Streit.

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"LASS MICH IN RUHE!", brüllte ich ihn an und schmiss laut knallend die Tür hinter mir zu. Tränen flossen mir heiß die Wangen hinunter. Ich warf mich auf mein Bett und vergrub mein Gesicht in einem Kissen.

Schon wieder hatten wir uns gestritten. Schon wieder wegen einer Kleinigkeit. Schon wieder war es eskaliert. Schon wieder hatten wir einander sehr weh getan. Schon wieder hatte er seine Hand gegen mich erhoben und schon wieder hatte ich eine heiße, schmerzende Wange und an meinem Arm würde ein blauer Fleck bleiben. Ich wusste jetzt schon gar nicht mehr, warum wir uns gestritten haben. Wahrscheinlich wegen dem Essen. Oder wegen der Männer, die mir nach gesehen hatten. Oder weil er schon wieder getrunken hatte. Ich wusste es nicht. Allein die Tatsache, dass ich mich nicht mehr erinnen konnte, aber trozdem diesen Schmerz in meiner Wange hatte, ließ mich noch stärker weinen. Hasste er mich denn wirklich so sehr, dass er jeden Grund nutzte, um mir Schmerzen zuzufügen? War ich denn wirklich so schlimm?

Unaufhörlich flossen mir die Tränen meine Wangen herunter, während es immer später wurde. Als es dunkel wurde hörte ich, wie die Tür zu schlug. Er war wieder weg. Er würde wieder lange weg bleiben. Vorsichtig öffnete ich die Tür und sah nach, ob er wirklich weg war. Als ich mir sicher war ließ ich mich auf einen Stuhl in der Küche fallen und seufzte.

Ich hatte endlich mit dem weinen aufgehört, auch wenn ich kurz davor stand wieder anzufangen.

Ich sah mich um. In unserer Küche, hatte ich früher voller Stolz gesagt. Von mir und meinem Mann, hatte ich vor meinen ledigen Freundinnen geprahlt. Nun saß ich hier. Allein. Ohne den Mann, den ich geheiratet hatte. Ich hatte damals gedacht, das er mich auch etwas liebte, doch es war nur Höflichkeit gewesen. Er hatte mich genommen, weil er sein eigenliches Ziel verfehlt hatte.

Mein Blick wanderte zu den Bildern an der Wand. Wir sahen glücklich aus. Als hätten wir Spaß. Als wrde alles gut sein. Es war aber nur gespielt. Reine Fassade. Die Tränen hatten schon längst wieder den Weg über meine Wangen gefunden und verschleierten meine Sicht. Ich zitterte am ganzen Körper. Auf dem Boden vor dem Tisch lag zerschelltes Geschirr. Ich wischte mir die Tränen aus den Augen und machte mich bei und räumte das zerbrochene Geschirr weg. Er würde mich wieder anschrein, wenn ich das Haus nicht sauber hielt- oder schlimmeres tun.

Als ich eine besonders scharfe Scherbe aufhob schnitt ich mich daran. Leise fluchend ließ ich sie wieder fallen. Der Schnitt war ziemlich tief. Ich nahm mir sofort ein Geschirrhandtuch und wickelte es um meine Hand. Es war weiß und färbte sich sofort tief rot.

Ein trauriges Lächeln erschien auf meinem Gesicht. Der Schmerz in meinem Herzen war immer noch größer, als der in meiner Hand.

Ich schluchzte und begann zitternd zu weinen. Irgenwann, als ich heiser geworden war und die Sonne begann aufzugehen sammelte ich den Rest der Scherben auf und zwang mich, mich zusammen zureißen. Ich musste normal wirken; als wär nichts passiert. Ich musste gleich zur Arbeit und wenn die Anderen davon erfuhren, dann erfuhr er davon und ließ mich spüren, dass ich den anderen nicht zeigem sollte, was zwischen uns passierte. Mit einem letzten Blick auf die Fotos verließ ich das Haus. Später würde er wieder da sein und sich entschuldigen. Ich würde ihm verzeihn, auch wenn ich wüsste, dass er mich später wieder verletzen würde. Seufzend ging ich zur Arbeit. Damit musste ich mich später beschäftigen.

Ein einblick in mein IchWo Geschichten leben. Entdecke jetzt