Es war wieder einmal Nacht und ich saß am See auf dem Steg. Ich hatte gehofft, mich ein wenig ablenken zu können, denn es war die Nacht des zweiundzwanzigsten Julis. Neun Tage sind nun seit meinem Todestag vergangen. Mich überkam eine Gänsehaut, als ich an den Tag zurückdachte. Allerdings kam mir die Zeit viel länger vor. Wahrscheinlich, weil so viel passiert war.
Ob der Junge heute wieder da sein würde?
Die letzten Tage war er mir nicht aus dem Kopf gegangen, da ich wissen wollte, wer er war und was er hier wollte.
Tatsächlich kam er gegen Ein Uhr nachts, ungefähr wie letztens auch. Diesmal sah ich ihn mir genauer an. Seine Kleidung war schlicht gehalten und durch das Licht des Mondes konnte ich erkennen, dass er braune Augen hatte. Unter seinen Augen machte ich tiefe Ringe aus. Es wirkte, als hätte er tagelang nicht geschlafen.
Ich bemerkte gar nicht, wie lange ich gestarrt hatte, bis er direkt in meine Richtung sah und sich räusperte.
„Ist da jemand?"
Ich erschrak so sehr, sodass ich vom Steg aus ins Wasser fiel. Zum Glück konnte ich die Nässe und Kälte des Wassers nicht spüren. Hatte er mich etwa bemerkt? Nun ja, jetzt auf jeden Fall. Mein Fall war nicht geräuschlos.
Als ich wieder aus dem Wasser stieg, stellte ich den verwirrten, leicht ängstlichen Blick des Jungen fest. Doch er rannte nicht weg. Es musste sehr gruselig ausgesehen haben, als auf einmal nichts ins Wasser gefallen ist.
„Ist hier jemand?", fragte er nochmals ungläubig.
Der Junge ging zu mir ans Ufer und stellte sich direkt vor mich, da man erkennen konnte, wie das Wasser an mir heruntertropfte.
Nur mich konnte er weder sehen, noch hören.
„Wow okay, dass hier geht echt nicht mit rechten Dingen zu, wer bist du, oder bilde ich mir das ein?", fragte der Junge und wirkte fassungslos und irritiert.
„Ja, gute Frage. Wer bist du und was machst du an meinem See?", fragte ich spöttisch, ohne eine Antwort zu erhoffen. Der Junge schaute erschrocken.
„Was für ein Tag, entweder ich bin total durcheinander oder ich spreche mit imaginären Gestalten. Ach egal. Dein See? Wer bist du?"
Was!? Wie konnte es sein, dass er mich verstand?
„Ich habe im Haus neben dem Wald gewohnt, einhundert Meter vom See entfernt. Auf mysteriöse Weise wurde ich umgebracht, das heißt, ich weiß nicht was passiert ist. Mein Name ist Mina. Ich komme hier immer her, wenn ich Nachdenken muss. Aber wie kann es sein, dass du mich verstehst?", fragte ich ihn verwirrt.
„Ach so ist das. Ich...oh man, was geht hier vor? Ich muss mich erst an den Gedanken gewöhnen mit einem Geist zu sprechen. Ich heiße Alex. Ich wohne am anderen Ende des Waldes. Keine Ahnung wie es sein kann, dass ich dich verstehe. Letztens war es schon so seltsam, als wäre noch jemand da, warst du das auch?"
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C'est la mort
Paranormal~ 𝒂𝒃𝒈𝒆𝒔𝒄𝒉𝒍𝒐𝒔𝒔𝒆𝒏 ~ [...Alles kam mir so unnatürlich vor. So seltsam. Wie in einem Traum. Doch es war keiner...]