Kapitel 19

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Jisoo

Lisa und Rosé verlassen sofort das Restaurant und gehen weg. Im nächsten Moment sehe ich zu Jennie, die mich jetzt auch mal nach langer Zeit anguckt.

„Rosé tut mir echt leid. Ich wusste nichtmal, dass ihre Eltern so sind, aber wahrscheinlich auch, weil wir uns noch nicht wirklich lange kennen."

„Wir kennen uns auch nicht lange."Sagt Jennie und dabei lächelt sie mich an. Es sieht so aus, als wäre sie sehr erleichtert, dass die anderen weg sind.

„Ja aber bei dir ist das wieder was anderes."Antworte ich.

„Warum?"

„Ach egal. Was war eigentlich gerade mit dir los, du hast garnichts gesagt?"Frage ich.

„Ich...naja lass uns erstmal aus diesem Restaurant gehen, dann kann ich dir das erklären."

„Ok nur wir müssen jetzt auch noch für Lisa und Rosé bezahlen, die sind ja weg gegangen."

„Das ist kein problem."Sagt Jennie während sie einen Kellner holt. Sie bezahlt schnell alles und somit verlassen wir auch das Restaurant.

~

„Ähm Jennie, wo gehen wir eigentlich hin und wann willst du mir das jetzt erklären?"

„Ich erzählt dir das wenn wir angekommen sind. Es ist nicht mehr weit."Sagt Jennie lächelnd und läuft etwas schneller vor.
„Hey warte."lachte ich.

Nach kurzer Zeit kamen wir an einem wunderschönen Ort an. Er war hinter einem kleinen Wald versteckt und lag etwas über der Stadt. Von hier aus konnte man die ganzen Lichter sehen und da es schon etwas später war, sah man den Sonnenuntergang.

„Wow... woher kennst du denn diesen Ort. Es ist so schön hier."Staunte ich.

„Ich kenne das hier schon eine Ewigkeit. Früher, immer wenn ich mich nicht so gut gefühlt habe und alleine sein wollte, bin ich hier hin gegangen. Das hier habe ich noch niemandem gezeigt."

„Warum dann ausgerechnet mir?"

„Ich vertraue dir mehr als jedem anderen und außerdem will ich nicht, dass du nach der Geschichte die ich dir gleich erzähle direkt weg läufst."Lachte Jennie. Ich lachte mit, doch verstand es nicht so wirklich.

Jennie setzte sich auf den Boden und zeigte mir, dass ich mich auch setzen sollte. Somit nahm ich neben ihr platzt und schaute, wie sie, in den Himmel.

„Ich habe etwas Angst es dir zu erzählen. Kannst du mir vielleicht einfach versprechen, das du trotzdem hier bleibst und mich nicht verlässt."Sagt Jennie.

„Okay ich verspreche es dir."

Daraufhin lächelte Jennie und fing an zu reden.

„Also ich denke mal dir ist aufgefallen, dass ich erst so komisch war, als ich Lisa das erste mal gesehen habe oder?"

Ich bestätigte ihre Frage mit einem nicken, ehe sie fortfuhr.

„Naja das ganze hat mit Lisa zutun. Ich kannte sie schon sehr viel früher, aber mir ist nie aufgefallen, als ich dich und sie in der Schule gesehen hab, dass es wirklich Lisa ist.
Vor einiger Zeit, als ich noch nicht hier wohnte, bin ich mal mit meinen Freunden zu einer Party gegangen. Ich kannte dort niemanden und eigentlich bin ich nur mitgegangen, weil meine Eltern mich an dem Tag so aufgeregt haben. Ich wusste zu diesem Zeitpunkt eigentlich schon, dass es nur Fake Freunde waren, aber das war mir egal. Als wir also ankamen, tranken wir erstmal etwas Alkohol. Das war natürlich nicht gut, weil ich nicht wirklich viel vertrage. Zu dem Zeitpunkt war auch einer von meinen Freunden mein fester Freund. Ich liebte ihn nicht. Vielleicht war ich auch einfach viel zu jung dafür...
Naja nach einiger Zeit fingen wir an mit anderen auf dieser Party zu reden und wie du dir schon denken kannst, war Lisa auch da. Irgendwie war sie mir direkt sympathisch, also redeten wir etwas über irgendwelche langweiligen Sachen. Es stellte sich dann heraus, dass wir beide eigentlich nur auf die Party mitgeschleppt wurden und wir beide unseren Freunden irgentwie gerade relativ egal waren. Also sind wir, weil wir keine Lust mehr auf den Lärm hatten, in einen anderen Raum gegangen, wo niemand anderes war. Es war irgent ein Gäste Zimmer von dem großen Haus. Wir redeten und lachten dort weiter. Lisa wurde mir mit der Zeit immer sympathischer...
Naja irgendwann kamen unsere Gesichter uns näher und plötzlich küsste sie mich. Ich erwiderte und wir hörten fast nicht mehr auf. Doch später tauschten wir unsere Nummern aus und ich ging nach Hause.
Am nächsten morgen ist mir alles wieder eingefallen und ich fühle mich so komisch. Naja irgendwann schrieben wir uns täglich und trafen uns ein paar mal. Das schlimme war, dass an einem Tag meine damaligen Freunde zu mir kamen und da ich kaum noch Zeit für sie hatte und ihnen nie die Wahrheit über Lisa erzählte, zeigten sie mir ein Video. Ein Video von der Party wo Lisa und ich uns küssten. Ich hasste sie dafür. Das sie ein Video davon gemacht haben und mich dann erpresst haben. Sie meinten, dass wenn ich mich weiter mit ihr treffe und meinen Freund betrüge erzählen sie es der Schule und meinen Eltern. Ich fühlte mich so schlecht, doch wollte auch nicht Lisa den einzigen Menschen den ich wirklich möchte und vertraute fallen lassen. Sie war die einzige Person, der es nicht nur nach meinem Geld ging. Also schrieb ich weiter mit ihr, was mein Freund jedoch rausfand und das Video rum schickte. Ich dachte die Schule wäre das Problem, doch meine Eltern waren es. Sie haben mich dafür runtergemacht und sagten, dass sie wissen wollen, wer das Mädchen auf dem Video war. Ich tat etwas wofür ich mich hasste. Ich sagte ihnen wer sie ist, weil ich dachte, dass sie mich verstehen würden, wenn ich ihnen die ganze Geschichte erzähle, doch das taten sie nicht. Durch die vielen Kontakte die sie hatten, haben sie Lisas Vater den Job genommen, obwohl Lisas Mutter sehr krank war. Ihre Familie hatte kaum noch Geld. Ich hasste meine Eltern dafür, obwohl ich die Schuld daran hatte. Und dann zogen wir weg. Lisa hat mich angefleht, dass ich sie nicht verlassen, doch ich ging weil meine Eltern mich gezwungen haben. Sie brauchte mich und ich ging. Ich bin ein grausamer Mensch."Sprach Jennie zu Ende.

