruder geht es nicht gut, und es wird bald noch schlimmer werden, wenn sich nicht bald etwas ändert.«, erklärte ich ihr nun wahrheitsgemäß und sie hörte mir aufmerksam zu.

»Willst du ChimChim... etwa helfen?«, fragte sie mich und ich sah zu Boden, denn irgendwie machte mich die Situation verlegen.

»Ja. Ja, ich würde ihm sehr gerne helfen.«, antwortete ich nach kurzem Zögern schließlich, worauf die Kleine anfing zu lächeln.

Kurz sah ich zu ihr auf und legte meinen Zeigefinger vor ihre Lippen.
»Aber du darfst ihm nichts davon erzählen, ja?«, forderte ich sanft, worauf sie energisch nickte.

»Ist gut... ähm...«

»Suga. Mein Name ist Suga.«

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I love Tzuyu uwu

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