Kapitel 6

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Ein lautes Krachen aus dem Nebenzimmer zwingt mich unsanft aus dem Schlaf. Was war das? Langsam öffne ich meine Augen und spüre sofort meinen trockenen Hals. Jetzt habe ich mir auch noch eine Erkältung zugezogen. Meinen Hals reibend schlendere ich in die Küche und treffe auf Raya, die wie wild quer durch die Zimmer rast.
"Was ist hier los?", kneife ich meine Augen eng zusammen, um mich so langsam an das grelle Licht zu gewöhnen. Überrascht sieht sie zu mir rüber und kommt mit großen Schritten auf mich zu.
"Wie geht's dir? Brauchst du etwas?", überrumpelt sie mich mit Fragen. Ich schüttele angestrengt den Kopf und siehe zu der zerbrochenen Kaffetasse auf dem Boden.
"Nein, mir geht's gut. Was ist hier überhaupt los?", hinterfrage ich erneut, in der Hoffnung, endlich eine Übersicht zu finden. Sie rauft sich die Haare und schaut mich seufzend an.
"Ich wollte dir Tee und ein kleines Frühstück zubereiten, da ich dachte, dass du heute vielleicht nicht in die Cafeteria willst."
Ich lege den Kopf leicht schief und lächle sie an. Anschließend hebe ich die zersprungenen schweben vom Boden auf und widme mich wieder ganz ihr.
"Danke, dass du an mich denkst, aber mir geht's wirklich gut.", bestätige ich und gehe mit der Hand weiter über meinen Hals. Sie zieht die Augenbrauen zusammen und lässt ihren Blick hinab sinken.
"Lass mich mal sehen.", sagt sie konzentriert und streicht meine Haare nach hinten.
"Bist du dir sicher, dass du heute zum unter richt willst. Nehm dir lieber frei, Süße." Sie drückt mir einen mitfühlenden Gesichtsausdruck rein.
"Kein Grund zur Sorge. Ich habe nur Halsschmerzen und die Sache von gestern...Können wir das Thema bitte nie wieder ansprechen?", bitte ich zerdrückt und ergattere einen besorgtes Nicken.
Ich gehe zurück ins Schlafzimmer und sortiere mir die Schulsachen heraus, das aus einem beigen Faltenrock und einem weißen Hemd besteht. Ich ziehe mir noch knielange weiße Strümpfe an und stecke mir einpaar Ohrringe rein. Nach guten zwanzig Minuten schnappe ich mir meinen Rucksack und gehe mir Raya raus auf das Campus.

Nach dem gewohnten Frühstück, gehen meine beste Freundin und ich nun getrennte Wege. Sie hat zwei Stunden Biologie und ich habe Kunst. Ich laufe durch verschiedene Gänge steige mehrere Treppen, bis an dem Raum ankomme. Im Flur erkenne ich den Typen wieder, der mit einem weiteren Jungen und einem Mädchen grade in die Klasse reinläuft. Ich bemerke erst jetzt, dass er anscheinend Musik hat. Ich habe stattdessen lieber Kunst gewählt, da mir zeichnen mehr zusprach, als Instrumente zu spielen. Als ich an deren Klasse vorbeilaufe, werfe ich einen Blick hinein und sehe die ganzen Schüler im Raum verteilt. Auch er nahm sofort Platz an einem Schlagzeug. Das muss dann wohl sein Instrument sein, interessant. Ich laufe in meine Klasse rein und begrüße die Lehrerin, die noch ihre Unterlagen sortiert. Ich setze mich an mein Platz und lächle Marie an, meine Sitznachbarin.
"Kann mir einer einen Gefallen tun und die Nachbarklasse nach der Fernbedienung für das Whiteboard fragen? Unsere scheint wohl den Geist aufgegeben zu haben.", drückt sie sämtliche Knöpfe auf der Fernbedienung, die sie an den Projektor hält. Ich melde mich, woraufhin sie mir die Erlaubnis erteilt, den Raum zu verlassen. Ich stehe vor dem Raum gegenüber und klopfe dreimal an. Als Funkstille herrscht, öffne ich die Tür und entschuldige mich für die Störung. Als ich den Lehrer um die Fernbedieung bitte, sind alle Augenpaare auf mich gerichtet, bis auf eines.
"Das liegt nicht an der Fernbedieung, sondern an dem Projektor.", meldet sich eine unbekannte Stimme zu Wort.
"Stimmt, da gab es vor kurzem neue Updates, daran könnte es liegen. Man müsste erst den Projektor anschalten und ihn neu einstellen.", erklärt mir Mister Brooks. Verdutzt stehe ich da, in der Hoffnung, die Informationen nicht zu vergessen, die mir erteilt wurden. Einige scheinen meine Ratlosigkeit zu erkennen und fangen an zu kichern.
"Haben wir hier einen, der sich gut mit Computer auskennt?", fragt nun der Lehrer zu meiner Unterstützung. Alle Schüler drehen den Kopf gezielt in die hintere Reihe, wo der Typ mit seinen Freunden sitzt. Verwirrt sieht er den Lehrer an und seufzt anschließend, als er merkt, dass er gemeint ist. Er steht auf und läuft wortlos aus dem Raum, bevor ich mich bei dem Lehrer bedanke und ebenfalls rausgehe...

Untouched | GestopptWo Geschichten leben. Entdecke jetzt