Kapitel 2

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Matty, die Dame am Büffet, hat bei uns wieder ordentlich reingehauen. Mit ihr haben wir uns auch ganz gut angefreundet und unterhalten uns bei Gelegenheit. Aus diesem Grunde grinst sie uns beim Befüllen der Teller bestimmt an und tut ein bis zwei Löffel mehr rein. Das Essen sitzt mir schwer im Magen, weshalb ich gerne Abends einen Rundgang um die Schule mache. Die verschiedensten Flaggen auf dem Campus erinnern mich immerwieder daran, wie vielfältig das Internat hier ist. Hier ist Jeder willkommen, was der Schule seinen angesehenen Ruf verleiht.
Mir laufen mehrere Schüler entgegen, die schon ihre Uniformen, durch bequeme Sportanzüge gewechselt haben. Ja, Uniforme. Mir wäre mein eigener Kleidungsstil auch lieber, aber wenigstens können wir uns nach den letzten Unterrichtsstunden umziehen.
Die frische Herbstluft bläst mir durch die Haare, während ich mich weiter vom Gelände entferne. Immer weniger sind die Stimmen junger Leute zu hören, bis nur noch das Knistern der Kieselsteine unter meinen Schuhen zu belauschen ist. Eigentlich ist das Verlassen des Internatsgeländes strengstens untersagt, jedenfalls für die Minderjährigen unter uns. Mit 18 kann ich mir hier schon einiges erlauben, was mir die Freiheiten gibt, die sich jedes kleine Kind wünscht.
Ich drehe mich noch einmal um, um zu sehen, wie weit ich schon gekommen bin. Weit und breit sind nur leere Straßen zu sehen. Der nächste McDonald's, sowie viele andere Geschäfte sind erst im Umkreis von zwei Kilometern aufzufinden. Das Internat hinter mir wird von der leichten Nebeldecke nahezu überdeckt und der Himmel deckt jetzt schon ein paar Sterne auf. Was ein schöner Anblick.
Ich versinke immer tiefer in meine Gedanken und blende automatisch alles aus. 
Die kühle Brise, das braungelbe Laub um mich herum und das angenehm dunkle Horizont zieht mich in seinen Bann. Ich genieße diesen Moment der Ruhe und nehme mir die Zeit für das dankbar zu sein, was mir zugeschrieben wurde. Mein Optimismus kommt ganz natürlich, warum auch die Zeit damit verschwenden, sich selber runterzudrücken?
Ich blinzle mehrmals und schlucke, um mich wieder in die Realität zu tragen. Eher gesagt hat etwas anderes meine Aufmerksamkeit gezogen. Langsam überkommt mich das Unwohlsein und eine Gänsehaut legt sich um meinen Körper. Ich hätte mir wohl eine dickere Jacke anziehen sollen. Bevor ich mir aber eine Erkältung zuziehe, kehre ich lieber zurück und drehe mich um. Ich zähle währenddessen meine Schritte, um mich abzulenken und merke, dass ich gar nicht so viele Füße habe, die die ganzen Schritte machen. Ich blicke leicht über meine Schulter und wenn ich mich nicht wirklich geirrt habe, war dort etwas.
Ich runzle die Stirn und verschränke die Arme fest ineinander. Das muss ein Irrtum sein. Wahrscheinlich war es der große Baum, der einen Schatten über den Bürgersteig geworfen hat. Wenn allerdings meine Sinnesorgane nicht das Gegenteil behaupten würden, hätte ich mich längst wieder beruhigt, nur so war es leider nicht. Mich überkommt mittlerweile die Panik, weshalb ich anfange größere Schritte zu machen. Um mich umzudrehen fehlt mir die Courage. Zu groß ist die Angst, dass jemand hinter mir herläuft. Das Knacksen eines Astes lässt meine Augen aufreißen, aufgrunddessen ich mich schlagartig umdrehe...

Untouched | GestopptWo Geschichten leben. Entdecke jetzt