7- Die unschönen Folgen Teil 2

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Die Zeit schien sich schleppend vorzubewegen. Tae und Kook schwitzten unter der prallen Sonne und der Jüngere von beiden wünschte sich nichts sehnlicher, als Ruhe und etwas
Kühles zutrinken, als er wieder und wieder den Kampf mit seinem Stiefbruder suchen musste.

„Kein Wunder, dass dein Vater nur eine Enttäuschung in dir sieht. Wenn ich dich als Sohn hätte, dann würde ich lieber keine Kinder wollen.", rief Juk spöttisch.

Tae erstarrte und schaute seinen Cousin schockiert an. Er hatte nicht gewusst, dass man schon allgemein wusste, dass sein Vater enttäuscht von ihm war und gerade, weil das sein größter Schwachpunkt war, konnte er nicht anders, als sich durch den ganzen Frust und die Demütigung, den Tränen nah zu fühlen. Schnell senkte er seinen Kopf, um seine wässrigen Augen vor den anderen zu verstecken.

„Oh, muss das Prinzchen etwa heulen. Kann noch nicht mal die Wahrheit verkraften.", stichelte sein Cousin weiter, „Aus dir wird nie-."

„Genug! Ich hab genug von euren Kindereien. Juk verschwinde und wehe ich höre heute noch ein falsches Wort von dir. Ich werde auch bei dir nicht zögern, dich vom Training auszuschließen, bis du gelernt hast dich angemessen zu verhalten.", knurrte Pol zornig und bedachte den Jüngeren mit seinem eisernen Blick.

Ungläubig wollte Juk schon widersprechen, aber Pol entwendete ihm sein Schwert und deutete mit dessen Knauf auf das Hauptgebäude der Burg: „Ich sollte mich nicht wiederholen müssen."

Juk blickte seinen Lehrer erst noch wütend an, bis er aber den Blick senkte und mit einem letzten harschen Kommentar den Weg zu seinem Zimmer antrat. Hobi eilte seinem Bruder zwar nicht zur Hilfe, funkelte Tae aber die ganze Zeit wütend an.

Als Juk im Inneren der Burg verschwunden war, richtete Pol seine Aufmerksamkeit wieder auf Kook und Tae, die sich auf ihre Anfangspositionen gestellt hatten, „Nochmal."

Erschöpft und niedergeschlagen versuchte Tae sich nun schon zum sechsten Mal auf seinen Gegner zu konzentrieren. Langsam hatte er jegliche Hoffnung auf einen Treffer begraben und es fehlte wohl auch nicht mehr viel, bis er von sich selbst aus aufgeben würde. Schließlich wagte er es und versuchte in einem Blitzangriff den unteren Bauch von Kook zu treffen, um dann im letzten Moment nach oben zu seiner Schulter zu ziehen. Er erwartete schon, dass ihn, sobald er der Schulter näher kam, Kooks Schwert stoppen würde, doch plötzlich fühlte er, wie sein Dolch tatsächlich den Körper seines Stiefbruders traf, der daraufhin zurück wich. Ungläubig blickte Tae seinen Gegner an, doch noch immer bedachte Kook ihn mit demselben Blick. Während Hobi ungläubig die beiden Kämpfenden musterte, war ein anerkennendes Brummen von Yoongi zu hören: „Weiter."

Und wieder landete Tae einen Treffer. Danach wieder. Es waren immer kleine und definitiv keine tödlichen Schläge, aber ein Treffer war ein Treffer. Kook schien zwar auch davon nicht beeindruckt zu sein, aber Taes Treffer zeigten doch, dass der Jüngere sich verbesserte und nicht mehr ein allzu leichter Gegner für seinen Stiefbruder war, oder?

Pol ließ immer wieder zufriedene Geräusche von sich hören und bei einem besonders guten Treffer sprach er ihm schließlich Mut zu: „Wenn du so weiter machst Tae, dann steht dir und dem Platz als erster Reiter nichts mehr im Weg." Hobi zischte daraufhin missbilligend, ließ aber den bissigen Kommentar, als Pol ihm einen, von den anderen, unbemerkten scharfen Blick zuwarf.

Zufrieden grinste Tae und spürte wie wieder die Zuversicht in ihm wuchs. Allerdings schien Kook absolut nicht erfreut über diese Aussage zu sein und zum aller ersten Mal wurde seine ausdruckslose Miene zu einer kalten wütenden Maske. Verwirrt wollte Tae sich die Zeit nehmen die Situation einzuschätzen, da er ja eh immer der erste war, der den Angriff eröffnete, doch als Pol sie wieder aufforderte weiterzumachen, sprang sein Stiefbruder nach vorne und begann harte schnelle Schläge auf ihn niederprasseln zu lassen. Tae kam kaum dazu sich weg zu ducken oder zu parieren und immer wieder spürte er den fiesen Schmerz, wenn ein neuer Schlag seinen Körper traf. Immer weiter trieb Kook ihn auf den Spielfeldrand zu, bis er dem Jüngeren schließlich einen so harten Schlag gab, dass er stolperte und nach hinten fiel. Erschrocken starrte Tae seinen Stiefbruder an, als dieser ausholte. Schnell schloss er seine Augen als das Schwert auf ihn nieder sauste. Ein scharfer Schmerz explodierte in seiner Wange und Tae schrie ängstlich auf. Er hörte Pol wütend etwas rufen, doch als er komplett verschreckt seine Augen öffnete konnte er sich bloß auf Kook konzentrieren, der ihn mit einem schrecklichen hassvollen Blick anstarrte: „ Erster Reiter willst du werden? Sie dich doch mal an. Werd' erstmal ein normaler Junge, nicht so ein schwaches hilfloses Baby, dass bloß nerven und jammern kann. Du bist nichts und du wirst auch nie etwas sein! Versteh das doch endlich!"

