15. Erster Tag an der Universität

2 0 0
                                    

Nervös zusselte ich an meinem Hemd rum. Heute war der erste Tag an der Uni. Wir hatten uns davor zwar die Stadt schon angesehen, aber ich war mir nicht sicher, ob ich überhaupt den Raum finden würde, zu dem ich musste.

“Nicht so aufgeregt”, meinte ich als wir los liefen und Arthur immer genau hinter mir ging. “Es ist wie am Flughafen, die beachten dich gar nicht.”

"Ich werde mich so blamieren", nuschelte ich nervös. Ich hatte Angst, Angst etwas falsch zu machen, Angst ausgelacht zu werden.

“Wieso das denn?”

"Ich werde irgendwas Dummes sagen, hinfallen, in den falschen Raum gehen oder den Dozenten falsch ansprechen", zählte ich ein paar der Eventualitäten auf, die mir durch den Kopf gingen.

“Etwas dummes sagen kann jedem passieren. Genau wie die falsche Ansprache. Wenn du hinfällst merk dir wer dich geschubst hat, ich werde ihm den Kopf waschen.”

"Vermutlich ich über meine eigenen Beine, dann kannst du mir den Kopf waschen", meinte ich ein wenig belustigt über seine Fürsorge.

“Ich meinte das ernst, wenn dir einer krumm kommt, soll er zu mir kommen. Hier gibt es so viele Menschen und wir kennen keinen einzigen. Ich will nie wieder, dass irgendwer schlecht zu dir ist.”

"Und ich will nicht, dass du nochmal eine Straftat begehst", meinte ich und sparte mir absichtlich das Gefängnis, was Gideon ja schon von innen gesehen hatte.

“Ich begehe keine Straftat, wenn ich mich prügel. Ich habe schließlich keine Waffe um jemanden zu bedrohen. Außerdem war das nicht nur eine Straftat.” 

"Körperverletzung ist auch eine Straftat. Und das einzig, was du bisher außer dich zu prügeln gemacht hast waren Dinge mitgehen zu lassen und das waren auch nur Straftaten", meinte ich warnend. Er durfte nicht weiter in der Öffentlichkeit Dinge aus seinem alten Leben andeuten.

“Du weißt, dass ich das machen werde, wenn dir was passiert. Sei es noch so unbedeutend, das hier soll ein gutes Leben werden.”

"Es wäre ein besseres Leben, wenn du niemanden verprügelst."

“So bin ich aufgewachsen. Soll ich eine Therapie wegen meine Persönlichkeit machen?”

"Aggressionstherapie wäre vielleicht gar nicht so schlecht. Und du solltest wirklich nachdenken, bevor du redest, sonst haben wir bald ein echtes Problem."

“Ich denke nach bevor ich rede. Sonst wäre schon längst etwas passiert.”

"Nein tust du nicht, Gideon", ich betonte seinen Namen übermäßig, damit er verstand, was ich meinte.

“Okay, okay…Wäre vielleicht besser, wenn ich gar nicht rede…”, murmelte ich.

"Manchmal schon."

Wir erreichten das Unigelände, bevor ich etwas erwidern konnte und ich schwieg.

"Ich glaube, ich muss in die Richtung", meinte ich und zeigte nach rechts. Dort war das große Hörsaalgebäude.

“Ich muss da rein.” Ich nickte geradeaus. “Dann bis später und viel Glück. Finde ein paar Freunde, auch wenn du dir schwer tust.”

Ich lächelte schief und machte mich dann auf den Weg. Als ich endlich den richtigen Hörsaal gefunden hatte, war dieser bereits halb gefüllt und ein paar Blicke richteten sich auf mich, aber nicht viele. Ich setzte mich hinten hin und holte den Laptop raus.

Ich betrat den Hörsaal und sah mich um. Es waren erst drei andere Studenten hier. Wie ich sie so sah, dachte ich an meine Schullaufbahn zurück. Ich hätte mir nie träumen lassen, einmal zu studieren oder überhaupt mehr zu arbeiten als bei Dimitri im Laden.

Todessee -Teil 2 : TodesstadtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt