Kapitel 7

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Als wir meine Klasse betreten, treffen alle Augenpaare auf uns. Ms Emmers blickt den Jungen erwartungsvoll an und gewährt ihm einen Zugang zum Projektor. Ich stehe weiterhin neben dem Pult und sehe interessiert in die Richtung, bis mir meine Kunstlehrerin zunickt. Meine Sitznachbarin beäugt mich mit einer gehobenen Braue, was ich nicht ganz deuten kann. Der Rest der Klasse fängt an die Kunstsachen rauszuräumen und sie zu verteilen. Lena, ein weiteres Mitglied aus der Gruppe, ruft meinen und Marie's Namen und reicht uns die DIN A3 Blöcke, als wir uns in ihre Richtung begeben. Ich platziere den Block auf den Tisch und werde dabei von meiner besten Freundin angestubst. Unauffällig deutet sie mir nach vorne zu sehen.
"Schau mal, der Dare-Devil ist nicht ganz ohne." Ich sehe nach vorne und entdecke den Typen, wie er sich nach oben streckt und an dem Projektor weiter rumhantiert. Währenddessen ist ihm sein schwarzer Kaputzenpullover hochgerutscht, was uns eine hauchfeine Augenweide auf seinen Bauch gewährleistet. Ich drehe sofort meinen Kopf von der Richtung weg, als er sich umdreht und mir direkt in die Augen sieht. Die Hitze steigt mir ins Gesicht und ich mache Marie dafür verantwortlich, die nur so am schmunzeln ist. Ohne ihm eines Blickes zu würdigen, höre ich Ms Emmers wie sie sich bedankt, gefolgt von einem trostlosen "Gern geschehen.".
"Wegen dir hat er mich jetzt auch noch beim Gaffen erwischt.", flüstere ich aufbrausend.
Sie kichert weiterhin und schließt mit der Hand den Mund, um nicht gleich laut loszulachen.
"Wenigstens war es ein schöner Anblick.", verteidigt sie sich, wobei ich ihr tatsächlich nicht unrecht gebe. Durch die breiten Klamotten, die er immer trägt, ist mir nie aufgefallen, was für einen sportlichen Körper er doch hat.
Die zwei Stunden vergehen damit, dass wir im Stil von Andy Warhol malen, was aus den bunten Acrylfarben resultiert. Ich ertappe mich immer wieder dabei, wie ich tief in Gedanken versinke und den Pinsel verfehle oder gar falsche Farben benutze. Kunst war schon immer ein Fach, wo ich meinen Gedanken freien Lauf lassen und mich völlig meiner Noema hingeben konnte. Was auch immer heute mit mir los ist, ich darf mich nicht zu sehr ablenken. Mir reicht schon der Gedanke an den gestrigen Abend, was mir immernoch einen deutlichen Schauer über den Rücken laufen lässt. Aber ich will dennoch nicht meine Noten gefährden.

Die Schulklingel läutet und wir verlassen alle den Klassenraum. Die Flure sind überfüllt mit Schülern, die nun in die Pause gehen. Wir gehen in den Pausen kurz in unsere Wohnung, um sämtliche Schulsachen auszuwechseln, die unseren Fächern entsprechen. Auf dem Campus treffe ich auf Raya, der ich vom weiten zulächle.
"Hey, Kleines.", begrüße ich sie und reiche ihr meine Faust.
"Hey.", antwortet sie während sie unseren Gruß erwidert. Wir laufen gähnend den Weg entlang, bis wir in unserer Wohnung ankommen und die Mappen wechseln.
"Nimmst du noch was zu essen mit?", fragt sie mich, während sie in ihren Ranzen blickt.
"Was haben wir denn gleich?", erkundige ich mich und sehe nachdenklich in die Ecke.
"Wir haben jetzt eine Stunde Chemie, dann Englisch uuund ja, das war's."
"Dann nehme ich mir einen kleinen Snack für Englisch mit, kann ja nie schaden.", erkläre ich und packe aus der Schublade neben mir eine Tafel Schokolade aus. Sie grinst wissend und schmeißt sich den Ranzen über die Schulter...

Untouched | GestopptWo Geschichten leben. Entdecke jetzt