Es war Nebel in der Küche und man konnte ein leises Atmen hören. Ich sah die Umrisse eines Mannes, welcher ein Messer in der Hand hielt.
„Wo bist du? Komm heraus, ich weiß ganz genau, dass du hier bist.", sagte er nun leise.
Dann kam eine Frau auf ihn zu.
„Hier bin ich, was suchst du hier?
Und wie bist du hier hineingekommen?"
„Die Hintertür war offen.", sagte der Mann und lachte schelmisch auf. „Und ja, was will ich wohl hier?"
Er schaute sie wissend an.
„Was willst du denn noch? Lass unsere Familie endlich in Ruhe, wir haben dein Amulett nicht.", meinte die Frau verängstigt.
„Oh doch! Das habt ihr. Nur versteckt ihr es vielleicht nicht hier, sondern woanders. Sollte es euch keine Lehre sein, dass eure Tochter schon umgekommen ist?"
Ein grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus.
Die Frau wirkte verletzt, ihr Gesichtsausdruck wechselte dann aber zu unbeeindruckt.
„Wieso denkst du, ausgerechnet wir hätten es? Wie kommst du zu uns und überhaupt, welches Amulett? So sag mir doch wenigstens, wie es aussieht."
„Ihr wisst es beide ganz genau. Und warum ihr? Tatsächlich frage ich mich das auch. Warum habt gerade ihr, das Amulett?", mit vor Wut funkelnden Augen schaute er sie an.
„Zum letzten Mal, wir haben es nicht!", sprach die Frau. Verzweiflung konnte man in ihren Augen erkennen.
„Nun, dann wird es noch einen weiteren Verlust geben und danach noch deine anderen Kinder. Bis ihr es endlich kapiert. Als letztes bleibt dann wohl dein Mann, der es mir überreichen wird, weil ihm bewusstwird, dass er an allem schuld ist." Er grinste in sich hinein.
„Bitte tu ihnen nichts, ich flehe Sie an! Was willst du überhaupt damit?", rief die Frau voller Furcht. Tränen liefen ihr in Strömen über die Wangen und ihr wurde bewusst, dass sie verloren hatte.
„Keine Gnade für dich.", sagte der Mann und dann tötete er die Frau mit seinem Messer.
Langsam verschwand der Nebel und mit ihm auch alles andere...
Mit Angst wachte ich auf. Ich musste zuerst einmal realisieren, dass es ein Traum war, obwohl er so real schien. Ich war nicht gut darin Träume zu deuten, dennoch wusste ich die Bedeutung sofort. Die Frau im Traum, war meine Mutter und der Mann mein und ihr Mörder. Sie unterhielten sich über den Grund, welcher scheinbar das Amulett war, weshalb schon zwei Menschen sterben mussten. Dennoch verstand ich eines nicht genau: Was hatte ein einfaches Amulett damit zu tun und besaßen wir es tatsächlich nicht? Wusste mein Vater mehr? Wieso sollte er an allem Schuld sein und warum wurde nie etwas davon erwähnt? Ich wünschte ich könnte ihn fragen was er darüber wusste und ihn warnen, damit der Mörder meinen Geschwistern nichts tun konnte.
Manchmal wünschte ich, ich könnte die Zeit zurückdrehen und alles ungeschehen machen. Wieso war der Tod genauso kompliziert, wie das Leben? Warum musste ich das träumen, wenn ich sowieso nichts tun konnte?
War das wirklich die Realität oder hat mein Traum nur versucht mein Gedankenchaos zu ordnen, nachdem was geschehen ist? Was, wenn es stimmte? Es gab nichts, was ich machen konnte. Oder?
Wenn es etwas geben würde, hätte ich es sofort getan.
Es musste doch einen Weg geben, es gab immer einen.
Es war zwar noch Nacht, dennoch ging ich hinaus an den See. Draußen war es finster, doch der Mondschein war ausreichend, um etwas zu sehen.
Es war so still hier, sodass es schon gruselig war. Die Bäume im Schatten sahen aus, als hätten sie Arme und Gesichter. Wenn der Wind an die Zweige wehte, klang es, als würden sie etwas murmeln.
Genau wusste ich nicht, was ich hier tat, aber ich wollte einfach an einen Ort, wo keiner außer mir war. Doch wie ich kurz danach bemerkte, war ich nicht allein.
Ein Gesicht tauchte zwischen den Bäumen auf und die Person sah auf den See. War es vielleicht der Mörder meiner Mutter und mir? Krampfhaft versuchte ich ihn genauer zu erkennen. Die Person wurde nun vom Mondschein beleuchtet und ich konnte ihn erkennen. Es war ein Junge von ungefähr vierzehn Jahren. Ich hatte ihn noch nie gesehen, doch er wirkte nicht gefährlich auf mich. Was auch immer er für einen Grund hatte, hier im Wald zu sein, er hatte es sicher nicht auf meine Familie abgesehen. Er trat aus den Büschen hervor und setzte sich neben mich auf den Steg. Natürlich wusste er nicht, dass ich neben ihm saß. Ich musterte ihn und stellte fest, dass er doch etwas älter aussah. Er mochte in etwa siebzehn sein. Er hatte ein hübsches Gesicht und seine braunen Haare standen in allen Richtungen auf seinem Kopf ab. Die ganze Zeit starrte er auf das Wasser. Nach ein paar Minuten stand er auf und sah sich um, als hätte er etwas gehört. Er sah durch mich hindurch in den Wald und dann fiel sein Blick wieder auf das Wasser. Es wäre zu witzig, wenn Valea jetzt aus dem Wasser käme, doch dann fiel mir ein, dass er sie nicht mal sehen würde. Noch einmal drehte er sich in meine Richtung und schaute ziemlich verwundert. Es war, als würde er meine Anwesenheit spüren. Wäre das denn möglich?
Zu gerne würde ich wissen, warum er hier war, wenn er doch nur auf den See starrte. Vielleicht sah er diesen Ort auch als einen Rückzugsort vor der Realität, wie ich damals und auch jetzt noch. Fragen konnte ich ihn leider nicht.
So viel hätte ich im Leben noch erreichen können, doch ich bekam diese Chance nicht. Alles wegen diesem blöden Amulett. Der Junge kam mir aus irgendeinem Grund vertraut vor. Möglicherweise lag es auch daran, dass er zur selben Zeit wie ich hier im Wald war und draußen in der Natur war.
Zur heutigen Zeit war das nicht gewöhnlich.
Nach einer Weile stand er auf und ging zurück von dort, woher er gekommen war. Ich rannte zurück nach Hause und warf dann einen Blick auf die Uhr. Mittlerweile war es zwei Uhr nachts, weshalb ich mich auch gleich schlafen legte.
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C'est la mort
Paranormal~ 𝒂𝒃𝒈𝒆𝒔𝒄𝒉𝒍𝒐𝒔𝒔𝒆𝒏 ~ [...Alles kam mir so unnatürlich vor. So seltsam. Wie in einem Traum. Doch es war keiner...]