Tränenflügel

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Sie lässt ihre schlanken Finger über die kühlen die Tasten gleiten.

Schwarze lange Haare streifen den Flügel.

Die Musik lässt sie vergessen.

Vergessen, was war.

Tröstend erklingen die leisen Töne.

Heiße Tränen fallen auf blütenweiße Tasten.

Der Flügel ist ihr bester Freund.

Er verurteilt nicht, hört einfach nur zu.

Von erneuten Schluchzern geschüttelt drückt sie weiter im Takt die Tasten.

Es gibt kein "richtig" oder "falsch", es existieren nur "jetzt" und "hier".

Sie wiegt sich in der fließenden Melodie und langsam, ganz langsam, versiegen die Tränen.

Tapfer versucht sie sich an einem Lächeln.

Die verstaubte Standuhr kündigt eine volle Stunde an.

Wehmütig erhebt sie sich und klappt den edlen mitternachtsschwarzen Deckel des Flügels hinunter.

Die Kapuze hilft ihr, das tränennasse Gesicht zu verbergen und die stolze Haltung zurückzugewinnen.

Die Tür schließt sich ächzend und nichts, wirklich nichts in diesem kalten Raum erinnert an das Mädchen und ihre traurige Musik.

Nichts, bis auf die tränennassen Tasten des riesigen Flügels.

The story behind:
Dieser One-Shot ist im Verhältnis zu den anderen, die ich in diesem Buch schon veröffentlicht habe, noch relativ neu. Ich glaube, ich habe ihn in der ersten oder zweiten Schulwoche geschrieben. Wir hatten Pause und ich bin urplötzlich auf diese Idee gekommen. Ich weiß auch nicht wie, da ich selbst kein Klavier spiele. Fragt also nicht mich, fragt mein Gehirn (gehört das nicht irgendwie zusammen?! Nur wenn du deinen Kopf nicht schon verloren hast! Habe ich, oder habe ich nicht?🤔 (und ich weiß, dass du dazu einen Kommentar machen wirst, Kaynhos!)).
Ich war also gerade dabei, diesen One-Shot auf meinen geliebten karierten Block (hab ich euch eigentlich schon mal von meiner emotionalen Bindung zu karierten Blöcken erzählt? Wenn nicht wisst ihr's jetzt. Und ja, ich bin a little bit bekloppt... 😂) zu schreiben, da fing die nächste Stunde an. Ich weiß nicht mehr genau, was wir hatten, aber ich glaube, es war Deutsch. Ich war auf jeden Fall total sauer auf meinen Lehrer, dass er gerade jetzt ins Klassenzimmer kommen musste. In der Fünf-Minuten-Pause habe ich ihn (endlich!!) fertig geschrieben. Später in der Mittagspause habe ich nebenher den Shot überarbeitet. Meine Freundin meinte aber irgendwann, dass ich mich lieber aufs Essen konzentrieren solle. Das habe ich schlussendlich dann auch gemacht und mein (heiliger, wunderbarer, verehrenswürdiger, ... oki, ich hör auf 😂❤️) Block ist um den Tisch gewandert (jaa, er hat Füße!!).
Bei dem Mädchen hab ich mir dieses Mal (ich weiß auch nicht, warum es immer um Mädchen geht. Danke an alle Jungs, die dieses Buch trotzdem lesen!) gedacht, dass sie aus einer adligen Familie kommt, die alle total streng sind und in einem mega großen, alten und verstaubten Schloss wohnen.🙈

Was ich aufschreiben musste...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt