Mittlerweile war eine Woche vergangen und es gab noch immer noch keine Veränderung. Nichts gab mir einen Hinweis, wo meine Familie war.
Ich wachte durch den Lärm auf, als ein Auto in die Einfahrt fuhr. Sofort sprang ich zum Fenster, um nachzusehen. Es war ein schwarzer Audi.
Es stieg ein Mann aus dem Auto, derselbe, den ich Anfang März im Garten gesehen hatte. Ich erkannte ihn an seiner Größe und der Lederjacke, die er trug. Zielstrebig ging er auf das Haus zu, in seiner Hand befand sich ein Schlüssel.
Durch das Fenster konnte ich ihn gut beobachten. Umso näher er kam, desto mehr bekam ich es mit der Angst zu tun. War dieser Mann, der so unschuldig aussah für alles verantwortlich? Hatte er meine Mutter und mich tatsächlich getötet? Müsste ich mich demzufolge nicht an irgendetwas erinnern? Er drückte die Tür auf und trat zum Küchentisch. Nach wie vor lag das Amulett auf dem Tresen. Der Mann sah sich das Amulett genau an und griff danach. Ein Grinsen schlich sich auf sein Gesicht, bevor er es sich in seine Tasche steckte und aus dem Haus verschwand. Blitzschnell lief ich ihm hinterher. Diesmal würde ich ihn nicht entkommen lassen!Im letzten Moment konnte ich noch mit in das Auto huschen. Mir war egal, dass niemand wusste, wo ich mich aufhielt, aber ich glaubte, dass der Mann mich zu meiner Familie führen wird.
Die Fahrt verlief still, nur ein paar Mal hörte ich ihn unheimlich vor sich hin lachen und er wirkte nicht mehr so unschuldig wie Minuten zuvor.
Noch kam mir die Gegend bekannt vor. Gerade fuhren wir am Haus meiner Großeltern vorbei, als er leicht nervös wurde und ordentlich Gas gab. Hatte er etwa Angst, dass die Polizei hier war, um zu ermitteln? Ja klar, dazu in der Lage waren sie ja nicht.
Die Fahrt ging weiter und führte nach ungefähr zwei Kilometern in den Wald hinein. Nicht tief, aber das Haus, an dem wir ankamen, war dennoch gut im Wald versteckt. Der perfekte Ort um jemanden versteckt zu halten. Ich stieg aus dem Auto und sah mir die Gegend genauer an. Vorne, vor dem Haus war eine kleine Wiese. Am Haus war ein Schuppen angebaut und davor stand ein Holzstapel. Es sah fast aus wie eines der schwedischen Häuser, nur die Farbwahl passte nicht. Das Haus selbst war schlicht und Weiß gehalten. Teilweise war es mit Efeu bedeckt und ein kleiner Balkon schmückte die linke Hauswand.
Der Mann ging in das Haus und ich lief ihm hinterher durch den schmalen Eingang. Direkt am Flur führte eine Holztreppe nach oben in den ersten Stock. Im Untergeschoss befand sich hinter der Treppe eine Tür, die womöglich in ein Badezimmer führte. Er ging die Treppen nach oben in das erste Zimmer. Es schien sein Arbeitsplatz zu sein, da er einen Laptop und einige Unterlagen auf dem Schreibtisch platziert hatte. An seinen Wänden hingen Bilder, erst auf den zweiten Blick erkannte ich das Haus darauf. Es war unseres. Auf dem nächsten Bild war ich zu sehen, im Alter von zirka dreizehn Jahren, auf meinem Gesicht war ein schwarzes Kreuz gemalt. Daneben ein Bild meiner Mutter, wie sie gerade Wasser in den Pool im Garten einließ. Auch auf ihrem Gesicht war ein schwarzes Kreuz.
Ich konnte mich an diesen Tag noch gut erinnern. Es war warm und meine Geschwister und ich hatten uns gegenseitig nass gemacht. Am Ende machten sogar mein Vater und meine Mutter mit, sodass eine mächtige Wasserschlacht entstand. Am Abend haben wir dann im Garten gezeltet und mein Vater hat uns die Sternenbilder gezeigt und erklärt.
Es war eine himmlische Nacht. Die Erinnerung schmerzte, da ich wusste, dass diese Zeiten vorbei waren. Gleichzeitig stellte ich mir die Frage, wieso er die Bilder in sein Zimmer hing. Wie lange beobachtete er uns schon? Wann hat er diese Fotos gemacht, beziehungsweise wie, weil wir es nie bemerkt hatten. Ich glaube, er war ein Psychopath. Inzwischen hatte er sich hingesetzt und arbeitete etwas an seinem Laptop. Währenddessen nutzte ich die Zeit, um mich im Haus umzusehen. Ich lief aus dem Zimmer hinaus, in das Nebenzimmer. Scheinbar war es sein Schlafzimmer. Da ich nichts Ungewöhnliches feststellen konnte, wollte ich in den nächsten Raum gehen, allerdings war diese Tür verschlossen. Ich klinkte noch einmal, um sicher zu gehen, doch sie blieb zu. Das Einzige, was mir übrig blieb war, durch das Schlüsselloch zu schauen. Ich erschrak und war gleichzeitig erleichtert. Meine Geschwister saßen in dem Zimmer. Sie sahen schwach aus, aber nicht abgemagert, scheinbar wurden sie gut versorgt. Sie spielten gerade Karten, wahrscheinlich um sich die Zeit zu vertreiben, denn sie sahen gar nicht froh aus. Wer wäre das schon, wenn er eingesperrt wurde.