Daraufhin musste ich das alles erstmal verarbeiten und sagte nichts.

„Hasst du mich jetzt?"Fragte Jennie mit einem weinerlichen Ton.

„Was nein natürlich nicht."Antworte ich schnell. Jennie lächelte daraufhin etwas bedrückt.

„Hast du sie geliebt?"Fragte ich, was Jennie anscheinend verwunderte.

„Ich glaube nicht. Es war mehr so eine Art verknallt sein, was mir damals nur falsch vorkam, weil sie ein Mädchen ist."

„Also...findest du es falsch, wenn man sich in das gleiche Geschlecht verliebt?"Frage ich.

„Nein. Liebe ist Liebe, nur mir wurde früher immer beigebracht, dass es falsch ist, deswegen fand ich es komisch, aber heute ist es mir egal."

„Ich finde es auch nicht schlimm. Aber warum bist du dann eigentlich mit Kai zusammen?" Frage ich sie etwas verdutzt.

„Ich habe vor einiger Zeit herausgefunden das ich mich zu beiden Geschlechter hingezogen fühle. Ich bin bi...das wusste bis jetzt eigentlich keiner."

„Okay."

„Du findest es wirklich nicht schlimm oder?"Fragte Jennie.

„Nein natürlich nicht ich finde das vollkommen okay."Versicherte ich Jennie, obwohl ich mich insgeheim unfassbar freute. Jennie lächelte nur und guckte in den Himmel. Es ist mittlerweile dunkel geworden und man konnte vereinzelt Sterne sehen.

„Ich glaube ich sollte das mit Kai beenden."

„Warum?"Fragte ich etwas verdutzt.

„Ich liebe ihn nicht. Das habe ich nie. Ich war einfach nur mit ihm zusammen, weil man von mir erwartet, dass ich immer jemanden habe, aber es reicht mir jetzt ich will diese ganzen Fake Freunde nicht mehr. Ich will was mit dir und deinen Freunden machen. Auch wenn ich denke das Lisa mir nie verzeihen wird. Und auch wenn ich weiß, dass meine Eltern etwas dagegen haben werden, aber das ist mir egal, dann sollen sie mich doch rausschmeißen oder enterben oder was die auch immer machen wollen."

Am Ende redete Jennie in einem zickigen kleinen Mädchen Ton, weswegen sie anfing zu lachen. Es dauerte nicht lange, da stimmte ich ein. Doch kurz danach verstummte Jennie und guckte mich nachdenklich an.

„Jisoo du bist so ein guter Mensch. Was sollen wir nur machen, wenn meine Eltern wieder kommen. Sie werden dich nicht akzeptieren und vielleicht feuern sie unsere Angestellten, weil du bei mir wohnst und sie nichts gesagt haben...ich habe Angst das wieder sowas wie bei Lisa passiert."Sagt Jennie mit einem verzweifelten Ton.

„Nein ich werde gehen. Außerdem können deine Eltern mir doch sowieso nichts mehr nehmen, naja außer dich."Mit einem bedrückten Lächeln sehe ich Jennie an.

„Ich werde dich aber nicht verlassen. Sollst du dann auf der Straße ohne Geld und essen leben oder was? Auf keinen Fall. Dann zieh ich eben aus, ich habe dieses Haus und meine Eltern sowieso satt."

„Nein das kannst du nicht für mich machen. Es ist doch irgendwie mein Problem, wo ich bleibe."

„Nein das kannst du vergessen, du wirst mich so ganz bestimmt nicht los. Ich bleibe bei dir egal was kommt. Als ob ich den Menschen verlasse den ich am meisten von allen mag."Antwortet Jennie und wird am Ende ihres Satzes immer leiser.

„Warte...was?"Frage ich verdutzt.

„Ja du hast schon richtig gehört, du bist der netteste Mensch der mir jemals über den Weg gelaufen ist."

Plötzlich kommt Jennie auf mich zu und umarmt mich.

„Deswegen gehe ich mit dir weg und selbst wenn wir dann obdachlos sind, ist mir das egal. Ich hab dich lieb."

„Ich dich auch."

FOUR SECRETS (Blackpink ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt