Wiederbelebung

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Ozeania Pov. (Überraschung!)

Nein! Es sah doch so gut aus. Fley hat fair gesiegt! Ohh, diese miesen, hinterhältigen ARSCHLÖCHER!! Was fällt ihnen ein?! Leblos sinkt der junge Wächter neben seinem besiegten Gegner zu Boden. 《Soldaten! Angriff! Treibt sie zurück! Lasst keine Gnade walten! Auserwählte zu mir!》Ganz wie wir vermutet hatten, ist es jetzt fast schon zu einfach, die Krakaner zurückzutreiben. Da fällt mir Fley wieder ein. Trauer macht sich in meiner ganzen Haltung breit. Tränen laufen über mein Gesicht und Schluchzer wollen entweichen. Hercule neben mir blickt ausdruckslos. Keinerlei Emotionen sind in seinen Augen, geschweige denn seinem Gesicht zu erkennen. Ich kannte Fley so gut. Lernte ihn als kleinen, frechen und vorlauten Jungen kennen. Sah ihn aufwachsen und bildete ihn zusammen mit seiner Mutter und seiner offiziellen Ausbildnerin aus. Lachte mit ihm über die dämlichsten Witze oder Aktionen, die in seiner frühsten Jugend passierten. Jetzt schlägt sein reines, treues, lebenfrohes Herz nicht mehr! Tränen laufen mir stumm weiter über das Gesicht. Zusammengekrümmt kauere ich neben Fley. Er hat den Tod nicht verdient. Er ist doch noch ein halbes Kind! Zitternd fahre ich mit meiner Hand über Fleys eiskalte Stirn. Streiche ihm die Haare aus dem Gesicht. Sein sonst so überall bekanntes, freches Grinsen wurde ihm aus dem Gesicht gewischt. Jetzt eine schmerzliche Ausdruckslosigkeit. Kein Strahlen, kein Glitzern in den grünblauen Augen. Drifter stupst ihn vorsichtig an der Schulter an, als wolle er ihn wecken. Vielleicht wollte er das auch, aber es ist hoffnungslos. Fley würde nicht wieder aufwachen, sich über das Wecken beschweren, weil es seiner Meinung nach viel zu früh war, er würde nie mehr in Seastar aufkreuzen und mit mir plaudern, oder umgekehrt. Er würde nie wieder auf Drifter sitzen und durch das Wasser schießen, um die Grenzen zu bewachen. Er würde nie wieder irgendetwas tun. Aber er wird in die Geschichte eingehen. Er ist ein Held. Und als solcher soll er uns in Erinnerung bleiben! Oh Fley. Hätte ich dich nur nie auf diese Rettungsmission geschickt. Das ist alles meine Schuld.

Unaufhaltsam zittere ich neben Fley. Eine schöne Herrscherin bin ich! Schaffe es nicht einmal nur eine einzige Person zu schützen. Oder die richtigen Entscheidungen zu treffen! 《Oh, Neptunia. Habt ein Ohr. Bitte helft ihm. Bringt ihn wieder zurück. Zurück zu uns! Seine Zeit ist noch nicht um! Sie hat ja noch nicht mal richtig angefangen! Atlantis braucht ihn. Bitte! Bitte. Bitte.》Ich werde immer leiser, schließe meine Augen und wiederhole stumm meinen Wunsch. Bitte, bitte, bitte. Hercule rührt sich plötzlich und tippt mir auf die Schulter. 《Eure Majestät. Er ist tot. Lassen wir ihn liegen. Ihr müsst Euer Heer befehligen.》《Nein! Hercule! Wir werden ihn hier nicht liegen lassen! Er soll in die Annalen unserer Stadt aufgenommen werden. Er soll das prunkvollste Begräbnis bekommen! Wir lassen niemanden zurück, auch keine Toten! Das ist die oberste Regel, Ihr müsstet sie kennen! Verzieht euch, wenn Ihr nicht trauert, nicht trauert um einen Helden, der sein Leben gab, um sein Land, seine Leute und seine Freunde zu retten. Er holte Euch aus der Gefangenschaft und wie ich Eure verdammt arrogante Art kenne, habt Ihr Euch noch nicht mal bedankt!》Wütend stehe ich auf und schreie ihm meine Worte gerade ins Gesicht. Er ist so ein arrogantes.., ich... . Aber ausstoßen kann ich ihn nicht, er macht schließlich seinen Job. Ich setze mich wieder zu Fley. Waren seine Augen gerade nicht noch geschlossen? Ein Leuchten erhellt seinen Körper.
Stolpernd weichen Drifter, die Auserwählten und ich zurück, bilden einen Kreis und starren Fley an. Oder besser gesagt das Leuchten, welches seinen Körper anhebt. Ein kurzer Knall und ich glaube meinen Sinnen nicht mehr. Neptunia steht da! Und sie berührt Fley an der Stirn, an genau der Stelle, wo ich eben noch seine Haare zurückstrich. Fleys Körper strahlt immer heller. Neptunia beugt sich zu ihm und pustet ihren Atem geradewegs in die Lungen. Seine Wunden schließen sich. Narben verschwinden und dieWassertemperatur wird immer höher. 《Fley, Wächter von Atlantis! Erhebe dich aus deinem Schlaf! Deine Zeit ist noch nicht um! 》Neptunias Stimme schallt durch die Gewässer. Ich bin mir sicher, dass man sie auch im letzten Grenzdorf hören kann. Das Leuchten hört auf und Fleys Körper sinkt zurück auf den sandigen Meeresboden. Neptunia verschwindet wieder in einem gleißenden Lichtstrahl, begleitet von einem ohrenbetäubenden Knall. Nichts erinnert mehr an die göttliche Erscheinung, außer die geschlossen Wunden Fleys. Langsam gehe ich näher. Seine Augen sind zu. Ich streiche ihm über das Gesicht. Warm! Ich glaube es nicht.  Hastig taste ich nach seinem Puls. Er hat einen Puls! 《Er lebt! Fley lebt! Oh danke Neptunia! Ich danke Euch so sehr!》
Plötzlich werde ich aufmerksam. Fleys Augenlieder zucken. Dann kann ich in seine grünblauen Augen sehen. Das altbekannte Glitzern lugt schwach aus den Winkeln. 《Oh mann. Krieg ich jetzt Urlaub? Ich fühl mich so erstochen.》Seine heisere Stimme treibt wieder Tränen in die Augen. Aber diesmal sind es Freudentränen. 《Klar doch. Ihr habt es Euch verdient. Kommt.》Wankend steht Fley auf. Ich greife ihm unter die Arme, denn ganz sicher steht er noch nicht. 《Hab ich was verpasst? Nach dem Zweikampf hören meine Erinnerungen auf.》《Ach nicht viel eigentlich. Neptunia war hier und hat einen Helden wiederbelebt, aber sonst.. nicht wirklich. 》《Was?! Wen? Doch nicht Hercule oder? Der würde nicht mal in einer Million Lichtjahren es zustande bringen, 10 Leute vor Dummköpfen zu schützen und das als bester Kämpfer den Atlantis II vorzuzeigen hat! 》Dass Hercule hinter uns läuft, scheint er gar nicht zu bemerken oder es interessiert ihn nicht. Wahrscheinlich letzteres.  《Fley, Neptunia rettete Euer Leben.》 Geschockt bleibt er stehen. Fassungslos starrt er mich an. 《Soll das heißen, ich trage Neptunias Atem in mir? Und habe es nicht mal mitgekriegt? Oh, sowas passiert auch nur mir! 》Lachend stoße ich ihm meinen Ellbogen in die Rippen. 《Oh, Fley. Ihr seid unbezahlbar! Kommt jetzt. Ich will unseren Sieg feiern!》《Aber, unsere Pflicht? Wir müssen erst die Toten zählen, die Angehörigen der Opfer benachrichtigen, die Verletzten versorgen,..》《Fley, Fley, Fley. Immer Pflichtbewusst. Das ist alles schon im Gange. Die Versorgung der Verletzten ist nicht unser Part. Wir haben das Land erfolgreich verteidigt. Wir haben gesiegt. Verkünden wir unserem Reich also unseren Erfolg, damit wir es von der Trauer und dem Schrecken der Invasion befreien und ihm eine Zeit voller Freude und Glück schenken können.》《Ihr habt Recht. Trotzdem sollten wir die Toten ehren.》《Natürlich. Ich kenne meine Pflichten.》《Na dann ist ja gut, Eure Majestät.》Dieser Kerl. Er schafft es immer wieder, mir ein Grinsen ins Gesicht zu zaubern mit seinen ironischen Untertönen. 《Und danach schmeißen wir eine Party!》

Der Wächter von AtlantisWo Geschichten leben. Entdecke jetzt