K a p i t e l 2

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Es war ein sonniger Tag, der Tag meiner Beerdigung. Ich stand auf und bemerkte, dass meine Eltern und die anderen schon außer Haus waren. Aus diesem Grund ging ich gleich auf den Friedhof. Als ich ankam, sah ich zahlreiche Leute zusammenstehen. Ich lief geradewegs auf meine Familie zu und entdeckte dort auch meine ehemalige beste Freundin, die mit ihren Eltern und ihrer Schwester da war. Seit klein an kannten wir uns und sie waren an manchen Tagen wie eine zweite Familie für mich.

Mein Sarg stand neben einem leeren Grab, ein seltsames Gefühl, wenn man bedenkt, dass ich auf meiner eigenen Beerdigung war. Ich musste mich von mir selbst verabschieden, obwohl ich einfach tot weiterlebte. Es war einfach alles verwirrend und ich verstand nicht, wieso ich noch immer 'hier' war. Ich müsste doch längst fort sein. Nichts mehr spüren- nicht mehr existieren.

Einen Moment war ich noch in Gedanken, bis ich mich wieder den aktuellen Geschehnissen zuwandte. Ich sah mich um. Einige weinten still vor sich hin, während andere von mir und von Momenten, die sie mit mir hatten, erzählten. Diese Atmosphäre zog sich noch mehrere Minuten so hin, bis der Bestatter den Sarg schließen wollte.

„Lassen sie bitte noch offen, wir brauchen noch etwas Zeit, um uns zu verabschieden.", sagte mein Vater. Der Bestatter lies es selbstverständlich zu und verschwand wieder im Hintergrund. Vorsichtig trat ich an den Sarg heran und blickte auf meinen leblosen Körper. Ein Schauer lief mir über den Rücken und ließ mich von innen frieren, denn äußerlich konnte ich nichts mehr spüren. Mir erschien der Moment so surreal, als wäre alles nur ein Traum, jedoch war das hier echt.

Wie musste es sich erst für die anderen anfühlen? Man sah den anderen an, dass mein Tod ihnen sehr nah ging. Gerade meinen Eltern. Meine Mutter trat nun mit Tränen in den Augen an den Sarg.

„Sie war eine bezaubernde Tochter und wird uns immer in Erinnerung bleiben. Leider hatten wir zu wenig gemeinsame Zeit...wir werden dich nie vergessen. Ich hoffe es geht dir gut im Himmel, mein Engel.", sagte sie leise zu meinem Körper, während ihr Tränen das Gesicht hinunterliefen.

Im Himmel dachte ich. Wäre wohl schön gewesen, stattdessen wanderte ich als einsame Seele durch die Welt und musste alles mit ansehen.

Mich selbst mit ansehen.

„Mach es gut, mein zweites ich.", sprach ich zu mir selbst. Innerlich lachte ich auf, es klang wirklich sehr merkwürdig. Aber ich musste mich einfach von mir selbst verabschieden.

Die Zeit verging und es wurde Zeit, dass alle anderen Abschied nahmen.

„Ich befürchte wir müssen dich jetzt langsam gehen lassen, ich kann es einfach noch immer nicht glauben. Du wurdest einfach aus unserem Leben gerissen. Deine fünfzehn Jahre waren viel zu kurz. Ich hätte gern mehr Zeit mit dir gehabt. Könnte ich die Zeit zurückdrehen, dann hätte ich jeden freien Moment für gemeinsame Zeit mit dir und der Familie genutzt. Leb wohl Mina, ich werde dich nie vergessen und mich immer an die schönen Momente mit dir erinnern." Mein Vater stellte sich neben meine Mutter an den Sarg und versuchte nicht in Tränen auszubrechen, während er auf mich herabsah.

„Möge es dir gut gehen, da wo du jetzt bist. Vielleicht wachst du nun als Geist unter uns. Wir lieben dich und werden dich schrecklich...schrecklich vermissen. Mach es gut Minalein."

Meine Eltern und meine Geschwister fingen schrecklich an zu weinen, als der Sarg ins Grab gehoben wurde. Meine beste Freundin drehte sich weg, sie konnte es wohl nicht mit ansehen. Und dem Rest der Familie fielen leise Tränen hinunter.

Nun war mein Körper unter der Erde. Ein eigenartiges Gefühl.

Trauer überschüttete mich und ich musste weinen, als wären es meine eigenen Eltern. Außerdem konnte ich es nicht mit ansehen, wie fertig es meine Familie machte. Sie sollten glücklich werden, auch ohne mich an ihrer Seite.

Ich wand mich vom Grab ab und lief vom Friedhof weg. Auf zu meinem Lieblingsort. Dieser war nicht weit von unserem Haus entfernt, an einem See. Es war sehr idyllisch hier und man konnte für einen Moment abschalten.

Ich setzte mich auf den Steg, welcher schon leicht bemoost war und blickte auf das Wasser. Normalerweise spiegelte ich mich darin, doch diesmal nicht mehr.

Es ist schon okay tot zu sein, dachte ich mir. Ja, ein seltsamer Gedanke, aber das Leben musste man so nehmen, wie es eben verlief. Nur dachte ich niemals daran, dass mein Leben schon so früh vorbei sein würde.

Im See spiegelte sich die Mittagssonne, es sah einfach zu schön aus. Ich blieb noch eine Weile da, bis ich weiterlief. Ich setzte mich in der Nähe des Hauses, am Rand des Waldes, auf das Moos. Das Besondere am Wald war, weshalb ich hier gerne meine Zeit verbrachte; diese wunderbar ruhige Atmosphäre. Hier war ich immer, wenn ich über etwas nachdenken wollte.

Mir fiel plötzlich mein bester Freund ein. Er war nicht auf der Beerdigung gewesen. Ich hätte gerne gewusst, wie es ihm damit ging, denn ich war mir sicher, dass er davon erfahren hatte. Aber selbst, wenn es ihm deswegen furchtbar ging...konnte ich nichts dagegen tun. Ich war schließlich tot, einsam und allein. Wie sollte es sich so leben lassen?

Ich fragte mich, ob ich die Einzige war, die als ein 'Geist' erschienen ist, oder ob es noch andere gibt. Nicht einmal durch Wände konnte ich gehen oder fliegen. Das wäre schließlich wenigstens etwas Besonderes gewesen. Nein, ich konnte das alles nicht. Ich war wohl nur Energie, eine einsame Seele. Zu gerne hätte ich jetzt mit meinen Freunden oder mit jemandem aus der Familie gesprochen. Ihnen ein aller letztes Mal gesagt, wie gern ich sie alle habe. Ein letztes Mal wäre ich gern in ihrer Nähe gewesen und hätte sie in den Arm genommen. Nun spürte ich nichts mehr außer seelischem Schmerz und endloser Leere.

Was war nur meine Aufgabe? Was hatte ich jetzt zu tun?

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C'est la mortWo Geschichten leben. Entdecke jetzt