Aufbruchsstimmung

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Hey Leute,

meine Zeit hier nähert sich langsam dem Ende und somit auch dieser Blog. Ich weiß, ich hab noch nicht einmal zwanzig Kapitel geschrieben x) Dabei bin ich am Samstag zwei Monate hier.

Naja, Holland ist nicht Japan xD Ich hab ja schon am Anfang erwähnt, dass ich vielleicht nicht ganz so viel zu berichten habe, da ich in Japan ja selbst ein Kapitel über den hiesigen Supermarkt geschrieben habe. Btw. nachdem ich es in den Kommentaren gelesen habe, ist es mir auch aufgefallen: Hier steht wirklich in jedem Supermarkt eine Orangenpresse, an der man sich selbst Orangensaft pressen kann o.O Zählt das bitt zu den holländischen Kuriositäten ^^

Ich hab vieles irgendwie nicht gemacht, was ich eigentlich machen wollte. Ich bin nicht nach Amsterdam gefahren und ich hab auch keine 100km Tour mehr nach Rotterdam gemacht, um mir das Windmühlendorf Kindedijk anzuschauen, obwohl dieses zum Unesco Welterbe zählt.

Selbst als ich zwei Tage am Stück frei hatte, und mir keine Sorgen machen musste, nach einer so langen Fahrradtour wieder zu arbeiten ... es ha an dem Tag leider einfach an Energie und Motivation gefehlt.

Ja, die Energie geht mir langsam aus. Anders als in Japan, wo ich immer wieder neue Energieschübe erfahren hab und selbst gegen Ende mich noch mit meinem kaputten Knie durch ganz Kyoto zu Fuß geschleppt habe, hier hab ich es gegen Ende kaum mehr geschafft mich zu irgendwas aufzuraffen.

Ich bin introvertiert, Zu viel Interaktion mit Menschen erschöpft meine Reserven. Und es hat keinen Sinn, hier mit erschöpften Reserven weiter zu verweilen. Ich weiß, ich bin zum Arbeiten hier. Aber das Leben besteht nicht nur aus Arbeit. Und ich möchte es niemals in meinem Leben soweit kommen lassen, dass ich nur noch für Arbeit lebe und keinerlei Energie danach mehr übrig habe, um die Arbeit zu kompensieren.

Nachdem ich jetzt mal wieder eine Nacht nicht geschlafen habe und es auch am Nachmittag nicht möglich ist, versuche ich noch irgendwas auf die Reihe zu kriegen und wenigstens dieses Kapitel hier zu schreiben.

Wieso kann Fuchsi nicht schlafen? Es liegt am Lebensstil meiner Kollegen. Im Gegensatz zu Japan, wo ich immer Leute gefunden hab, mit denen ich mal was unternehmen kann, hab ich mich hier eigentlich gar nicht sozialisiert. Es liegt nicht daran, dass ich meine Kollegen nicht mag. Nein, meine Kollegen sind allesamt super nett und sehr hilfsbereit. Nach einem Tag an der Rezeption steht mir nur nicht mehr der Sinn nach Gesellschaft. Ich MUSS alleine sein, sonst hab ich gar keine Energie mehr, um zu arbeiten. Ich MUSS einfach für eine gewisse Zeit am Tag meine Ruhe haben.

Der andere Grund ist, dass der Lebensstil der Menschen hier nicht meiner ist. In Japan haben die Leute work and Travel gemacht, jeder wollte das Land erkunden und was erleben. Hier verdienen die Leute Geld und nach getan'ner Arbeit, setzten sich die Leute in einem Zelt ind er Mitte aller Mobilheime zusammen, trinken Bier, hören laut Musik und reden ausgelassen.

Direkt an meinem ersten Tag war die erste persönliche Frage, die mir gestellt wurde "trinkst du?" Ich war so verwirrt, dass ich geantwortet habe, dass ich nichts zu trinken brauche, ich hätte gerade keinen Durst.

Es sind Momente wie diese, in denen ich bezweifle, überhaupt soziale Kompetenzen zu haben.

In den ersten Tagen wurde ich auch oft von meinen Mitbewohner aufgefordert "Come on, go out, there are a lot of people outside. Come along and socialize."

Ich hab's versucht. Mein Hauptproblem bestand allerdings darin, dass hier gefühlt jeder wie ein Schlot raucht und ich den Gestank von Zigaretten den unangenehmsten Gerüchen zähle, die ich kenne. Ich hab's einmal vierzig Minuten ausgehalten, den Rest des Tages hat mir die Lunge gebrannt. Und ich bin auch zu schüchtern, andere darum zu beten, nur meinetwegen nicht in meiner Nähe zu rauchen. Das ist einfach zu viel Aufwand für andere, das geht einfacher zu lösen, indem ich mich einfach raushalte.

Fuchsis Reise ins Windmühlenland (Hollandblog)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt