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Caius

Es war ein Tag vor Weihnachten. Und es kotzte mich jetzt schon an. Im Thronsaal stand ein riesiger Tannenbaum. Durch das ganze Schloss dudelte Weihnachtsmusik und überall hing Weihnachtsdeko. Alle außer mir waren in festlicher Stimmung.

Gerade tänzelte Aro durch den Thronsaal, während er zusammen mit Marcus, Sulpicia, Athenodora und den Wachen den riesigen Weihnachtsbaum schmückte. Sie hatten auch versucht, mich dazu zu bringen, mitzumachen, doch ich hatte mich geweigert. Ich würde definitiv nicht diesen Müll mitmachen. Ich war Caius Volturi und nicht irgendein weihnachtsverliebter Idiot.

Während ich also genervt vor mich hinstarrte, waren die Anderen dabei augenscheinlich den Spaß ihres Lebens zu haben. Mir würde das sicher keinen Spaß bringen.

Mit einem Seufzen stand ich auf und verließ den Thronsaal. Draußen auf dem Gang kam mir Carlisle entgegen. „Guten Tag, Caius.", meinte er zu mir. Ich nickte einfach nur. Dabei lief ich weiter. Carlisle schien zu beschließen, dass er mich begleiten wollte, denn er lief neben mir her.

„Wieso war mir klar, dass du schlechte Laune haben würdest?", schmunzelte er. „Es ist Weihnachten und alle sind so widerlich gut drauf.", grummelte ich und stieß die Tür zu meinem Gemach auf. Carlisle blieb unsicher an der Tür stehen. Es war noch nie jemand außer mir in meinem Gemach.

„Na los, komm schon rein. Hier drinnen reiß ich dir genauso wenig den Kopf ab, wie da draußen.", seufzte ich. Carlisle trat in mein Gemach und schaute sich um.

Alles war in schwarz, weinrot und dunkelbraun gehalten. Normalerweise war es ziemlich ordentlich in meinem Gemach, jedoch hatte ich gestern eine Wutattacke gehabt und war komplett ausgeflippt. Dementsprechend sah auch mein Gemach aus.

„Du hast es ja echt... schön... hier.", kam es von Carlisle. „Ist es normalerweise. Aber ich war wütend.", entgegnete ich. „Warte einen Augenblick.", meinte ich und begann rumzurasen.

In der nächsten Sekunde war alles aufgeräumt.

„Weihnachten ist nicht so dein Ding, oder?", wollte Carlisle nun wissen und schaute mich forschend an. „Weder Weihnachten, noch Geburtstage, Nikolaus, Ostern, Silvester oder sonst was.", entgegnete ich und lehnte mich gegen die Fensterbank. „Magst du überhaupt irgendeinen Feiertag?", wollte er wissen. „Nein, nicht wirklich. Ich mag die ganzen Feiertage mit Geschenken nicht, ich mag meinen Geburtstag nicht, ich mag andere Geburtstage nicht, eigentlich mag ich die ganze Welt nicht, aber ich denke mal, dass das nichts Neues ist.", erwiderte ich und Carlisle begann zu schmunzeln.

„Wieso bist du hier?", wollte ich wissen und zog eine Augenbraue nach oben. „Aro hat mich und meine Familie eingeladen, mit euch Weihnachten zu verbringen. Die Anderen sind noch in den Gästezimmern, die Aro für uns hat vorbereiten lassen.", erklärte Carlisle. Ich nickte nur.

„Später gehen wir alle zusammen noch in das Winterdorf hier. Tu Aro doch diesen einen Gefallen und komm mit.", schlug Carlisle vor. Ich schaute ihn einen Augenblick an und zog dann eine Augenbraue nach oben. „Ich bin älter als du.", war das Einzige, was ich dazu sagte. „Ja, du wandelst schon seit unfassbaren 3319 Jahren auf dieser Erde.", meinte Carlisle. Ich seufzte. „Das ist eine lange Zeit.", murrte ich nur und blickte kurz auf meine Hände. Nächstes Jahr würde ich schon seit 3300 Jahren ein Vampir sein. Es war eine unglaublich lange Zeit.

„Wie viel älter bist du eigentlich, als ich?", wollte Carlisle nun wissen. „Ich bin 1300 vor Christus geboren. Du bist gerade mal 1640 geboren. Ich bin 2940 Jahre älter als du.", meinte ich.

Kurz guckten wir uns nur an. „Bitte, komm ausnahmsweise mal mit. Es ist doch auch was Gutes dabei. Du wirst deine Frau für ein paar Stunden los.", sagte Carlisle und grinste verschmitzt. Er wusste, wie sehr ich Athenodora hasste und auch, dass sie und ich zwangsverheiratet waren. Zwar liebte sie mich, jedoch konnte ich sie überhaupt nicht ausstehen und hatte sie schon immer dauernd betrogen. Wir hatten noch nie miteinander geschlafen und als wir verheiratet wurden und der Pfarrer gemeint hätte, dass ich die Braut nun küssen sollte, hatte ich ihm das Herz aus der Brust gerissen und ihn leergesaugt. Es war eine ziemlich blutige Zwangshochzeit.

Geschlagen nickte ich und gab noch dazu mit einem Seufzen nach. Carlisle lächelte zufrieden und verließ dann mein Gemach. Jetzt war ich wohl gezwungen, mitzugehen.

Ungefähr eine Stunde später, trafen wir uns alle im Eingangsbereich des Schlossen. Wir alle sahen anders aus, als ansonsten. Schließlich konnten wir nicht im Normalzustand raus.

Ich trug eine schwarze Jeans, schwarze Stiefel, einen schwarzen Mantel, einen grauen Schal, schwarze Handschuhe und hatte mir farbige Kontaktlinsen reingemacht. Nun hatte ich wieder, wie als Mensch blaue Augen. Zum Glück konnte ich nicht schwitzen.

Sulpicia begann freudig zu quietschen, als sie mich sah. „Caius kommt mit, Caius kommt mit!", rief sie aufgeregt und dopste auf und ab. Im nächsten Moment sprang sie mir an den Hals.

„Sulpicia, es reicht.", grummelte ich. Auch die Anderen schienen sich zu freuen. Plötzlich setzte mir Sulpicia noch eine Mütze auf. Ich knurrte leicht, doch sie schlug mir auf die Finger, als ich die Mütze wieder abziehen wollte. Jedoch war Sulpicia die Einzige, die so etwas bei mir machen durfte. Sie konnte ich eigentlich schon eine gute Freundin von mir nennen.

Als wir alle bereit waren, gingen wir los. Insgesamt waren es Aro, Marcus, Sulpicia, die Cullens, ich und zur Sicherheit noch Jane, Felix und Demitri.

Draußen lag der Schnee centimeterdick auf dem Boden. Erst als wir schon draußen waren, fiel mir auf, dass bei den Cullens auch der kleine Mensch dabei war.

Ich lief hinter ihr und sah, wie ihr Atem Wölkchen erzeugte. Plötzlich rutschte sie auf einem kleinen bisschen Eis aus und flog nach hinten. Sie wäre eigentlich hingefallen, doch im letzten Moment tat ich meine Hände aus meinen Manteltaschen und streckte sie nach vorne.

Meine Hände lagen an ihrem unteren Rücken und so hielt ich sie. So hatte ich sie aufgefangen, bevor sie mit dem Kopf auf den Boden geschlagen wäre und wahrscheinlich eine Blutlache erzeugt hätte. Und das wäre kritisch geworden. Vielleicht wäre jemand ausgeflippt.

Das Menschenmädchen schaute mich erschrocken an. „Hinfallen und sich den Kopf aufschlagen, umgeben von so vielen Vampiren ist keine gute Idee.", meinte ich einfach nur, stellte sie wieder hin und ließ sie sofort los. Dann lief ich weiter.

Ich lief an ihr vorbei und ignorierte ihren Blick. Im Augenwinkel sah ich noch, wie Edward zu ihr ging. „E-er...", stammelte sie leise. „Ja, er hat dir geholfen. Du musst nicht so eine riesen Angst vor ihm haben, Bella. Caius ist schon sehr alt und auch ziemlich edel. Er hält sich an seine Versprechen und sie haben versprochen, dass sie unsere Bedingung zu deiner Verwandlung einhalten.", murmelte Edward. Ich schmunzelte kurz ein wenig, da ich sie hörte. Und Edward wusste das.

Weihnachten bei den VolturiWo Geschichten leben. Entdecke jetzt