Kapitel XI

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Yoongi

Im fahlen Licht des kleinen Zimmers saß ich hinter Jimin und hielt ihn in einer festen Umarmung. Hätte man mir vor vier Tagen erzählt, dass ich jemals so umklammert mit ihm in einem Puff sitzen würde, wäre ich höchstwahrscheinlich an einem Lachkrampf verstorben.

Tja, Zeiten änderten sich eben genauso wie Menschen.

»S-Suga?«, fragte Jimin vorsichtig, worauf ich bloß ein fragendes Murmeln von mir gab.
»Die Zeit ist bald um...«, erklärte er weiter und ich richtete mich etwas auf, um ihm beruhigend über den Rücken zu streichen.
»Ich hole dich hier raus.«, versprach ich ihm mit fester Stimme und schwor mir in diesem Moment, dass ich wirklich alles dafür tun würde, dieses Versprechen nicht zu brechen.

Das starke Zittern des Jungen vor mir riss mich schlussendlich wieder zurück in die Realität und ich legte meine Hand beruhigend auf seine Schulter. Sein ganzer Körper bebte und man konnte deutlich erkennen, wie sehr er versuchte einen aufkommenden Zusammenbruch zu unterdrücken.

»Hey...«, flüsterte ich leise und tastete mich vorsichtig zu seiner Wange vor, um ihm einige Tränen wegzustreichen. »Das alles wird bald vorbei sein, hab keine Angst.«, redete ich weiter auf ihn ein, was ihn bloß leise auflachen ließ.

»Ich weine nicht weil ich Angst habe o-oder traurig bin...«, erklärte er mir schniefend und bekam Schluckauf. »I-Ich bin nur noch nie je-jemandem begegnet, der m-mir helfen wollte, oder sich irgendwie um m-mich gekümmert hat.«

In meiner Kehle bildete sich ein Kloß, während mir tausende Bilder durch den Kopf schossen. Wie ich diesen Jungen behandelt hatte.
Wie ich ihn in einen Spind gesperrt, seinen Kopf in die Kloschüssel gesteckt, oder ihm einen neuen Haarschnitt mit einer Nagelschere verpasst hatte.

»Ich... Ich hab scheiße gebaut.«, gab ich trocken zu und fühlte, wie mein Gesicht vor Scham brannte.
»Also denk nicht ich wäre ein guter Mensch, denn das bin ich nicht.«, damit drückte ich ihm einen sanften Kuss auf den Hinterkopf. Warum? Keine Ahnung, aber es fühlte sich einfach richtig an.

Ich erhob mich von der Matratze und zog mir meine Schuhe wieder an, während Jimin, immer noch mit meiner Jacke über den Schultern, weiterhin auf die Wand vor sich starrte.

Ich wollte nicht gehen, aber die Zeit war um.
»Mach's gut Kleiner, ich werde mein Versprechen halten.«, verabschiedete ich mich leise und steuerte bereits auf die Tür zu, als Jimin panisch »warte kurz!« rief.

Ich hielt inne.

»Kommst du wieder?«, fragte er mich nach kurzem Zögern und ich fühlte, wie sich ein Lächeln auf meine Lippen schlich. »Klar, ich komme von jetzt an immer dann, wenn ich Zeit habe, ja?«, antwortete ich und verließ den Raum endgültig.

Ein bitteres Gefühl machte sich in meiner Magengegend breit, als ich im Flur auf einen alten Sack traf, der gerade auf den Weg zu Jimins Zimmer zu sein schien. Sein Auftreten war beinahe schmieriger als das Gel, das er sich tonnenweise ins Haar geklatscht hatte und ein blitzender Ehering zierte seinen Ringfinger. Ich würgte.

Das hier musste enden. Sofort.

Mit wütendem Blick rempelte ich den Typen an und spuckte ihm noch vor die Füße, ehe ich, begleitet von Beschimpfungen seitens des erzürnten Ehemannes, das heruntergekommene Gebäude verließ.

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