Chapter Fifteen

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Ein Lagerfeuer, menschenhoch, an der einen Seite stand Jim Moriarty und gegenüber kniete John auf dem Boden. Seine Hände und Füße waren zusammengebunden. Sebastian Moran hatte seinen Fuß gegen Johns Rücken gestemmt und hielt ihm ein Jagdgewehr gegen den Kopf. Mein Herz pochte wie wild und Schweiß floss mir über die Stirn. Jim sah mich an. „Ich hab deine Nachricht erhalten", rief ich, „Ist das jetzt sowas wie... Spaß? Moriarty, was soll der Scheiß?" Er grinste hämisch und verschränkte die Arme hinter dem Rücken. „Das ist dieser Hang zum Dramatischen, Sherlock. Den wir beide teilen." Er leckte sich einmal über die Lippen und kaute Kaugummi. Mir gefiel die ganze Angelegenheit eher so semi. „John, alles okay?", fragte ich besorgt, doch dieser traute sich nicht einmal zu nicken. Ich konnte erkennen, es war ein Gewehr wie Jäger es nutzen um Tiere zu töten und es war geladen. Offenkundig ist wohl Mutter oder Vater, aber eher Vater, von Moran ein Jäger und hat ihn früher auf Jagdausflüge mitgenommen und ihm beigebracht wie man es benutzt. Punkt für sie.

„Also, ich soll ihn offenkundig retten. Wie mach ich das in deinen Augen? Was ist der deal?" Jim kam auf mich zugelaufen, das Lächeln stets im Gesicht. „Ergib dich mir." „Damit du mich umbringen kannst?" „Ich wollte dir das Herz heraus brennen, erinnerst du dich? Lagerfeuer, du, ich bin in der Führungsposition. Bietet sich doch irgendwie an, nicht?" Ich nickte. Ja, aber warum tat er das denn? Wie konnte man einen Menschen so sehr hassen, dass man ihn verbrennen wollte? Und wie konnte man einen Menschen hassen, den man garnicht kannte? „Oder soll ich lieber John hier ins Feuer werfen? Ihm den Kopf eintreten? Ich bin zu allem fähig Sherlock, du musst es mir nur sagen." Ich seufzte. „Du sollst ihn frei lassen." „Also ergibst du dich? Willst du wirklich sterben?" Ich schüttelte schwach den Kopf. Mir kam das so unwirklich vor. Es musste einen Weg geben, bei dem weder ich noch John draufgehen und ich konnte mir sicher sein, dass Moriarty nicht blufft. „Du hast meine Botschaften verstanden, nehme ich an?", fragte er mit einem Unterton, den ich nicht deuten konnte. „Natürlich." „Alles nur für dich, Sherlock." Ich nickte. „Wir werden Sie finden, Sherlock Holmes. Sie werden nicht fliehen können. Der Tod steht ihnen bevor... Nett."

„Nicht wahr?", grinste er hämisch und siegessicher. Er lief langsam um das Feuer herum, während ich vor Angst nur an meinem Punkt stehen bleiben konnte. „Dann ergebe ich mich halt", meinte ich, „was passiert dann mit mir und was passiert mit John?" Er nickte mir zu, aber wohl eher an mir vorbei. Ich konnte etwas an meinem Rücken spüren und den Duft des intensivsten Parfüms, den ich je zu riechen bekam. Das zweite Mal für diesen Abend. „Hätte nicht gedacht, dass wir uns ein zweites Mal treffen heute Abend", flüsterte ich, „aber da dachte ich noch, dass du auf meiner Seite stehst." „Bastard", erklang Irenes Stimme hinter mir. Zum Ersten Mal fing auch John an zu reden. „Nein!", rief er, „bringt ihn nicht um! Er ist mein ein und alles!" Jim lachte nur, belustigt von unserem Schauspiel. „Du klingst wie diese Dreizehn-Jährigen-Mädchen, die von ihrer besten Freundin reden und sich direkt danach eh wieder anzicken. Oh, John." Ich schluckte schwer. „Du willst wissen was ich dir an deinen Rücken halte?", fragte Irene, „britischer Dolch aus dem achtzehnten Jahrhundert. Sollte dir bekannt vorkommen." Ja, das tat er. Es war derselbe Dolch, mit dem auch die Tiere erstochen wurden. Mit anderen Worten, wenn der mich trifft, werde ich sterben. Und so wie sie damit an meinem Rücken herum kratzte, würde sie den sicherlich liebevoll in meinen Dünndarm schieben.

