5- Unerwartete Stimmungswechsel

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Tae war klar gewesen, dass er nicht glücklich über seine voreilige Entscheidung sein würde. Sich plötzlich ins Training zu stürzen, so als wolle er tatsächlich erster Reiter werden, war das verzweifelte Gerede von einem Sohn gewesen, der seinen Vater beeindrucken wollte, mehr nicht. Aber er hatte gedacht, dass es weniger schlimm werden würde, weil Kook jetzt da war und mit ihm zusammen trainieren konnte.

Doch als er am nächsten Morgen durch die Korridore von Malkipel lief, auf dem Weg zum Hof, begegnete ihm Kook, der gerade aus einem Zimmer kam und augenscheinlich auch auf dem Weg zum Training war. Und anders als Tae es erwartete hatte, grüßte ihn der Ältere nicht, als er ihn bemerkte, lächelte nicht mal, sondern verzog sein Gesicht und lief schnellen Schrittes davon. Jedoch gab Tae nicht leicht auf und war auch blind gegenüber der plötzlichen Abneigung, die sich in den Augen seines Stiefbruders widerspiegelte.

„Kook! Warte! Warte doch auf mich!", er holte den Älteren ein, ergriff seinen Arm und wollte ihn zu sich umdrehen, als Kook sich ihm entriss. Er wandte sich dem Jüngeren zu und bedachte ihn mit einem kalten Blick.

„Was willst du?", seine Stimme klang wütend und überrumpelte. Verwirrt und nervös schaute Tae den Anderen an, verstand nicht wieso dieser ihm auf einmal so feindselig gegenüber stand, obwohl gestern doch alles noch in Ordnung war. Es war zwar merkwürdig gewesen, dass er Kook den Tag über dann nicht mehr gesehen hatte, weil dieser anscheinend noch Dinge zu tun gehabt hatte, aber er hatte nicht nachfragen und nerven wollen.

„Ich-Ich wollte nur mit dir zum Training laufen, jetzt wo wir zusammen üben.", er versuchte die unterkühlte Stimmung mit einem Lächeln zu heben, doch es schien als ob sein Stiefbruder ihn nicht wiedererkannte. Kook schnaubte nur unerfreut und machte sich ohne ein weiteres Wort wieder auf den Weg zum Hof. Jeder von Taes Versuchen eine Konversation zu starten wurde ab diesem Punkt einfach ignoriert. Es machte sich ein beengendes Gefühl in seiner Brust breit und er versuchte Kook direkt auf die angespannte Atmosphäre anzusprechen.

„Ist irgendetwas passiert? Du verhältst dich irgendwie merkwürdig. Hab ich irgendwas gesagt, oder war irgendjemand unfreundlich dir gegenüber? Ich kann Vater fragen, ob-." Daraufhin blieb Kook abrupt stehen und starrte ihn mit einem noch weit unnachgiebigeren Blick als zuvor an.

„Erstens, geht es dich nicht im Entferntesten irgendetwas an und Zweitens, ist es einfach nur erbärmlich wie du anscheinend wegen eines Problem immer direkt zu deinem Vater rennst. Kannst du etwa keine Probleme alleine lösen?"

Perplex erstarrte Tae bei den harschen und höhnischen Worten. Mit großen Augen schaute er Kook an und musste erst seine Stimme widerfinden: „W-Was? Ich...Du... Das ist doch gar nicht..."

Kook schüttelte genervt den Kopf: „Nerv mich nicht und lass mich in Ruhe."

Und so verschwand er einfach durch das Tor hinaus auf den Hof. Ungläubig und schockiert sah Tae ihm hinterher und konnte nicht verarbeiten, was gerade passiert war. Er verstand es nicht. Ängstlich versuchte er sich an den Gedanken zu klammern, dass Kook vielleicht einfach einen schlechten Tag hatte und Tae durch seine ganze Fragerei einfach eine Grenze überschritten hatte. Bis zum Abend würde sich sein Verhalten bestimmt wieder zum Besseren ändern. Dabei ignorierte er das mulmige Gefühl in seinem Bauch und folgte seinem Stiefbruder zögerlich.

Wie zu erwarten, war Pol bereits da. Tae musste nervös schlucken, weil immer noch eine Entschuldigung seinerseits anstand, die er wohl erstmal hinter sich bringen musste. Neben dem ernsten Wellenreiter standen Hobi und Juk, die sich gerade unterhielten und zu denen sich Kook gerade gesellte. Das versetzte Tae einen Stich im Herzen, aber er wusste, dass er Kook, wenn überhaupt, nicht für sich allein haben konnte und dieser wahrscheinlich auch nicht die ganze Zeit auf seinen kleinen nervigen Bruder aufpassen wollte. Deshalb versuchte Tae einfach ein neutrales Gesicht aufzusetzen und sich nichts anmerken zu lassen.

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