Trotzdem war ich froh sie unversehrt vorzufinden.
Doch mein Vater war nicht hier. Wo war er?
Im Zimmer daneben war nur eine Abstellkammer.
Als letztes blieb mir noch der Dachboden.
Ich ging die drei Stufen zur Dachbodentür hinauf, doch zu meiner Enttäuschung war diese verschlossen. Anschließend lief ich wieder zurück in das Arbeitszimmer und fand den Mann, suchend nach irgendeinem Buch vor. Schließlich zog er ein Buch raus mit dem Titel 'How to - Tipps und Tricks zum Überleben in der Wildnis'. Der Typ wurde immer seltsamer.
Ich überlegte, wo ich noch meinen Vater suchen konnte, und stellte fest, dass ich noch keine Küche gefunden hatte. Auch wenn wahrscheinlich kein Entführer seine Gefangenen in seiner Küche festbinden würde. Dennoch hatte ich noch keine Küche gesehen? Die Frage wurde mir beantwortet, als der Mann auf einmal durch die Wand ging. Natürlich ging er nicht wirklich durch die Wand, sondern es sah im ersten Moment nur so aus.
Er ging durch eine unscheinbare Tür neben einem Regal, welche zur Küche führte. Wenn man jetzt genau hinsah, konnte man die Tür gut erkennen. Ich ging dem Mann hinterher und betrat die Küche.
In der Mitte des Raumes, stand ein großer Tisch, welcher gleichzeitig wie eine Arbeitsplatte aussah. Am Rand der Wand ging eine schwarze Küchenzeile entlang. Der Balkon lag ungewöhnlicherweise an der Küche und die Balkontür durchflutete den ganzen Raum mit Licht. Dann nahm der Mann Essen und Trinken und stellte es meinen Geschwistern im Nebenzimmer hin. Ich konnte noch erkennen, wie sie ihn hasserfüllt anschauten, dann aber anfingen zu essen. Dem Mann schien es gleichgültig zu sein, denn er zuckte mit den Schultern, verließ den Raum und schloss dann die Tür wieder ab. Ich wünschte ich könnte einfach den Schlüssel nehmen und aufschließen, sie mussten da raus. Einerseits sperrte er sie ein, aber andererseits versorgte er sie mit Essen und Trinken. Was hatte er vor? Theoretisch müsste ich Alex davon erzählen, sicher würde er jetzt wissen was zu tun ist. Er konnte sie zwar nicht hier rausholen, aber er könnte die Polizei verständigen. Leider konnte ich hier nicht weg ohne ein Auto, das wäre zu weit. So langsam kamen mir schon Zweifel, ob mein Vater hier war, oder überhaupt noch lebte. Aber nein, so durfte ich nicht denken! Sicher lebte er noch, er war hier sicher irgendwo. Vielleicht auf dem abgeschlossenen Dachboden. Die Frage war nur, was wollte der Mörder? Er hatte doch nun sein Amulett. Trotzdem ließ er Noah und Theia nicht frei. Sicher hatte er Angst dann aufzufliegen, weil sie sicher zur Polizei gehen würden. Das konnte er wohl nicht riskieren. Jetzt wo ich hier war, fragte ich mich, ob es falsch war herzukommen, ich konnte ja nichts ausrichten.
Aber sonst wüsste ich nicht wo Theia und Noah waren. Außerdem wusste ich jetzt ein bisschen wie der Mörder tickte, und zwar nicht ganz richtig.
Ich lief aus dem Haus, um klare Gedanken fassen zu können, jedoch kamen nur noch mehr Fragen auf, als vorher schon da waren. Als es dunkel wurde legte ich mich auf dem Boden des Arbeitszimmers schlafen, mit dem Entschluss am nächsten Tag zu entscheiden, was ich tun würde.
Das Buch neigt sich dem Ende zu, es sind nun nur noch vier Kapitel. ✨
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C'est la mort
Paranormal~ 𝒂𝒃𝒈𝒆𝒔𝒄𝒉𝒍𝒐𝒔𝒔𝒆𝒏 ~ [...Alles kam mir so unnatürlich vor. So seltsam. Wie in einem Traum. Doch es war keiner...]