Vermutungen.

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Plötzlich spürte ich eine Hand auf meiner Schulter, doch reagieren tat ich nicht.
Mich empfing der teuer riechende Geruch des Parfüms, dass Taehyung immer trug.

Ich war sonst nie eine Person, die schnell weinte, aber gerade in diesem Moment wollte der Tränenfluss einfach nicht stoppen.
Mein Körper bebte bei jedem Schluchzen und ich biss mir auf die Unterlippe, versuchend es zu unterdrücken.
Mein Kopf war auf meine Knie gebettet und ich weinte mit geschlossenen Augen.
Ich wollte ihn jetzt nicht ansehen.
Er sollte mich auch nicht so sehen, ich schämte mich dafür.

Ich vernahm ein Seufzen.
"Jeongguk, es wird... schon wieder alles gut."
Taehyungs Stimme mit einem Hauch von Nettigkeit zu hören war befremdlich.

Spielte er das jetzt nur? Dass ich aufhörte, ihn mit meinem Geheule zu nerven?

Und was passierte jetzt eigentlich? Blieben die beiden in unserem Haus, obwohl mein Vater nicht mehr anwesend war?

Meine vom weinen verquollenen Augen sahen langsam zu ihm hoch und in meinem Kopf bildete sich ein einziges Fragezeichen.

Es gab so unendlich viele unbeantworteten Fragen, aber die  grösste wurde mit einem Schlag als ich hochsah, die, warum Taehyung mich aufeinmal anlächelte.

Ja, er lächelte wirklich.
Zwar sah das aufgezwungen auf, seine Augen lächelten nicht mit.. aber.. er lächelte mich an.

Wahrscheinlich musste ich ziemlich geschockt ausgesehen haben, weswegen sich seine Mundwinkel wieder nach unten zogen und er sein nur zu bekanntes Arschloch Gesicht wieder anwandte.
Wir starrten uns gefühlt eine kleine Ewigkeit einfach nur gegenseitig in die Augen und sagten nichts.
Dann durchschnitt er die Stille.

"Gut, du hast aufgehört zu weinen."

Er zog seine Hand wieder von meiner Schulter und das warme Gefühl verschwand augenblicklich, dass die große, schlanke Hand hinterlassen hatte.

Dass ich aufgehört hatte Tränen zu vergießen, hatte ich überhaupt nicht mitbekommen.

Die nassen Tränenspuren auf meiner Wange wurden kalt und es fühlte sich einfach nur ekelhaft an.
Ich fühlte mich dreckig.

Ich sollte duschen gehen, aber davor musste ich Taehyung noch etwas fragen.
Er stand immer noch leicht hinter mir und wartete wohl auf eine Reaktion meinerseits.

"Taehyung.. h-hat mein Dad eine Chance, auf Bewährung rauszukommen?"

Ich versuchte den Ton strikt zu unterdrücken, der meine Stimme so ängstlich anhören liess, aber mir gelang es nicht.

Ich hatte einfach nur Angst davor, dass mein Dad mir für längere Zeit verwehrt bleiben würde.
Auch wenn wir beide unser eigenes Ding gemacht hatten, als meine Mutter abhaute und es eher für uns innerlich allein geklärt hatten.. liebte ich ihn.

So unfassbar sehr, und mein Herz würde es nicht verkraften, wenn er mir nun entrissen werden würde.

Aber ich war auch nicht naiv, niemand würde auf Bewährung rauskommen, wenn er so viele Drogen besessen hatte.
Oder?

Nein, nein, wahrscheinlich nicht.
Mein Herz zog sich zusammen, aber ich war strikt davon überzeugt, dass mein Vater es nur angehangen bekommen hatte.
Aber wer wollte ihm schaden?

"Wenn niemand seine Unschuld bezeugen kann, muss er aufjedenfall ins Gefängnis.
Momentan sitzt er in U-Haft, Jeongguk."

Zwar war mir das schon irgendwie bewusst gewesen, trotzdem wurde ich wieder mit einer Frustationswelle überrollt.

"Warum bist du überhaupt hier? Müsstest du nicht auch arbeiten?"
Fragte ich leise zurück.

Er zögerte kurz, dann nickte er.

"Ich hätte eigentlich arbeiten sollen, aber als du in meinen Armen bewusstlos geworden bist, habe ich mich bei meinen Kollegen abgemeldet und gesagt ich würde mich um dich kümmern.
Dann habe ich dich reingetragen. "

Ich dachte für einen Moment mir würde meine Spucke wegbleiben.
Taehyung sorgte sich freiwillig um mich?

Und in mir drohte ein schlimmer Verdacht zu wachsen.

"Oh.. okay.. danke?"
Ich räusperte mich etwas und stand dann von der Couch auf, zwar wackelig, aber ich stand.
Ohne ihn nochmal wirklich anzuschauen huschte ich an ihm vorbei, nach oben ins Badezimmer.

Ich überstand den Weg und die Treppenstufen ganz gut, auch wenn mir schwindelig war.
Wenn ich mich nicht irrte, wollte er mir noch etwas hinterherrufen, liess es dann aber, worum ich froh war.

Nicht lange dauerte es, bis ich mich vollständig ausgezogen hatte und unter die Dusche stieg.
Das warme Wasser fing an auf meine Haut zu prasseln und mich erfüllte eine angenehme Wärme.

Eigentlich hätte ich das jetzt genossen, entspannend die Augen geschlossen und taggeträumt.

Aber nein, jetzt dachte ich immer wieder an die selbe Sache.

Hatte Taehyung oder seine Mutter meinen Vater ins Gefängnis gebracht und das extra?

Waren sie die Personen, die das inszeniert hatten?

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GOOD MORNING Y'ALL!❤

Bin zwar sehr unzufrieden mit diesem Kapitel, aber here we go. <3

✾ υทsσciαвℓє  -  α vкσσк sτσry ✾Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt