21- Die Wassergeisttaufe

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Tae schreckte aus seinem Schlaf, der wieder kaum erholsam, nur noch erschöpfender gewesen war. Eigentlich hatte er erst gar nicht schlafen wollen, aber er konnte sich nicht tagelang gegen die Dränge seines Körpers wehren. Natürlich hatte auch Jin mitbekommen, dass es ihm, trotz seines Ehrgeizes, nicht gut ging. Ihm seine eigene Wassergeisttaufe bevor und die Aufregung legte nochmal Glut ins Feuer. So hatte Jin ihm eine Tasse warme Milch mit Honig gemacht und war bei ihm geblieben, bis er schlussendlich seine Augen hatte schließen können.

Als er nun aufwachte, saß der Wellenreiter immer noch neben ihm und schaute nachdenklich zum Fenster hinaus. Draußen wurde es langsam hell und man konnte die Möwen hören, die unterhalb des Schlosses auf den Felsen nisteten. Eine Weile beobachtete Tae die vertraute Gestalt seines früheren Aufpassers, der mittlerweile sein engster Freund geworden war.

Du hättest ruhig schlafen gehen können. Du brauchst deine Ruhe genauso wie ich., sprach er schließlich den Älteren an, der sich mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen zu ihm umwandte und ihn verspielt in die Seite stieß.

Jemand muss doch auf unseren Knappen aufpassen und die Nacht vor deinem großen Tag wollte ich dich nicht allein lassen. Am Ende kriegst du kalte Füße., gab Jin neckend von sich.

Tae schnaubte unbeeindruckt und brachte sich in eine sitzende Position, von der er ebenfalls aus dem großen Fenster schauen konnte. Sie betrachtete eine Weile den Anbruch des neuen Tages.

Tae war aufgeregt. Dieser Tag würde ihn näher an sein eigentliches Ziel bringen und ihm auch eine ganz neue Welt mit neuen Möglichkeiten eröffnen. Wie würde wohl die Stadt der Schreine sein? Wie würde die Wassergeisttaufe ablaufen? Was würde danach mit ihm passieren?

Um sich von dem Strudel der Gedanken abzulenken, konzentrierte er sich auf Jin. Er merkte, dass dieser besorgt war und das wahrscheinlich wegen ihm.

Jetzt sag schon. Irgendwas liegt dir doch auf dem Herzen!, drängte Tae dann weiter, Pol und Hobi kommen bestimmt gleich und holen mich ab!

Jin seufzte und schaute Tae besorgt an. Doch bevor der Älteste seine ganzen Ängste und Sorgen ansprechen konnte, wurde plötzlich an der Tür geklopft. Jin versteifte sich, anscheinend war ihm dieser Moment der Ehrlichkeit nicht gegönnt. So schüttelte er nur den Kopf und nahm Tae ganz fest in die Arme.

Egal, was heute passiert. Egal, was du erfährst. Du wirst in mir immer eine Stütze haben, auf die du dich verlassen kannst. Das war eigentlich alles was ich dir sagen wollte, murmelte Jin leise, gerade so das Tae ihn verstehen konnte und ihm warm ums Herz wurde.

Doch bevor auch nur Zeit für eine Antwort hatte, löste sich Jin bereits wieder von ihm und machte den anderen beiden Wellenreiter, die ungeduldig vor der Tür warteten, auf.

Du bist noch nicht angezogen? Na schnell! Wir müssen los!, rief Hobi entsetzt, als er ins Zimmer gestürmt kam.

Dadurch, dass er einer der jüngsten Wellenreiter und bisher nur bei seiner eigenen Taufe dabei gewesen war, war er genauso aufgeregt wie Tae. Während Pol nur ganz entspannt auf Jin zu geschlendert kam und ihm ein beruhigendes Lächeln schenkte.

Tae lachte als er Hobis entsetztes Gesicht sah: Ja, Ja, ist doch gut. Ich bin doch schon auf.

Nun musste er sich schnell ankleiden und warf Jin nur noch ein letztes verschmitztes Lächeln zu, bevor er Pol und Hobi aus der Tür folgte.

Es schienen als wären all die ihn quälenden Gedanken vom Vorabend verschwunden, jetzt konnte er sich nur noch einzig und allein an das ihm Bevorstehende denken. Er spürte wie ihn eine wilde Entschlossenheit packte, sein Recht auf die Wassergeisttaufe und damit auf die Aufnahme in den Kreis der Wellenreiter gelten zu machen. Er hatte in den letzten Monaten zu hart gearbeitet, als jetzt zu scheitern.

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