„Also, ist das jetzt sowas wie abgemacht?", fragte Jim und ich nickte. „Nein Sherlock!", rief John, „du kannst doch nicht!" Ich nickte. Oh doch John. Mein Wunsch zu Selbstmord war zu hoch und das war perfekt. Nur das es jetzt eben Mord war und ich wohl qualvoll sterben würde, wenn das alles so ablaufen würde, wie Jim es geplant hatte. Aber das würde es nicht, das hatte ich mir schon vorgenommen. „Lasst zuerst John frei." Wir schwiegen kurze Zeit und mann konnte nur das Knistern des Feuers hören. „Natürlich." Mittlerweile spürte ich mein Blut durch die Adern pulsieren. Angst. Adrenalin. Tod. Ich würde nicht sterben, davon war ich fest überzeugt. Ich würde nicht sterben. Moran nahm den Fuß von John und knotete seine Fesseln auf. Er auf mich zu rennen, aber Moran hielt ihn an seinen Händen fest. „Sherlock!", schrie er schrill und Tränen flossen über seine Wangen. Ich atmete tief ein und wieder aus. John verstand mich, wir waren seelenverwandt. Den Plan konnte ich vor meinem inneren Auge genau sehen. 1:1, schwarz auf weiß.

„Vatikanische Karmeen!", rief ich so laut ich nur konnte und duckte mich, nahm Irenes Fuß, drehte ihn beim aufstehen wieder hoch sodass sie umfiel. Wie John es geschafft hatte, sich aus Sebastians Fängen zu befreien, konnte ich nicht wissen. Ich war zu sehr mit mir selbst beschäftigt. Ich musste Irene komplett ausschalten, sie hatte das Messer. Ich warf mich auf sie, sodass sie sich nicht bewegen konnte und versucht sie bewusstlos zu schlagen, was mir eindeutig misslang. Jim zog mich von ihr und schleuderte mich in Richtung Feuer. Nur schwer konnte ich diese Begegnung aufhalten, aber schaffte es trotzdem, dass mein Mantel kein Feuer fing. Schnell sprang ich auf und sah wie Moriarty auf mich zu gerannt kam. Im letzten Moment drehte ich mich zur Seite um ihn abzuwehren. Aber das war kein Disneyfilm, das war Realität. Jim rannte natürlich nicht geradeaus ins Feuer sondern drehte sich mit mir ab und stürzte sich auch mich. John kam von hinten und zerrte ihn von mir herunter, warf ihn zu Irene hinüber. Wir rafften uns schnell auf. „Alles okay? Sherlock, wir kommen hier beide lebend raus, versprochen", flüsterte John und wir rannten in Richtung Eingang der Jugendherberge.

Schön wärs gewesen, wenn wir hätten fliehen können. Happy End. Aber wie gesagt, kein Disneyfilm. Jim packte den Kragen meines Mantels und zog mich zurück. John lief weiter, realisierte, dass ich nicht nachkommen konnte, blieb stehen und drehte sich um. Das Kratzen an meinem Rücken war zurück. „Jetzt ist es aus, ein für alle Mal!", rief Jim und an der Stelle, wo ich vorher noch Kratzen spürte, pulsierte jetzt Schmerz. Ich wandte meinen Blick von John ab und sah an mir herunter. Aus meinem Brustkorb ragte die Spitze des Dolches, blutverschmiert. Nicht mehr lang. Jim riss es heraus und schob es noch einmal herein, und noch einmal. Mit jedem Mal konnte ich mehr Adern und Organe zersplittern spüren. Und John durfte sich alles ansehen.

Ein Schuss. Lauter Knall. Und schon vorbei. Das Stechen hörte sofort auf. Ich konnte mich nicht mehr halten. Die Gravitation kehrte in meinen Körper zurück und ich fiel nach hinten. John lief schreiend zu mir. „Sherlock!", schrie er und ich konnte auch plötzlich andere Stimmen um mich herum hören. Waren das die Stimmen aus der Unterwelt oder war das echt? ich konnte es nicht mehr unterscheiden. Nur John stützte meinen Kopf. „Sherlock! Sherlock, wir kriegen das hin! Bleib bitte, bitte wach!", rief er laut. Seine Laute ließen mich am Leben bleiben. Doch nicht mehr lang. Seine hand berührte meine, aber ich konnte es bald nicht mehr spüren. Wo war er? Ich öffnete meine Augen und konnte sein kleines Gesicht weinend über meinem sehen. Farben verschwammen, aber das war ganz klar John. „Sherlock bitte, ich flehe dich an, bleib hier!", hörte ich ihn in meinem Hinterkopf. Aber das war doch okay, nicht wahr? Wir hatten genug Spaß gehabt, genug Zeit miteinander verbracht. Und doch so viele Worte ungesagt und Taten ungetan. Du hast mir mein Leben bedeutet, John Watson, und ich habe es dir nie gezeigt. Du hast mir mein Leben bedeutet und jetzt sterbe ich. In deinen Armen. Da gab es tatsächlich noch eine Sache, die ich loswerden musste. Die magischen ‚letzten Worte'. Die magischen ‚drei Worte'. Die, mit so viel Bedeutung. Die, die so viel anrichten können. Meine letzten Worte. Und nur schwach, nicht mehr wirklich bei Bewusstsein, flüsterte ich sie meinem Partner zu.

„Ich liebe dich, John Watson."

I love u more than drugs {teenlock; deutsch/german}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt