7. Tod

3 1 0
                                    

Als ich Stunden später wieder zu mir kam, lag ich in einem Krankenhausbett. Es war warm, fast heiß. Meine Lunge brannte noch immer und ich musste husten. 
Hände halfen mir mich aufzusetzen. Für einen Moment hoffte ich, dass es Grischa sein würde, aber es war nur eine Krankenschwester. 
"Ruhig, Sie haben sich eine schwere Unterkühlung zugezogen. Wie heißen Sie?"
"Ivaris Sorokin", krächzte ich. 
"Wieso saßen Sie so allein im Park?"
"Habe auf jemanden gewartet." Anscheinend hatte meine Stimme schon wieder gelitten.
"Wann darf ich wieder gehen?", fragte ich neugierig.
"Morgen, wenn es Ihnen besser geht."
Ich ließ mich wieder zurück aufs Kissen fallen. 

Ich hatte es trotzdem irgendwie geschafft aufzustehen und mich zumindest zur Psychiatrie zurück zu schleppen. Scheinbar war ich gar nicht weit gelaufen, sondern nur im Park. 
Zitternd schleppte ich mich in den Eingangsbereich und jagte damit dem Personal einen riesigen Schrecken ein. 
"Sie sehen aus wie eine wandelnde Leiche!" 
"Was ist passiert? Wo ist Ivaris?" 
"Ich…ich…", sogar meine Stimme zitterte. "Mir ist eiskalt." Ich ließ mich wieder auf den Boden sinken. 

Ich hatte mich zusammengerollt und starrte ins Leere. Ich hatte gerade mal eine Stunde geschlafen nachdem die Krankenschwester gegangen war. Leicht schaukelnd lag mein Blick auf der weißen Wand mir direkt gegenüber. Ein Arzt kam rein, betrachtete das Ganze kritisch, untersuchte mich. Ich ließ es über mich ergehen. "Lungenentzündung", meinte er dann. 
Vielleicht hatte ich ja Glück und würde einfach daran sterben. 

Man hüllte mich in eine Decke, unter der mir nur langsam wärmer wurde. Ich wollte mich nicht bewegen, nicht sprechen und nicht denken. 
Die ganze Zeit war jemand um mich und die Fragereien hörten nicht auf. Ich konnte keine beantworten, was nur noch mehr auslöste. 
Mein Kopf war wie Watte, die mich nichts verstehen ließ. 

Mir wurden Tabletten gegeben und da ich mich weigerte zu trinken ein Tropf angehängt. Noch eine Stunde später ging es mir einfach nur noch schlecht. 
Ich schwitzte und fror gleichzeitig erbärmlich. Fieber. Dazu kamen noch die Hustenanfälle, nach denen ich hechelnd auf dem Bett lag und versuchte wieder zu Atem zu kommen. 
Inzwischen hatten sie vermutlich auch herausgefunden, wo ich herkam und hatten in der Klinik angerufen um sie zu informieren.

Plötzlich fragte mich niemand mehr nach Ivaris und seinem Aufenthaltsort. Mein Körper nutzte das um abzuschalten und alles wurde schwarz.
Ich schlief oder war ohnmächtig, ich konnte es nicht wirklich sagen. Irgendwann hatte das alles seinen Tribut gefordert. Mein Zustand hatte sich vermutlich nicht gerade verbessert. 

Ich spürte, wie etwas auf mein Gesicht gedrückt wurde und das Atmen wurde einfacher. Ein Gummiriemen legte sich um meinen Kopf. Sauerstoffmaske? Wie lange war ich weg gewesen? 
"Sein Zustand ist fragil, durch das schwache Immunsystem ist das ganze bei ihm viel heftiger, wie bei einem völlig gesunden Menschen", hörte ich jemanden durch die Watte in meinem Kopf sagen.

Ich wachte auf, weil mich jemand antippte. Ein breitschultriger Mann in Sanitäterkleidung sah auf mich hinunter. Was war denn jetzt passiert? 
"Wir sehen uns das in der Klinik mal genauer an. Wie lange war er draußen sagten Sie?" 
"Ich weiß nicht genau, aber über ein oder zwei Stunden sicher." 

"Gibt es eine Schätzung, wann er wieder zu sich kommen wird, Doktor?"
"Nein", meinte eine Männerstimme. 
Irgendwie erinnerte mich das an meinen letzten Krankenhausaufenthalt, da hatten sie genau dasselbe gesagt.

"Ich werde nicht mitgehen. Mir ist schon nicht mehr kalt." Ich setzte mich auf. 
Und sofort ging es wieder los, nur dass es dieses Mal keine Fragen, sondern Drohungen und Vorwürfe waren. 
"Wo ist Ivaris?" 
"Sie hatten die Aufsicht!" 
"Sie sollten doch aufpassen!" 
"Wenn ihm etwas passiert, wandern Sie gleich wieder ins Gefängnis." 
Die Tür ging auf und Alenka stürzte hinein. Sie zog mich auf die Füße
"Was ist in dich gefahren? Wie konntest du zulassen, dass Ivaris verschwindet? Weißt du denn nicht, was Verantwortung ist?" Sie schüttelte mich. 
Ich schubste sie weg. "Nein weiß ich nicht, der kann auf sich allein aufpassen. Er braucht mich nicht, niemand tut das! Wäre wohl besser, wenn die Hexe besser gezielt hätte!" 

Todessee -Teil 2 : TodesstadtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt