5.Kapitel

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*Eddie's Pov*

Die Tage vergingen, genaugenommen fast 2 Wochen und ich hörte nichts mehr von Richie.
Ich war ab und zu bei ihm zu Hause gewesen, um zu fragen, ob er mit mir abhängen wollen würde, aber jedes Mal, wies mich seine Mum oder sein Dad ab.
"Er ist nicht da", hieße es dann oder "Er hat zu tun."
Das alles viel mir so unglaublich schwer zu glauben.
Richie mochte alles sein, aber ganz bestimmt kein Arbeitstier.
Ergo, die Aussage, er hätte zu tun konnte einfach nicht stimmen.
Auch in seinem Lieblingsladen, mit den ganzen Spielautomaten, wie Street Fighter, war er nicht aufzufinden. Ich wartete manchmal Stundenlang darauf, dass er reinkam.
Aber nie betrat er dieses Geschäft.
Der Sommer war fast vorbei und ich wollte meine Erinnerungen, an den Sommer, nicht damit abschließen, mir beinahe in die Hosen gemacht zu haben, wegen dieser verrückten scheiße. Dieser Clown hatte mir so unglaublich viel Kraft abgezogen und ich bin mehr als nur einmal an meine Grenzen gegangen. Ich hatte das Gefühl irgendwie nur noch teilst am Leben zu sein.
Klar war ich am Leben, mein Herz schlug, mein Puls war normal und meine Körpertemperatur war so wie immer. Aber dennoch fühlte ich mich nicht wirklich lebendig. Eher müde und träge.
Ich dachte an das alte Haus, indem sich Pennywise versteckt gehalten hatte. Als ich mir dort den Arm brach, war Richie sofort zur Stelle. Er wusste wie viel Panik ich, die anderen und er selbst hatte, aber er hatte in diesem Moment nur meine Wange genommen. "Schau mich an Eddie! Schau nur mich an!" hatte er immer wieder gerufen.
So verrückt es klingen mag, aber es hatte auf eine Art und Weise geholfen, die mir nahezu unmöglich zu beschreiben war.
Ich fasste an meine Wange. Meine Hand war nicht ansatzweise so warm, wie die seine und auch die meiner Mumie, konnte da nicht mithalten.
Generell alles fühlte sich mit ihm so viel besser an.
Er ist ein Arsch, ja aber er ist auch mein bester Freund und schließlich gehörten seine Flachwitze und ekelhaften Bemerkungen einfach dazu. Ich konnte mich ja immer noch von ihm abwenden, wenn ich wollte.
Aber ich wollte nie.
Irgendwie habe ich mich nie, von ihm oder seiner Art, abgestoßen gefühlt. Egal in welcher verrückten Situation man auch gerade war, solange Richie noch Witze machen konnte, war alles okay.
Und das war es auch. Bis jetzt.
Wenn ich irgendwann mal kurz vor meinen Tod sein sollte, dann werde ich auch Richie einen banalen Witz erzählen oder irgendein Spruch klopfen. Nur damit er und alle anderen wissen, dass alles okay ist.
Ich würde dann sowas sagen wie "Richie, ich habe deine Mum flachgelegt", ich musste vor mir selbst lachen.
Ja, das wäre auf jedenfall etwas, was er sagen würde oder besser, was er immer sagt.

"Eddie Bär!" hörte ich meine Mum von unten plötzlich rufen.
"Ja, was ist denn Mumie?"
"Nimmst du bitte deine Tabletten, gegen Entzündungen? Wir wollen ja nicht, dass du durch diese blöde Schnittwunde an deiner Hand noch schlimmeres bekommst." ich seufzte
"Ja, mach ich." ich öffnete meine Zummertür und trottete Richtung Küche. Seit ich herausgefunden hatte, dass ich häufig nur Placebos nahm und meine Mum mir dadurch vieles nur vorgemacht hatte, war ich, was Tabletten einnehmen anging, zu sehr viel weniger bereit.
Ich fing an vieles mehr zu hinterfragen, ja sogar die Tabletten häufig wegzuschmeißen, wenn keiner Hinsah.
Irgendwie fühlte ich mich diesbezüglich sehr schuldig, aber ich konnte und wollte nicht weiter irgendwelche Scheinmedikamente nehmen. Seit ich meine Mum einmal damit konfrontiert hatte, hatte sich daraus nicht viel entwickelt. Ich kam einfach nach Hause, wir beide redeten nicht miteinander und am nächsten Tag, gab sie mir wieder den Mist. Hätte ich sie verweigert, hätte ich den Rest meines Lebens in meinem Zimmer verbringen müssen. Das wusste ich.
Also nahm ich es einfach weiter. Außerdem war sie ja auch immer noch meine Mumie.
Man kann es ihr einfach nicht verübeln. Sie macht sich ja im Grunde genommen nur Sorgen um mich. Naja vielleicht ein bisschen zu viel, aber Sorgen sind Sorgen, oder?
Ich schaute auf das Etikett, des Medikaments. Wie erwartet, standen dort in komplizierten Chemikalischen Formeln einfach nur, dass es aus Wasser bestand und somit den Wert, eines richten Arzneimittels, verlor.
"Pff, große scheiße ist das." murmelte ich vor mich hin und hoffte sogleich darauf, dass sie mich nicht gehört hatte.
Mit allergrößter Wahrscheinlichkeit saß sie vor dem Fernseher und pfeielte sich die Nägel.
Nochmal Glück gehabt.
Wieder starrte ich auf den kleinen orangefarbigen zylinderartigen Gegenstand. Die weißen Pillen darin, hätten nahezu als alles durchgehen können. Kein Wunder, dass viele gar nicht wussten, dass sie Placebos nahmen.
Gegen Entzündungen sollen die sein? pah! Nächste Woche sind die gegen Ausschlag.
Wenn man es so sehen wollte, hatte diese ganze Pennywise Geschichte doch nicht nur schlechte Seiten. Hätte ich mir, dank ihm, nie den Arm gebrochen, so hätte ich wahrscheinlich nie herausgefunden, was ich da eigentlich tagtäglich zu mir nahm.
Der Verband, der mein erster war und auch unterschrieben worden ist, glänzte immer noch, durch sein aussehen. Man war ich stolz auf das rote V, welches die komplette Bedeutung von Loser auf den Kopf gestellt hatte.
Demnächst sollte er abkommen, also eigentlich morgen. Ich trug ihn schließlich auch schon über einen Monat und dank Richies Einrenkungskünste hatte ich auch kaum Schmerzen. Es war eher so, als hätte ich mir den Arm nicht gebrochen, sondern mir eher einen Knochen ausgerenkt. Geht das überhaupt?
An meiner Handfläche, die halb noch von dem Verband abgedeckt war, sah ich einen kleinen rotbraunen Fleck, auf dem weißen Stoff.
Der war mir nie wirklich aufgefallen. Er musste entstanden sein, als wir alle auf der Wiese im Kreis standen, uns an den Händen hielten und diesen Blutschwur machten.
Dort hielte ich Richies Hand und er hielte meine.
Seltsam, irgendwie war ich jetzt doch ein bisschen traurig, dass er bald abkommen würde.
So schlecht war er eigentlich gar nicht. Klar, er machte meinen Arm ein bisschen fetter als er war, aber er hatte mir immer einen gewissen Schutz gegeben, der noch dazu so einen lustigen Spruch drauf hatte.
Vorsichtig strich ich mit meinen Fingern über den Blutfleck.
Wen machte ich was vor? Ich vermisste ihn. Ich konnte es einfach nicht ab, wenn man sich nicht bei mir meldete, obwohl man doch so gut befreundet sein zu schien.
Er war doch sonst immer der Typ, der mich verfolgte, um dann mein Leben mit seinen Witzen zu verseuchen.
Irgendwann vermisst man wohl auch die größte Nervensäge, dachte ich nur.

Die laute Türklingel, die im ganzen Haus für einen kurzen 'Ding dong' sound sorgte, ertönte überraschenderweise und holten mich aus meinen Gedanken.
"Ich geh schon! " rief ich hastig meiner Mum zu und nahm mir eine dieser weißen Midis. Als ich in den Flur ging, schmiss ich sie unauffällig in den nahe gelegenen Mülleimer und war somit von meiner Pflicht, diese Dinger für heute zu nehmen, befreit. Ich war so froh, dass Richie sich doch wieder bei mir meldete und vor meiner Tür stand.
Ich fühlte mich wieder so lebendig und so energiegeladen. Alles war wie weggeblasen.
Ich ging nur an die Tür und drückte die Türklinke runter.
"Hi, Richie ich-"

You are my Lover Ed's (ES/ Reddie Fanfiction) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt