10- Eine unerwartete Beichte

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Die Grotte war auch dieses Mal wieder sein Zufluchtsort. Er saß schon eine Weile da, doch wie sonst auch wurde er nicht in seiner Einsamkeit gestört. Es war ein Wunder, dass er sonst nie jemanden hier sah und es war auch fragwürdig, warum die Grotte überhaupt Teil der Burg war. Anscheinend interessierte sich niemand für diese offensichtliche natürliche Schönheit außer Tae.

Natürlich kam Jin ab und zu hier runter, aber eher um ihn zu suchen als wirklich aus eigenem Antrieb.

Und so fühlte er sich auch hier sicher und geborgen, selbst, wenn es keine Tür gab die er zu schließen, oder ein Bettlaken unter dem er sich verstecken und die Welt ausblenden konnte.

Das leise Wasserrauschen entspannte ihn und es schien als könne er stundenlang in die Bewegung der Lichter versinken, die sich gegen die Grottenwand warfen. Entspannung und inneren Frieden fand er hier, als hätte das Wasser all die Anworten die er suchte.

Er hatte aufgehört zu weinen und bemerkte wie ihm die Auseinandersetzung mit seinem Vater nicht nur Schmerz und Zweifel, sondern auch Erleichterung gegeben hatte.

Er fühlte sich von all den komplizierten Gefühlen und Gedanken befreit, die ihn schon so lange heimsuchten und endlich sah er ein Licht am anderen Ende seines dunklen und einsamen Tunnels.

Er würde wohl die Insel verlassen. Etwas das zuerst nur Gedankenspielerei gewesen war, hatte sich zu einem echten Vorhaben entwickelt. Die Freude über eine Zukunft, die doch viel besser schien als die davorige, mischte sich dabei mit der Trauer um das was er wohl zurücklassen musste.

Schließlich war die Burg sein zu Hause und auch die Menschen, ob sie ihn nun verstanden oder nicht, vertraute Gesichter.

Doch auch wenn er Angst hatte so überdeckte seine Entschlossenheit diese und nun war er gewillt friedlich seine letzten Tage hier zu verbringen bis es schließlich Zeit war für ihn war Abschied zu nehmen.

Das Gefühl, dass es ein Fehler war hatte er verdrängt und schob es der Aufregung zu, die er angesichts der großen Reise verspürte.

So saß er also nur da, an seinem Lieblingsplatz, und versuchte diesen Moment in sein Gedächnis zu brennen, damit er daran zurückdenken konnte, wenn er mal innere Stärke brauchte.

Irgendwann hörte er jedoch Schritte die bedächtig die Grottentreppe herunterkamen und auf der letzten Stufe verweilten.

Er wollte sich dem anderen nicht interessiert geben, weil er es schlichtweg auch nicht war und so ignorierte er die andere Präsenz.

Die Person schien sich unwohl zu fühlen, da sie lange zögerte und auf der Stelle stand. Nach ein paar Sekunden löste sie sich aber und kam Tae näher.

Erst hatte er gedacht es sei Jin, doch das ungewohnte Verhalten ließ ihn immer mehr daran zweifeln, bis er den Eindringling schließlich hinter sich wahrnehmen konnte und ihm ein Schauer über den Rücken lief.

,,Du willst also gehen."

Die angenehme Stimme zupfte an Taes Herz, brachte Panik und Verwirrung mit sich. Er musste mit sich kämpfen um sich nicht direkt umzudrehen, doch als er an den kalten emotionslosen Ausdruck dachte, den der andere immer in seiner Gegenwart trug, hatte er schlichtweg kein Verlagen mehr ihm gegenüber zu stehen. Antworten tat er auch nicht. Stattdessen fragte er sich verzweifelt, was er denn jetzt noch von Tae wollte. Vielleicht seine letzte Chace nutzen ihn nochmal zu demütigen? Ihn vielleicht verprügeln?

Wieder rannte ihm ein kalter Schauer über den Rücken, doch bevor er sich dazu entscheiden konnte einen Fluchtversuch zu starten, sprach der andere weiter.

,,Du solltest nicht gehen.", meinte Kook ungewohnt sanft und näherte sich.

Taes Verwirrung wuchs. Wieso sprach sein Stiefbruder so als ob er sich um ihn sorgte? Und was sollte das überhaupt heißen? Natürlich sollte er gehen, er musste!

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