Diese Worte trafen ihn tief und schmerzvoll. Er hatte nicht gedacht, dass Kook soweit gehen würde. Er hatte gedacht, dass das Schlimmste sein würde, dass er von seinem Stiefbruder ignoriert wurde. Wie hatte er sich doch geirrt. Es fühlte sich an, als hätte man ihm eins übergezogen und er merkte gar nicht, wie er vor Entsetzen, Furcht und Schmerz angefangen hatte zu weinen. Als er dann auch noch das spöttische Lachen seines Cousins, sowie das enttäuschte Schnaufen seines Kampflehrers hörte, wurde es ihm zu viel. Er hatte sein bestes versucht, er hatte versucht dazuzugehören und seinen Vater stolz zu machen. Das einzige was er gewollt hatte, war akzeptiert und gemocht zu werden, doch er schien genau das Gegenteil bezweckt zu haben. Die Erkenntnis traf ihn, dass, egal was er tat, es niemals genug sein würde. Er würde nie stärker werden, oder schneller. Er würde nie ein Teil der Wellenreiter sein.

Er rappelte sich schluchzend auf und warf seinen Dolch vor Kook in den Staub: „I-ich bin n-nicht n-nichts! Ich will auch gar nicht s-so sein wie ihr! I-Ihr seid fies und unfair. Wenn ich so sein muss wie ihr, um dazuzugehören, dann vergesst es. Ich hasse euch. Euch alle."

Er drückte sich an Kook vorbei und rannte davon. Er wollte weg von ihnen allen, besonders von seinem Stiefbruder. Wie hatte er sich so täuschen können? Wie hatte er denken können, dass es tatsächlich jemanden in dieser Burg geben würde, der ihm half und sein Freund wurde. Er sprintete die Treppen hoch zu seinem Zimmer, wo er mit Jin zusammenstieß.

„Vorsicht! Renn doch nicht so schnell Tae! Am Ende verletzt du dich n-."

Tae hörte Jin nicht zu, sondern schob sich einfach an ihm vorbei, um dann in seinem Zimmer zu verschwinden und die Tür hinter sich zu zuschlagen. Schnell schloss er diese ab. Sofort war ein Klopfen zu hören und die Stimme von Jin der besorgt nach ihm fragte: „Tae? Tae, was ist passiert? Geht es dir gut? Mach doch auf!"

Panisch wich der Junge immer weiter zurück, bis er an seine Bettkante stieß, als er sah wie an dem Türknauf gerüttelt wurde, doch die Tür blieb verschlossen: „Geh weg, Jin! Geh weg! Lass mich in Frieden!"

Er kroch ans Ende seines Bettes und zog sich die Decke über seinen bebenden Körper. Er versuchte seine Schluchzer in dem Kissen zu ertränken, dass er sich an sie Brust gezogen hatte und an dem er nun verzweifelt klammerte. Jin schien aber nicht aufzugeben, sondern noch verbissener zu versuchen ihn dazu zubewegen die Tür zu öffnen. Schließlich konnte Tae es nicht länger aushalten und hielt sich die Ohren zu, während er versuchte eins seiner Lieblingslieder vor sich her zu summen.

Nach einer gefühlten Ewigkeit verstummte das Klopfen und Jins Rufe schließlich. Es wurde endlich still. Doch nun konnte Tae den Schmerz in seinem Körper und seinem Herzen noch intensiver spüren und seine Gedanken wirbelten so schnell durch seinen Kopf, dass ihm ganz übel wurde. Seine Tränen schienen nicht versiegen zu wollen und das einzige was ihm klar und deutlich ins Gedächtnis gebrannt war, war der hassvolle Blick seines Stiefbruders, dessen Augen ihn doch noch bei ihrer ersten Begegnung so sanft und freundlich angeschaut hatten. Doch das war wohl alles nur eine Fassade gewesen und schließlich hatte Tae das eigentliche Monster gesehen, dass sich hinter Kook und jedem anderen der Wellenreiter verbarg. Er wollte nicht mehr. Er wollte nicht der Sohn des ersten Reiters sein. Er wollte weder Wellenreiter, noch Burgbewohner sein. Er wollte keinen Freund mehr haben, erstrecht keinen Bruder. Er wollte sie alle nicht mehr sehen. Er wollte einfach nur noch verschwinden und nie mehr zurückkommen.

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A/N: Oh Oh das hat wohl gesessen... Ich hoffe ihr seit schon gespannt was als nächstes passiert!
Wenn es euch gefallen hat, dann lasst doch bitte einen Kommentar, oder einen Vote da, das bringt immer ein bisschen Schwung in den Schreibfluss.

Achso ich hab jetzt übrigens Jimin zu Juk und Yoongi zu Pol umbenannt.

Ich wollte mich mehr von dem Fanfiction-Aspekt abkoppeln und die Geschichte lieber als alleiniges Fantasy-Werk fortsetzen.

Ich hab zudem den Kapiteln Überschriften gegeben, find ich irgendwie schöner.

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